Russischer Minister in Bern festgenommen
Die Schweizer Behörden haben anfangs Woche auf Ersuchen der USA den ehemaligen russischen Atomminister Jewgeni Adamow verhaftet.
Ihm werden Geldwäscherei, Veruntreuung und Verschwörung vorgeworfen. Die US-Behörden verlangen seine Auslieferung.
Noch im Laufe des Mittwochs steht eine erste Anhörung des 65-jährigen Russen an, wie der Sprecher des Bundesamtes für Justiz (BJ), Folco Galli, erklärte.
Falls sich der Ex-Minister einer Auslieferung nicht widersetze, könne er bald in die USA überstellt werden. Andernfalls müssten die US-Behörden ein formelles Auslieferungsgesuch stellen.
US-Gelder für Sicherheit russischer A-Werke
Laut US-Medienberichten soll Adamow in seiner Amtszeit als Atomminister (1998-2001) bis zu 9 Mio. Dollar (10,8 Mio. Franken) veruntreut haben.
Die Gelder habe die US-Regierung für die Sicherheit russischer Atomkraftwerke zur Verfügung gestellt. 2001 wurde Adamow bei einer Regierungs-Rochade entlassen.
Die USA sucht den unter dem ehemaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin tätigen Minister im Zusammenhang mit dieser Veruntreuung.
FBI und Steuerbehörden ermitteln seit langem
«Das FBI und die nationalen Steuerbehörden haben Adamows Dossier während langer Zeit untersucht», sagt der Sprecher der US-Botschaft, Dan Wendell. «Angeklagt wurde er vom US-Distrikt-Gerichtshof Pennsylvania, unter anderem wegen dem Transport von gestohlenem Geld und Wertpapieren.»
Wendell bestätigte gegenüber swissinfo, dass die US-Regierung eine Auslieferung beantragt habe und diese wenn nötig auch formell stellen werde.
Laut dem US-Botschaftssprecher sind die amerikanischen Behörden ihren Schweizer Kollegen, die sie unterstützt haben, sehr zu Dank verpflichtet – insbesondere dem dafür Verantwortlichen für den Kanton Bern, Urs Fuhrer.
Im Gerichtsgebäude verhaftet
Details zur Verhaftung gab das Bundesamt für Justiz nicht bekannt. Adamows Anwalt, Timofei Gridnew, erläuterte der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass, dass Adamow am Montagabend in einem Berner Gerichtsgebäude verhaftet worden sei.
Laut Gridnew war Adamow in der Schweiz, um «finanzielle Probleme seiner Tochter zu regeln». Laut US-Medienberichten haben die Schweizer Behörden ihre Bankkonten gesperrt.
swissinfo und Agenturen
Jewgeni Adamow gehörte der Regierung Boris Jelzin an.
Er wurde 1998 zum Minister für Nuklearenergie ernannt.
Präsident Vladimir Putin setzte ihn 2001 ab.
Eine parlamentarische Kommission hatte ihn angeklagt, Bestechungsgelder angenommen zu haben.
Adamow war auch Leiter eines Forschungs-Instituts. Dieses stellte Reaktoren des Typs her, wie er in Tschernobyl verwendet wurde.
Er hat ausserdem nach der Tschernobyl-Katastrophe die Säuberungs-Aktion rund um das Atomkraftwerk geleitet.
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