
Expo.02: Umwelt-Controlling besorgt wegen Bundesprojekt

Der "Palais de l'Equilibre", das Expo-Projekt des Bundes für nachhaltige Entwicklung, macht beim Umweltschutz negativ auf sich aufmerksam.
Das von der Expo-Leitung mit der Umweltkontrolle beauftragte Unternehmen Aquarius hat diese Situation am Freitag in einem Communiqué kritisiert. «Ich bin empört», sagte Aquarius-Direktor Jean-Carlo Pedroli.
Bereits im Mai hätten die Arbeiten für 24 Stunden eingestellt werden müssen, weil bei See-Bohrungen Zement-Milch ins Wasser geschüttet worden sei. «Es ist die einzige Baustelle der ganzen Expo, die geschlossen werden musste», fuhr der Umweltverantwortliche fort.
Pedroli kritisiert zudem, dass sämtliches Material für den «Palais de l’Equilibre» per Lastwagen geliefert werde, während die Expo allgemein bei 70 Prozent der Materialtransporte den Zug oder das Schiff benütze.
Letzteren Vorwurf will das Büro Techdata – vom Bund für den Bau des «Palais de l’Equilibre» beauftragt – so nicht gelten lassen. «Das Metallgerüst wurde per Bahn geliefert», sagte Christian Burri von Techdata. Und das Holz, Hauptbestandteil des Bundes-Gebäudes, stamme aus einer Region, wo Zugtransporte nicht möglich seien.
Feinstaubfilter
Wegen fehlender Feinstaubfilter musste Aquarius bereits im Juli einschreiten. Von den insgesamt 184 im Einsatz stehenden Baumaschinen waren damals nur gerade drei mit Feinstaubfiltern ausgerüstet. In der Zwischenzeit wurde dieses Problem überall behoben – ausser beim «Palais de l’Equilibre».
Aquarius-Chef Pedroli verurteilt, dass ausgerechnet der Bund die Schutzvorschriften, die er selber erlassen habe, nicht einhalte. Im «Palais de l’Equilibre» sei dies besonders problematisch, weil die Maschinen in einem abgeschlossenen Raum arbeiten würden. Feinstaubfilter reduzieren die stark gesundheitsschädigenden Russ-Emissionen um 90 Prozent.
Strenge Expo-Vorschriften
Christian Burri von der Techdata wies darauf hin, dass die von der Expo festgelegten Umweltkriterien zu spät bekannt gegeben worden seien und darum in den Bauausschreibungen nicht mehr hätten berücksichtigt werden können. Man habe sich aber an die gesetzlich geltenden Vorschriften gehalten. «In den neuen Verträgen für den Abbau nach der Expo werden wir aber die strengen Expo-Vorschriften einhalten», sagt Burri.
Die Baustelle des «Palais de l’Equilibre» ist allerdings auch schon den lokalen Behörden negativ aufgefallen. «Stadt und Kanton mussten im Mai eingreifen, um die Verschmutzung des Sees zu stoppen», sagte der stellvertretende Stadtarchitekt und Expo- Verbindungsmann Fabien Coquillat.
Die Expo habe den Unternehmen richtigerweise strenge Umweltauflagen gemacht. Diese würden nun ausgerechnet von den vom Bund beauftragten Firmen nicht eingehalten. «Man hat den Eindruck», so Coquillat, «dass hier mit verschiedenen Ellen gemessen wird».
Auch die Expo-Leitung ist unzufrieden mit der Situation. Das Büro Techdata sei bereits mehrmals von den Umwelt-Verantwortlichen der Expo.02 auf diese Probleme aufmerksam gemacht worden, sagt Expo- Sprecher Laurent Paoliello.
swissinfo und Agenturen

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