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Schweizer Nothilfeprogramm in Libanon beendet

Der Libanon-Krieg kostete weit über Tausend Menschenleben, 15'000 Häuser wurden zerstört. Keystone

Rund ein Jahr nach dem Krieg in Libanon hat die Schweiz ihr dortiges Nothilfeprogramm beendet. Insgesamt haben rund 12'000 Menschen direkt von den Hilfsprojekten profitiert.

Gewisse Projekte der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Libanon werden aufrecht erhalten.

“Wir konnten dort Hilfe leisten, wo es nötig war”, sagt der Projektleiter Friedrich Steinemann von der DEZA in Beirut. Trotz der sich verschlechternden politischen Situation sei die Arbeit auf diesem schwierigen Terrain gut abgelaufen.

Die Schweiz gehörte mit einem Hilfs-Budget von 20 Mio. Franken zwar nicht zu den grossen Geldgebern. “Aber wir haben das Geld gut eingesetzt”, zeigte sich Steinemann überzeugt.

Um dies auch von einer unabhängigen Quelle bestätigen zu lassen, liess die DEZA ihre Arbeit nach Abschluss von der Wirtschaftsprüfgesellschaft PriceWaterhouseCoopers und einer weiteren Firma kontrollieren.

Gute Erfahrung mit Cash-Programm

Denn vor allem bei den Bargeld-Programmen konnten die Verantwortlichen kein Risiko eingehen. Die DEZA unterstützte in sieben Dörfern im Süden des Landes mit fast 2,5 Mio. Franken Menschen, die ihre gesamte Lebensgrundlage verloren hatten.

Den Empfängern wurde selbst überlassen, wie sie das Geld ausgeben wollten. Die DEZA und unabhängige Organisationen kontrollierten danach mehrfach, dass die Beträge auch wirklich an die Bedürftigen gelangten und sinnvoll eingesetzt wurden.

“In Libanon waren wir die einzigen, die sich an ein derartiges Projekt wagten”, sagt Steinemann. Doch die Erfahrungen seien so positiv, dass sich nun auch andere Staaten für diese Art von Hilfeleistung interessierten.

Der Bürgermeister von Maroun el Ras, Mustafa Allawiyeh, lobte neben dem Umfang und der Geschwindigkeit der Schweizer Hilfe vor allem auch diese andere Art der Unterstützung für die ärmsten Familien. In seinem Dorf war nach dem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz keines der 340 Häuser intakt geblieben.

Lob der Regierung

Auf positives Echo stiessen auch die Reparatur von über 60 Schulen für rund 1 Mio. Franken und die Reinigung eines Teils der Küste von der Ölpest mit einem Betrag von 420’000 Franken.

Bei beiden Projekten war der Zeitdruck eine der grössten Herausforderungen. Die Schulhäuser mussten vor Schulbeginn wieder instand gestellt und die Küste noch vor Wintereinbruch gereinigt werden.

Weit von Normalität entfernt

Doch noch so viele lobende Worte können nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass Libanon auch ein Jahr nach dem Krieg noch weit von der Normalität entfernt ist.

Sie seien oft gebeten worden, weiterhin im Land zu bleiben, sagte DEZA-Projektleiter Steinemann.

Die DEZA unterhält insbesondere Projekte, welche die Aussichten der Flüchtlinge auf dem Stellenmarkt verbessern sollen. Diese Projekte werden auch nach dem Abzug der humanitären Hilfe aus Libanon aufrecht erhalten.

Zudem stellt die DEZA dem UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) zurzeit einen Schweizer Bau-Experten zur Verfügung.

Büro bleibt

Dieser Experte soll den Wiederaufbau des Flüchtlingslagers Naher al-Barid vorbereiten, das nach den Kämpfen zwischen der Armee und islamistischen Extremisten fast komplett zerstört worden war.

Nach Angaben von François Barras, dem Schweizer Botschafter in Libanon, gibt es ausserdem Pläne für ein Entwicklungsprojekt, das die gute Regierungsführung im Süden Libanons fördern soll. Ein solches Programm würde dann vom DEZA-Büro in Damaskus geleitet.

Aus diesen Gründen habe die DEZA entschieden, die Räumlichkeiten in Beirut beizubehalten, sagt Santi Vege, Chefin des DEZA-Büros in Jordaniens Hauptstadt Amman. Zwei lokale Mitarbeiter werden dort vorderhand weiter arbeiten.

swissinfo und Benno Lichtsteiner (sda)

Einen Monat nach Ende des 33-tägigen Krieges zwischen der Hisbollah und Israel hat die Schweiz 2006 einen Betrag von 20 Mio. Franken für die Kriegsopfer gesprochen. Mehr als die Hälfte ging direkt an die UNO, das IKRK und die besetzten palästinensischen Gebiete.

Damit standen der DEZA noch rund 10 Mio. Franken für ihre bilateralen Hilfsprojekte in Libanon zur Verfügung. Die DEZA-Vertretung in Libanon bestand während eines Jahres aus sechs Schweizern und doppelt so vielen lokalen Mitarbeitern. Dazu kamen eine Reihe von Experten.

Von den Geldern für Libanon kamen 2,5 Mio. Franken den palästinensischen Flüchtlingen in Libanon zu Gute. Ein grosser Teil der Gelder floss an das UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA).

Der 34 Tage dauernde Krieg zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel wurde am 14. August 2006 beendet. Seither herrscht Waffenstillstand.
Laut Schätzungen der UNO sind in dem Krieg 1187 Zivilisten getötet worden. 15’000 Häuser, 80 Brücken und 94 Strassen wurden beschädigt oder zerstört.
Die libanesische Regierung schätzt den Infrastruktur-Schaden auf 3,6 Mrd. Dollar (4,5 Mrd. Fr.).

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