
Ticketverkauf als Anpfiff zur Euro 2008

Die Fussball-Europameisterschaft 2008 hat am 1. März begonnen: Mit dem Verkauf der Eintrittskarten für die insgesamt 31 Spiele in der Schweiz und in Österreich.
Die Euro 2008 soll zum Fest für die Fans werden. In der Balance zwischen Fussball-Party und Hooligan-Prävention spielt auch der Billettverkauf eine grosse Rolle.
Der Ankick der Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich ist erst in 463 Tagen.
Doch für die wahren Fans hat die Euro 2008 schon am Donnerstag mit dem Beginn des Ticketverkaufs offiziell begonnen.
Für die 31 Matches in Basel, Bern, Genf und Zürich sowie Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt liegen insgesamt 1’050’000 Eintrittskarten bereit. Drei Viertel sind für die Fans reserviert, versichert Wolfgang Eichler, Sprecher des Europäischen Fussballverbandes (UEFA) für die Euro 2008.
Ab 70 Franken dabei
Die Preise für das Eröffnungsspiel bewegen sich je nach Platzkategorie zwischen 110 und 400 Franken. Die Gruppenspiele kosten zwischen 70 und 175 Franken.
Für die Viertelfinals müssen zwischen 95 und 290 Franken und für die Halbfinals zwischen 130 und 480 Franken berappt werden. Der Besuch des Finals am 29. Juni 2008 in Wien kommt auf 255 bis 880 Franken zu stehen.
Nicht nur am virtuellen Verkaufsschalter
In der ersten Verkaufsphase gelangen bis zum 31. März gut ein Drittel aller Tickets in den öffentlichen Verkauf. Dieser wird über den virtuellen Schalter auf der Internet-Seite der UEFA abgewickelt. Ist die Nachfrage grösser als das Angebot, entscheidet das Los.
Fans ohne Internetanschluss können unter der kostenpflichtigen Telefonnummer 0900 09 0868 (50 Rappen pro Minute) ein Antragsformular anfordern. Unter diesem Anschluss werden auch Fragen beantwortet.
Katze im Sack
Einen Nachteil müssen die Frühbesteller in Kauf nehmen: Sie kaufen zwar ein Billet für das Spiel X am Tag Y im Stadion Z, wissen aber noch nicht, wer dann gegen wen spielt. Denn die Qualifikation ist noch nicht abgeschlossen, und der definitive Spielplan wird erst im Dezember nach der Gruppenauslosung bekannt.
So sind es vor allem die «neutralen» Fans, welche sich jetzt schon mit Tickets eindecken. Die anderen warten bis Dezember mit dem Kartenkauf für die Spiele «ihrer» Mannschaften, denn die UEFA gibt den Verbänden der 16 qualifizierten Teams pro Spiel 20% der Karten ab.
Zückerchen für Host Cities
Erstmals sicherte die UEFA den vier Schweizer Austragungsstädten ein Kontingent von 750 Eintritten pro Match zu. An den Verlosungen kann teilnehmen, wer eine entsprechende Postleitzahl in der Adresse hat.
Dieses Kontingent ist mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein, findet Urs Frieden, langjähriger Fanbeauftragter der Berner Young Boys und Mitglied des Berner Stadtparlaments, wo er das Grüne Bündnis vertritt. «Sind beispielsweise in der Stadt Bern 3000 Personen an einem Gruppenspiel Griechenland gegen Belgien interessiert, beträgt die Chance auf ein Ticket praktisch 1:3», rechnet Frieden.
Er weist ferner noch auf die zahlreichen Gratis-Eintritte hin, welche für die Angehörigen der so genannten Comfort Crews bereit liegen, also für all jene Helfer, welche an der Euro 2008 Gäste einweisen, Auskünfte erteilen etc.
Personalisiert
Pro Spiel und Tag kann eine Person maximal vier Billette kaufen. Diese sind wie an der WM in Deutschland auf den Namen des Käufers ausgestellt und im Prinzip nicht übertragbar. So sollen in den Stadien allfällige Missetäter rasch identifiziert werden können.
«Eine Kontrolle ist praktisch aber nicht durchführbar, dazu müssten die Zuschauer ja sieben Stunden vor Anpfiff vor dem Stadion stehen», sagt Frieden. Dennoch mache die Personalisierung Sinn, weil sie abschreckende Wirkung habe.
Und falls im Stadion etwas passiert, bietet sie laut Frieden eine gewisse Handhabe: «Zeigt die Videoüberwachung, dass vom Platz X im Sektor Y eine Petarde abgefeuert wurde, kann der Karteninhaber rasch ermittelt werden.»
Daran ändert sich laut Frieden auch nichts, wenn die UEFA eine Tauschbörse eröffnet, um dem Schwarzmarkt das Wasser abzugraben, wie dies die FIFA an der letzten WM gemacht hat. «Werden 20% der Tickets weiterverkauft, sind immerhin noch 80% in Hand der ursprünglichen Käufer.» Und auch wenn das Ticket den Besitzer wechselt, habe man immerhin schon eine Spur, sagt Frieden.
swissinfo, Renat Künzi
An der Euro 2008 gibt es 31 Spiele, 15 in der Schweiz und 16 in Österreich (mit Final in Wien).
Insgesamt werden 1’050’000 Tickets ausgestellt.
Rund 75% sind direkt für Fans; pro Match gehen 20% an die Verbände der 16 qualifizierten Mannschaften.
Für Medien, offizielle Partner, Hospitality-Programm und VIPs sind 15% reserviert. (Quelle: UEFA)
Neben den erstmals vergebenen 750 Tickets pro Match und Host City gibt es auch (Gratis-)Tickets für Helfer.
In der Schweiz werden zwischen 1 und 3,2 Mio. EM-Besucher erwartet. Von diesen dürften die Wenigsten ein Ticket haben.
Gemäss Charta müssen die Host Cities gerade auch für sie Match-Übertragungen auf öffentlichen Plätzen anbieten (Public Viewing).
Die Organisatoren erhoffen sich vom drittgrössten Sportanlass der Welt einen Imagegewinn für die Schweiz als Tourismusland.
Die Schweiz hat seit dem 1. Januar ein Hooligan-Gesetz.
Es wurde im Hinblick auf die Euro 2008 ausgearbeitet, aber auch nach wiederholten Ausschreitungen in der Schweizer Fussballmeisterschaft.
Herzstück ist eine Datenbank, in der gewaltbereite Hooligans erfasst sind.
Das Gesetz sieht für gewaltbereite Hooligans u. a. Stadion- und Rayonverbote vor, eine Meldepflicht während Spielen sowie vorsorgliche Haft.
Für die Euro 2008 schaffen Zürich, Bern, Basel und Genf 1200 neue Haftplätze.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch