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Hilfe als Hauptthema von Calmy-Reys Pakistan-Besuch

Kinder in Kashmir, die nach dem Beben ihr Heim verloren haben, im Camp. Keystone

Die Schweizer Aussenministerin besucht Pakistan, um dort die 40-jährige Präsenz der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) zu feiern.

Die jüngste Visa-Affäre an der Schweizer Botschaft in Islamabad hat die Beziehungen etwas getrübt. Deshalb könnte der Besuch von Micheline Calmy-Rey klärend wirken.

Die Aussenministerin ist am Donnerstag zu einem Arbeitsbesuch in Pakistans Hauptstadt eingetroffen. Ihr Programm sieht unter anderem einen Besuch im Norden vor, der letzten Oktober von einem Erdbeben heimgesucht wurde.

Dort trifft Micheline Calmy-Rey regionale und lokale Behörden, und besucht von der DEZA betreute Projekte.

Laut dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wird Calm-Rey in Pakistan auch über den Visa-Skandal sprechen, der im März bekannt wurde. Anscheinend habe ein lokaler Botschafts-Angestellter zwei Pakistanerinnen ein Besuchs-Visum nur gegen Einwilligung zu Sex aushändigen wollen.

Anfang Woche hat Bern Fälle von Visa-Missbrauch in Islamabad bestätigt, nachdem Pakistan eine Untersuchung gegen Botschafts-Mitarbeitende eingeleitet hatte, die Schweizer Visa an illegal in Europa Einreisende ausgestellt haben sollen.

Das EDA verneinte jedoch, dass auch gegen Schweizer Angestellte ermittelt würde, und sagte demgegenüber, die “lokale Mafia” habe versucht, die Visa-Abteilung der Botschaft zu beeinflussen.

Zusammenarbeit seit 1966

Der Besuch der Aussenministerin, der noch vor dem Visa-Skandal geplant worden war, gilt der Entwicklungs-Zusammenarbeit der beiden Länder, die 1966 – also vor 40 Jahren – begann.

Was als technischer Beistand seinen Anfang nahm, entwickelte sich in Richtung einer verantwortungsbewussten Lenkung und einer Erhöhung der Einkommen. 2005 investierte die DEZA 25 Mio. Franken in entsprechende Projekte.

Die DEZA ist auch einbezogen im Wiederaufbau des nördlichen Landesteils, der vom Oktober-Erdbeben zerstört worden ist. Bis Ende 2005 wurden über 12 Mio. Franken dafür aufgewendet. Für die Periode 2006 bis 2009 sind weitere fast 40 Mio. Franken für den weiteren Wiederaufbau vorbudgetiert.

Wie in diesem Geschäft üblich, arbeitet die DEZA in den Erdbeben-Projekten sowohl mit internationalen als auch mit lokalen Partnern zusammen.

In ihrem Bemühen, die Einkommen der Leute zu verbessern, konzentriert sich die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit auf ländlichen Lebensunterhalt und Mikro-Finanz (Kleinstkredite).

Die Agentur arbeitet auch mit der Unicef, den Behörden und den lokalen NGOs zusammen, um die Rechte von Kindern durchzusetzen. So unterstützt sie Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Organisationen in ihrem Bemühen, Kinderarbeit in der Nordwestlichen Grenzprovinz (zu Afghanistan) einzudämmen.

Weitere Projekte in den Provinzen Sindh, Punjab und Nordwest zielen die Verbesserung der Durchsetzung der Rechte der Frauen an.

Geschäftsbeziehungen

Doch der Arbeitsbesuch dreht sich nicht nur um Entwicklungs-Zusammenarbeit. Die Handelsbeziehungen zwischen Pakistan und der Schweiz haben sich kontinuierlich positiv entwickelt, besonders was die Schweizer Exporte betrifft.

Laut den jüngsten Statistiken von Juni 2005, erhöhten sich die Schweizer Ausfuhren nach Pakistan zwischen 2003 und 2004 um 68%. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2005 wuchsen sie um weitere 54% – im Vergleich zur selben Vorjahres-Periode.

Meistens handelt es sich um Maschinen, Chemikalien, Pharmaprodukte, Uhren und Präzisions-Instrumente.

Auch aus Pakistan nahmen die Importe in die Schweiz 2004 zu, aber nicht in gleichem Tempo. So erhöhte sich der Saldo der Handelsbilanz um 143% auf 298 Mio. Franken zu Gunsten der Schweiz.

Laut dem Schweizerischen Generalkonsulat in der pakistanischen Metropole Karachi könnte Pakistan ein wichtigerer Markt für Schweizer Produkte werden als der im benachbarten Indien: “Obwohl die indische Bevölkerung sieben Mal grösser als jene von Pakistan, importiert Indien “nur” drei Mal mehr aus der Schweiz als sein westlicher Nachbar.”

swissinfo, Faryal Mirza
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Jährlich erteilen die 141 Vertretungen der Schweiz im Ausland rund 500’000 Visa, die zur Einreise in die Schweiz berechtigen. Rund 40’000 Anträge werden abgelehnt.

Nach dem Beitritt der Schweiz zum Schengen-Raum 2008 wird ein Rückgang auf 400’000 Visa jährlich erwartet.

Die Schweiz untersucht gegenwärtig illegalen Visa-Handel in ihren Vertretungen in Oman, Peru, Russland, Nigeria, Serbien, Eritrea und Pakistan.

Pakistan entstand 1947, als Britisch Indien in einen muslimischen und einen mehrheitlich hinduistischen Teil aufgeteilt wurde.
Pakistan wiederum wurde 24 Jahre später in West- und Ost-Pakistan aufgeteilt.
Ost-Pakistan wurde 1971 unabhängig und hiess fortan Bangladesh.
Pakistans Bevölkerung wird auf rund 166 Mio. geschätzt.

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