Finanz-SOS der Bergretter
Der Schweizer Alpen-Club SAC befürchtet den Bankrott seiner Berghilfe, wenn nicht bald Gelder aufgetrieben werden können.
Die SAC-Führung appelliert an den Bundesrat und die Kantone, um die über 100-jährige Rettungstradition vor dem Finanz-Kollaps zu bewahren.
Der SAC hat Tausende von Leben gerettet, seit er im Jahr 1901 einen schweizweiten Rettungsdienst für Berggänger aufbaute.
Im Jahr 2003 verunfallten in den Schweizer Alpen 125 Bergsteiger tödlich, die höchste Zahl seit 1992. Die Hilfsgesuche von verunglückten Bergsteigern steigerten sich um 120%, während sich die Unfälle wegen Stein- und Eislawinen fast verdoppelten.
SOS
Hans Jaggi, Administrator Alpine Rettung des SAC, sagte gegenüber swissinfo, dass der SAC nun aber selbst Hilfe benötige: «Wir haben nur noch ein durchschnittliches Budget von 750 Franken pro Unfall, gegenüber 2000 Franken im Jahr 2000.»
Die Gebirgsrettungs-Abteilung wies Ende 2003 einen Verlust von 100’000 Franken aus. Jaggi schätzt, dass dieser bis Ende dieses Jahres auf 300’000 Franken anwachsen wird.
«In wenigen Jahren werden wir bankrott sein. Der SAC muss sich Gedanken machen, ob er die Rettung weiter betreiben will oder ob man sie jemand Anderem überlässt. Das Problem ist jedoch, dass es niemand Anderen gibt.»
Die Suche nach dem Geld
Der SAC finanziert sich aus Mitgliederbeiträgen und finanziellen Beiträgen verschiedener Kantone. Die Eidgenossenschaft gibt keine direkten Beiträge an Bergrettungs-Operationen.
Jaggi befürchtet, der SAC könnte gezwungen sein, die Rettungsaktivitäten einzustellen, wenn nicht mehr Geld hereinkomme: «Alpine Rettung und die Sicherheit von Menschen sind in der Verantwortung der Regierung. Die Kantone sollten mehr Geld beisteuern. Das Problem ist, dass da kein Geld ist und die Steuerzahler auch nicht mehr bezahlen wollen», sagt er.
Die auf dem Tisch liegenden Vorschläge umfassen eine Kostenreduktion durch Personalreduzierung und die Kürzung der Ausbildungsprogramme für die Retter.
Minimum-Service
Gemäss Jaggi seien weitere Kosteneinsparungen schwierig, da der Service bereits auf ein «absolutes Minimum» beschränkt worden sei. «Weitere Schnitte zu machen würde heissen, auf Rettungshunde zu verzichten oder bei der Ausrüstung zu sparen, aber das wäre eine sehr schlechte Option.»
Ein Ursache für die stark angestiegenen Hilfseinsätze des SAC ist die stetig wachsende Zahl von unerfahrenden Kletterern, welche ohne die richtige Ausrüstung und ohne die nötige Versicherung in die Berge gehen.
Für den SAC ist jedoch absolut klar, dass er nie nur diejenigen retten wird, die für diesen Service auch bezahlen können.
«Wir wollen nicht den selben Rückschritt wie die USA machen und die verunglückten Bergsteiger nach ihrer Kreditkartennummer fragen, bevor wie sie retten», sagt Jaggi.
swissinfo, Ramsey Zarifeh und Kathleen Aeschlimann
(Übertragen aus dem Englischen: Etienne Strebel)
Der Schweizerische Alpen-Club SAC feierte 2001 den hundertsten Geburtstag seines Bergrettungs-Dienstes.
Das Team umfasst 3000 Helfer.
2003 wurden mehr als 500 Rettungseinsätze durchgeführt.
Nur rund 10% der im letzten Jahr Geretteten waren SAC-Mitglieder.
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