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Notschlachtung nötig?

Bündner Viehhändler will um seine Rinder kämpfen. swissinfo.ch

Im Kanton Graubünden sollen rund 300 Rinder notgeschlachtet werden. Der Grund: eine seltene tropische Blutkrankheit.

Vor rund drei Jahren war der selbe Betrieb von BSE, dem Rinderwahnsinn, betroffen.

Rund 300 Kühe einer Herde im Kanton Graubünden sollen wegen der tropischen Blutkrankheit Anaplasmose notgeschlachtet werden. 28 Kühe waren von der Krankheit direkt betroffen.

“Ein grosser Anteil der Herde auf diesem Hof war stark von der Krankheit betroffen”, sagte Katharina Stärk, Seuchenspezialistin im Bundesamt für Veterinärwesen, gegenüber swissinfo. “Doch so schlimm die Situation zurzeit ist, erwarten wir nicht, dass sich die Krankheit auf andere Betriebe ausbreiten wird.”

Zecken und Mücken als Überträger

Erste Untersuchungen kommen zum Schluss, dass sich die Anaplasmose – eine bakterielle Infektion – durch Zecken oder Mücken in der Herde verbreiten konnte. Laut Stärk können andere Herden aber nicht angegriffen werden.

Bei der Anaplasmose werden laut Experten die roten Blutkörperchen durch einen Parasiten angegriffen und zerstört. Die Tiere leiden an hochgradiger Blutarmut und Fieber und sterben nach kurzer Krankheit an Schwäche.

Anaplasmose ist in den Tropen und Subtropen verbreitet. Weltweit sind rund 300 Mio. Tiere durch die Erkrankung gefährdet.

Viehhändler kämpft um Herde

Anaplasmose ist eine heilbare Krankheit. Doch die Behandlung ist teuer und dauert lange, erklärte Stärk.

Während der Behandlung kann die Milch nicht verwertet werden, und erfolgreich behandelte Kühe bleiben ihr Leben lang Träger des Bakteriums.

“Aus diesen Gründen haben sich die kantonalen Behörden zur Notschlachtung der ganzen Herde entschlossen”, sagte Stärk.

Doch der betroffene Viehhändler will nicht alle Tiere schlachten lassen. Rund einem Drittel der Rinder gehe es gut, sagte er am Dienstag. “Ich kämpfe darum, dass nicht alle Tiere getötet werden müssen”, betonte er.

Texasfieber

Noch ist nicht bekannt, wie die Schweizer Herde mit dieser Tropenkrankheit in Berührung kam. Sie war in der Schweiz zum letzten Mal vor 18 Jahren aufgetreten, während sie in den USA und Australien als “Texasfieber” öfter vorkommt.

Laut Professor Ueli Braun von der Klinik für Wiederkäuer- und Pferdemedizin der Universität Zürich hat der Besitzer der Herde kontaminierte Tiere verkauft, bevor die Krankheit ausgebrochen ist.

Darum werden nun alle verkauften Rinder genau untersucht. Dies dürfte eine Woche dauern.

Der Churer Viehhändler hatte vor drei Jahren schon eine ganze Herde wegen BSE verloren. Seit Entdeckung dieser Krankheit in der Schweiz im Jahr 1990 wurden 420 Fälle gezählt.

Christian Raaflaub, swissinfo

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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