
Sinti und Roma verklagen IBM in Genf

Wegen der Mitschuld an Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Nazi-Herrschaft in Deutschland wollen Sinti und Roma den US-amerikanischen Computerkonzern IBM auf zwölf Mrd. US-Dollar Entschädigung verklagen. Das kündigte der Anwalt der Opfergruppen Henri-Philippe Sambuc am Mittwoch (06.06.) in Genf an.
Danach soll IBM 10’000 US-Dollar für jedes der 1,2 Mio. Waisenkinder zahlen, dessen Eltern Opfer des Holocausts wurden. Die ersten 10’000 Einzelklagen sollen im Herbst bei Gericht in Genf eingereicht werden.
IBM wird beschuldigt, sich von seinem damaligen europäischen Sitz in Genf aus schuldig gemacht und unter anderem Lochkartenmaschinen für Konzentrationslager hergestellt zu haben. Sambuc berief sich dabei auf das Buch von Edwin Black «IBM and the Holocaust», das im Februar veröffentlicht wurde.
May Bittel, Präsident der «Gypsy International Recognition and Compensation Action» (GIRCA), sagte, der Genozid an den Sinti und Roma während des Zweiten Weltkrieges sei ebenso bedeutend wie jener an den Juden.
KZ-Überlebende in den USA hatten sich Ende März entschlossen, eine bereits eingereichte Klage gegen IBM wieder zurückzuziehen, um die geplante Entschädigung aus dem deutschen Zehn-Milliarden-Mark-Fonds nicht zu gefährden, die von einem Rechtsfrieden für deutsche Unternehmen in den USA abhängig gemacht wurde. Die IBM-Tochterfirma Deutsche Hollerith hatte die Nazis mit Lochkartenmaschinen beliefert.
swissinfo und Agenturen

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