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Erfolgreicher Schlag gegenThai-Pillen-Mafia

Keystone

Die Polizei hat einen südost-asiatischen Mafia-Ring zerschlagen. Über 100 Personen wurden verhaftet. Gehandelt hatten sie vor allem mit Thai-Pillen und Frauen. Die Schweiz diente als europäische Drehscheibe.

Die Schweizer Polizei hat den bisher grössten Thai-Pillen-Ring in Europa zerschlagen. Dabei wurden 450’000 Pillen beschlagnahmt und 102 Personen verhaftet, darunter die in der Schweiz wohnhaften Drahtzieher. Das teilte das Bundesamt für Polizei (BAP) am Dienstag (14.08.) in Bern mit.

Drogen- und Frauenhandel

Die Ermittlungen hätten gezeigt, dass der Handel mit Thai-Pillen eng mit dem Frauenhandel verknüpft sei und Strukturen der organisierten Kriminalität aufweise, sagte Dieter Stüssi vom BAP, der die Aktion koordiniert hat.

Die Frauen seien in die Schweiz gelockt und regelmässig als Drogen-Kurierinnen missbraucht worden. Während die Droge zunächst hauptsächlich im Rotlichtmilieu an asiatische Personen verteilt worden sei, habe sich der Handel und Konsum in der Folge immer mehr auch auf die Techno- und Partyszene ausgeweitet.

Schweiz als Testmarkt…

Erstmals war in der Schweiz im September 1998 eine grosse Menge Thai-Pillen sicher gestellt worden: Eine thailändische Kurierin wurde dabei am Flughafen Kloten mit 28’000 Pillen festgenommen. Im Sommer 1999 wurden dann die flächendeckende Ermittlungen aufgenommen. Diese liefen unter dem Codenamen «Wy», da sämtliche der verdächtigen Tabletten diese Prägung aufwiesen.

… und Drehscheibe

Die in Südost-Asien hergestellten Pillen wurden hauptsächlich über den Flughafen Kloten in die Schweiz gebracht und anschliessend im ganzen Land verteilt. In der Schweiz waren die Händler vor allem in den Kantonen Zürich, Bern, Waadt, Basel-Stadt, Thurgau und Solothurn aktiv.

Bald jedoch wurden sie nach ganz Europa geliefert. Dazu wurden die Pillen in Kleidungsstücke eingenäht oder in getrocknetem Fisch, Currypulver, Kosmetika oder Waschpulver geschmuggelt.

Hohe Gewinnspanne

Die Grundsubstanzen für die Herstellung der Pillen haben vorwiegend Chinesen geliefert, den Transport organisierten Thailänder und den Handel übernahmen Vietnamesen. Beim Einkauf in Thailand kostete eine Pille die mutmasslichen Händler rund 50 Rappen.

Eine Thai-Pille kostete vor der Zerschlagung des Drogenrings für den Konsumenten etwa 20 Franken – nach der Polizei-Aktion hat sich der Preis auf der Strasse laut BAP verdreifacht.

Gefährlicher als Ecstasy

Thai-Pillen enthalten Methamphetamin und sind mit Ecstasy (MDMA) strukturverwandt. Sie werden in der Regel ab Folie geraucht oder geschluckt.

Das Suchtpotenzial beim Folienrauchen gilt nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit als dreimal so hoch wie beim Ecstasy. Die Droge stimuliert stark; gerauchte Pillen wirken wie Crack (aufgekochtes, rauchbares Kokain) die Wirkung dauert aber länger an.

swissinfo und Agenturen

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