
Handball: Aus der Traum
Mit einer 22:33-Niederlage gegen Island hat das Schweizer Handball-Nationalteam an der EM 2002 in Schweden die Final-Teilnahme verpasst.
Wegen der um zwei Tore schlechteren Tordifferenz musste die SHV-Auswahl dem punktgleichen Team aus Slowenien unmittelbar vor dem EM-Ziel den Vortritt überlassen.
Mit dem 34:34-Remis gegen Slowenien (Freitag) und einem respektablen 22:24 gegen Spanien (Samstag) schienen die Schweizer allen schlechten Vorzeichen zum Trotz auf direktem Erfolgskurs, bevor sie am Sonntag im dritten Akt ihrer bis dahin so gelungenen EM- Premiere regelrecht kollabierten.
Erfolgloses Hoffen aus Spanien
Und die Spanier erwiesen den desillusionierten Schweizern den Dienst nicht, die Slowenen mit den gewünschten acht Toren Unterschied zu bezwingen. Das Spiel gegen die Slowenen endete stattdessen «nur» 25:20. Bedekovic besiegelte 17 Sekunden vor Schluss nach einem spanischen Ballverlust das Schicksal der Schweizer.
Hätte die Partie mit dem möglichen Resultat von 26:19 geendet, wäre gemäss EM-Regulativ ein höchst unüblicher Regelpassus zur Anwendung gelangt: Im Falle des exakt gleichen Torverhältnisses von 78:91 hätte der Münzwurf über den Verbleib im Turnier entschieden.
Ehret: «Wir waren überfordert!»
«Hätte, wenn und aber, derartige Rechnereien brauchen wir gar nicht anzustellen. Die Summe der individuellen Fehler war im Vergleich mit einem hochklassigen Gegner wie Island schlicht zu gross. Wir waren nach zwei guten Spielen nun ganz einfach überfordert», nahm Arno Ehret kein Blatt vor den Mund.
Unreif, im höchsten Masse ungenügend sei die Vorstellung gewesen. «Uns wurden die Defizite leider in aller Deutlichkeit aufgezeigt.»
Zu keinem Zeitpunkt konnten die Schweizer ihre beiden überdurchschnittlichen EM-Auftritte der ersten Tage auch nur annähernd zu bestätigen. Bereits zur Pause waren die überforderten Schweizer deutlich distanziert.
Im zweiten Abschnitt reihten sie Fehler an Fehler. Ausser Thomas Gautschi, dem immerhin sieben Treffer gelangen, genügte kein einziger.
Captain ohne Support
Selbst Robbie Kostadinovich unterliefen vermeidbare Ballverluste. Dem Captain entglitt die Kontrolle zusehends. Und als er sich acht Minuten vor Schluss den Fuss übertrat, war es ihm überhaupt nicht mehr möglich, den negativen Lauf der Dinge zu stoppen.
Zu Kostadinovichs Entlastung sei aber auch angefügt, dass der Mittelmann im Rückraum praktisch während der gesamten 60 Minuten ohne Support seiner Teamkollegen blieb. Coach Ehret waren trotz der offenkundiger Mängel in der Aufbauer-Achse die Hände gebunden: «Was soll ich denn wechseln, wenn ich auf der Bank keine taugliche Alternative habe?»
swissinfo und Sven Schoch, Skövde, (si)

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