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Schweizer hilft Diabetes-Patienten in Louisiana

Flutopfer mit Diabetes - wie diese Frau - brauchen besondere Betreuung. Keystone

Ein Schweizer Diabetes-Spezialist hilft Hunderten von Menschen, die ohne ihr Insulin vor dem Hurrikan Katrina flüchten mussten.

Eric Ravussin hat eine Notfall-Klinik eingerichtet, die mindestens 40 Notunterkünfte in Louisiana mit dem lebenswichtigen Hormon versorgt.

Kurz nachdem der Hurrikan über den Süden der Vereinigten Staaten gefegt war, beschloss Eric Ravussin, Professor am Pennington-Forschungszentrum für Biomedizin in Baton Rouge in Louisiana, und einer seiner Kollegen, den Diabetes-Kranken unter den Tausenden von Geflüchteten zu helfen.

Laut dem Spezialisten für Diabetes und Fettleibigkeit leiden rund 15% der Geflohenen unter der Stoffwechselkrankheit. Diese kann zum Tod führen, wenn sie nicht regelmässig durch das Spritzen von Insulin behandelt wird. Gegen 48’000 Menschen fanden bis Ende der vergangenen Woche in Notunterkünften in Louisiana vorübergehend Zuflucht.

“Am Mittwoch nach dem Hurrikan kamen die ersten Familien in Baton Rouge an, und wir beschlossen, eine Diabetes-Hilfsoperation zu starten”, erklärt Ravussin gegenüber swissinfo. “Wir haben uns um Geld und Insulin bemüht.”

Zwei Tage später hätten sie eine Notunterkunft mit 6000 bis 7000 Personen besucht. “Wir fanden heraus, dass viele Diabetes-Kranke ihre Häuser ohne ihre Medizin hatten verlassen müssen.”

50 Freiwillige verteilen Insulin

Ravussin, der aus Lausanne stammt, stellte ein Team von zwei Doktoren und zwei Krankenschwestern zusammen, das in der Notunterkunft Blutzucker-Tests und Insulin verteilte.

Eine Woche später erbringen rund 50 Freiwillige diese Hilfe in 40 Notunterkünfte im ganzen Bundesstaat. Nach über zehn Tagen an der Front übergibt der Professor seine Operation ans Rote Kreuz der USA.

“Wenn man Menschen mit Diabetes nicht behandelt, kann es sehr schwierig werden. Sie können über- oder unterzuckert werden und Attacken erleiden”, sagt Ravussin.

Hunde, Katzen und Reptilien

Er und seine Frau Jacqueline haben bei sich zu Hause auch zwei Schweizer Familien und einen Nachbarn einquartiert.

“Es war ziemlich eng, dafür hatten wir jeden Abend eine Dinner-Party”, sagt Ravussin. “Manchmal gingen wir erst nach Mitternacht ins Bett und standen schon um fünf auf, um in die Notunterkünfte zu gehen. Im Moment bin ich ziemlich erschöpft.”

Marie-Michele Agid, ursprünglich aus Lausanne, wurde nach ihrer Flucht aus New Orleans, wenige Stunden bevor der Hurrikan die Stadt erreichte, von Ravussins aufgenommen. Ihr Ehemann Gérard ist Hotel-Manager im Holiday Inn neben dem Flughafen Louis Armstrong. Schon im vergangenen Jahr musste die Familie vor einem Wirbelsturm fliehen.

Zurück ins überflutete Heim

In drei Autos fuhr die Familie diesmal nach Baton Rouge, nachdem sie ihr Haus in New Orleans so gut wie möglich gesichert hatte. Bei ihrer ersten Rückkehr am vergangenen Dienstag konnte die Mutter aufatmen, der Schaden war geringer als befürchtet.

“Das Erdgeschoss ist rund einen halben Meter tief überflutet”, sagt sie. “Wir sollen erst in zwei bis drei Wochen zurück kehren, aber ich denke, es wird schneller gehen. Am Freitag haben Elektrizität und Telefon schon wieder funktioniert.”

Und: “Es wird lange dauern, bis die Stadt New Orleans wieder auf ihren Füssen steht, soviel wurde zerstört. All den Abfall und die Verseuchung aufzuräumen, wird eine gigantische Aufgabe sein.”

swissinfo, Adam Beaumont in Baton Rouge, Louisiana
(Übertragung aus dem Englischen: Philippe Kropf)

Ingenieure der US-Armee gehen davon aus, dass es einen Monat dauern wird, bis New Orleans leergepumpt ist. Die Stadt war zu vier Fünfteln vom Hurrikan Katrina überschwemmt worden.

Zehn Tage nach dem verheerenden Wirbelsturm sind die Rettungsarbeiten laut den lokalen Behörden abgeschlossen, jetzt werden die Toten geborgen.

Experten der Regierung gehen davon aus, dass sich die Sturm-Schäden auf 120 bis 250 Mrd. Franken belaufen.

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