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Simon Ammann fliegt erneut zu WM-Medaille

Simon Ammann, der beste Springer von Sapporo. Keystone

Simon Ammann ist der König der Lüfte an der WM in Sapporo: Nach Gold auf der Grossschanze hat er auf dem kleinen Bakken die Silbermedaille gewonnen.

Überlegener Sieger wurde der Pole Adam Malysz. Andreas Küttel hatte nach dem ersten Durchgang den 2. Platz belegt, büsste dann aber noch drei Positionen ein.

Die Gestik hatte beinahe symbolhaften Charakter: Nach seinem zweiten Sprung rieb sich Simon Ammann die Hände. Er hatte seine Schäfchen im Trockenen und war sich eines weiteren Medaillengewinnes gewiss.

Die Rechnung ging für den 25-jährigen Toggenburger auf: Im ersten Durchgang erreichte er mit 96,5 Metern die zweitbeste Weite, doch bestraften die Punktrichter seine unelegante Parallel-Landung, womit er hinter Küttel auf Rang drei lag.

Im Final zeigte er mit 96 Metern wieder den zweitlängsten Flug, doch gelang Ammann diesmal eine Telemarklandung nach Mass: Silber und Vize-Weltmeistertitel!

Bester hinter dem Überflieger

Gegen Adam Malysz hatte am Samstag aber nicht einmal ein Simon Ammann in Hochform den Hauch einer Chance: Der Pole erzielte in beiden Durchgängen mit 102 und 99,5 Metern die absolute Bestweite und siegte vor dem Schweizer und Thomas Morgenstern, der Bronze gewann.

Die Überlegenheit von Malysz illustriert dessen Vorsprung von 21,5 Punkten. Ammann seinerseits konnte den Österreicher mit einem Punkt knapp auf Distanz halten. “Ich bin der beste Springer dieser WM, heute war ich der beste vom Rest”, freute sich Ammann über Silber.

Nichts mit der Entscheidung hatte Janne Ahonen zu tun, der 14. wurde. Der Finne galt zusammen mit Malysz und Ammann als ganz grosser Favorit für den Sieg. Auch Anders Jacobsen (Norwegen) und der Österreicher Gregor Schlierenzauer, die beiden Dominatoren dieses Winters, konnten als 7. und 8. nicht an ihre ganz grossen Weltcup-Erfolge anknüpfen.

Küttels “wertlose” Rehabilitation

Einmal mehr wurde Andreas Küttel, der zweite Schweizer Weltklassespringer, zur tragischen Figur an grossen Titelkämpfen. Nach hervorragender Ausgangslage – er lag nach dem ersten Durchgang auf dem zweiten Platz – fiel er im Final aus dem Medaillenrängen und landete schliesslich auf Platz 5 – wie vor einem Jahr an den Olympischen Winterspielen in Turin. “In Turin lag es am Wind, hier war ich selber schuld”, sagte Küttel.

Es dürfte den 28-jährigen Sportlehrer kaum trösten, dass er mit dem Spitzenplatz sein schwaches Abschneiden vor einer Woche auf der grossen Schanze (Platz 19.) korrigieren konnte. “Nach dem, was am letzten Wochenende passiert ist, bin ich stolz, dass ich wieder so einen Sprung hingekriegt habe”, sagte Küttel immerhin.

Ebensowenig dürfte ihm ein Lichtblick sein, dass er zum hervorragenden Mannschaftsergebnis des Teams von Trainer Berni Schödler beitrug. Denn, so brutal es tönt: An grossen Titelkämpfen wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zählen nur die Medaillen, von den Nächstplatzierten spricht niemand mehr.

Einer der ganz Grossen

Mit seiner vierten Medaille an internationalen Titelkämpfen krönte sich Simon Ammann nicht nur zum erfolgreichster Schweizer Skispringer aller Zeiten, sondern auch zum Besten der WM in Japan und der letzten fünf Jahre insgesamt. Denn kein anderer Athlet sammelte an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften mehr Edelmetall als der Toggenburger.

Erfolgstrainer bleibt

Die Erfolge von Sapporo zeigten auch bei Berni Schödler, dem Baumeister der weiten Schweizer Flüge, erfreuliche Folgen: Der 35-jährige Bündner sicherte dem Verband Swiss Ski unmittelbar nach Ende der Wettkämpfe in Japan zu, dass er dem Schweizer Skispringen erhalten bleibt.

Allerdings ist noch offen, ob er weiterhin mit dem Weltcup-Team um Weltmeister Ammann und Küttel arbeiten oder ob er sich künftig am nationalen Stützpunkt in Einsiedeln um den Nachwuchs kümmern will. Schödler ist seit 1999 Trainer der Schweizer Skispringer.

swissinfo, Renat Künzi

Simon Ammann (26) kommt aus dem Toggenburg im Kanton St. Gallen.
Erstes Weltcup-Springen 1997/98. Weitester Satz bisher: 218 Meter (Planica 2002).
Ammann nahm schon an den Olympischen Spielen 1998 in Nagano teil.
2002 wurde er in Salt Lake City völlig überraschend Doppel-Olympiasieger.

1. Adam Malysz (Pol) 277,0 (102/99,5 m).
2. Simon Ammann (Sz) 255,5 (96,5/96).
3. Thomas Morgenstern (Ö) 254,5 (95/95).
4. Roar Ljökelsöy (No) 246,5 (94,5/92,5).
5. Andreas Küttel (Sz) 244,0 (95,5/92).

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