
IKRK publiziert ‚Buch der Verschwundenen‘
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat am Mittwoch (07.06.) ein "Buch der Verschwundenen" aus dem Kosovo-Konflikt veröffentlicht. Darin werden die Namen von insgesamt 3368 Personen, die meisten davon Kosovo-Albaner, aufgelistet.
Zu den Verschwundenen gehören aber auch Serben, Roma und und Angehörige anderer Minderheiten im Kosovo. Die Liste umfasst die Zeitspanne zwischen Januar 1998 und Mitte Mai 2000. In dem 200- seitigen Dokument werden die Namen der verschwundenen Personen in alphabetischer sowie chronologischer Reihenfolge ihres Verschwindens aufgelistet.
«Die grosse Frage ist, wieviele der 3368 Personen noch am Leben sind», betonte Andreas Wigger, Leiter der IKRK-Einsätze im Balkan. Eine grosse Zahl der Verschwundenen sei wahrscheinlich tot. «Wenn die Leute etwa in Massengräbern verscharrt wurden, kann die Identizierung sehr lange dauern», betonte Wigger.
300 Verschwundene nach dem Krieg
Die meisten Personen (2526) verschwanden demnach in der Zeit der Nato-Luftangriffezwischen dem 24. März und dem 12. Juni 1999. Rund 300 Personen, davon die meisten Serben, seien aber auch seit dem Ende des Kriegs beim IKRK als vermisst gemeldet worden, betonte Wigger.
Seit dem Ende des Kosovo-Konflikts im Juni letzten Jahres registrierte das IKRK insgesamt über 4900 Namen von vermissten Personen. Das Schicksal von über 1573 Vermissten konnte das IKRK bisher klären; 1374 Personen wurden von IKRK-Delegierten in Gefängnissen besucht und 199 Personen sind tot.
Familien haben Recht auf Wahrheit
Das IKRK hatte den Behörden in Belgrad und Pristina bereits im Februar eine Liste mit den Namen der Vermissten übergeben. Ziel des Buchs sei es, mehr Inforamtionen über die Personen und die Umstände ihres Verschwindens zu erhalten, betonte Wigger.
Die Familien der Verschwundenen hätten das Recht zu wissen, was mit ihren Angehörigen geschehen sei. «Ohne solche Antworten sei es schwierig, Frieden und Versöhnung zu erreichen», betonte Wigger.
swissinfo und Agenturen

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