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“Unser Ziel übertroffen”

Keystone

Eine starke erste und eine mittelmässige zweite Woche mit insgesamt 6 Medaillen und 13 Diplomen, das ist die Bilanz des Schweizer Teams in Peking. "Damit", sagt Swiss-Olympic-Präsident Jörg Schild "haben wir unser Ziel übertroffen".

Fünf Medaillen sind erwartet worden, sieben wird es wahrscheinlich geben, wenn die Reiter nach dem Dopingfall im norwegischen Team wohl noch auf den 3. Rang vorrücken.

Vorerst wird die Reiter-Equipe aber unter den Diplomen eingereiht. In der Nationenwertung, die aufgrund der Anzahl Medaillen erstellt wird, hat das Team indessen das Leistungsziel Top-25 knapp verfehlt.

Trotzdem spricht Schild von einem “tollen Team” und “ausgezeichneten Resultaten”, auch wenn die zweite Woche etwas harzig verlaufen sei: “Der eingeschlagene Weg mit unseren Selektionskriterien hat sich als richtig erwiesen.” Schild sprach von “perfekt organisierten Spielen” und erwähnte ausdrücklich die “Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit der Chinesen”.

Mangelnde Unterstützung durch Bund und Politik

Schild verwendet aber auch kritische Worte. Erfolge seien nicht gratis zu haben, und Swiss Olympic und die Verbände hätten Geld nicht im Überfluss: “Ich stelle fest, dass von Seiten Bund oder Politik keine Unterstützung kommt, im Gegenteil: Wir werden behindert. Man wirft uns Knebel zwischen die Beine.”

Er erwähnt unter anderem die vom Bundesrat abgelehnte Million für die Dopingbekämpfung: “Es muss ja nicht mehr nach dem nächsten Dopingfall ein Politiker im Vorfeld der Wahl sich mit diesem Thema profilieren wollen.”

Schild, einst Freisinniger Regierungsrat in Basel, kommt auch auf den neuen Entwurf der Mehrwertsteuer zu sprechen, der das finanzielle Gefüge des Schweizer Sports zum Einsturz bringen könne: “Von meiner politischen Haltung her denke ich liberal. Aber es soll mir einer sagen, woher wir das Geld nehmen sollen, wenn wir das Monopol des Sports brechen.”

Touristen-Mentalität in der 2. Woche?

Missionschef Werner Augsburger nimmt den Faden auf und stellt fest, dass immer wieder die Heimnationen an Olympischen Spielen aussergewöhnlich gut abschneiden, vor vier Jahren die Griechen, jetzt die Chinesen, und bereits jetzt war ein enormer Aufschwung bei den Briten festzustellen, die 2012 in London die Spiele organisieren:

“Wie weit das mit den Finanzen zu tun hat, werden wir versuchen abzuklären. Das interessiert uns sehr.”

Im sportlichen Bereich stellte er erfreut fest, dass mit einem kleineren Team als in Athen grössere Effizienz erreicht worden ist. Und dass mit Grenzfällen wie z.B. der Langstreckenschwimmerin Swann Oberson (6. Rang) gute Erfahrungen gemacht worden seien. Warum im Schwimmen mit den härteten Selektionskriterien bessere Resultate als in der Leichtathletik erzielt wurden, müsse sorgfältig analysiert werden.

Ein Problem stellen gemäss Augsburger jene Athleten dar, die ihr Programm schon absolviert haben. “Die Stimmung in der zweiten Woche war anders. Und wir hatten mit jenen Athleten, die schon im Einsatz standen, fast mehr Aufwand als mit den andern.” Eine gewisse Touristen-Atmosphäre sei eingekehrt. Deshalb überlege er sich alternative Lösungen wie bei den Schweden (Rückkehr zwei Tage nach dem Einsatz) oder bei den Holländern (drei Rückflug-Termine zur Wahl).

10 Schweizer in Quarantäne

10 Mitglieder des Schweizer Teams wurden wegen auftretenden Krankheiten während drei Tagen unter Quarantäne gehalten, um Ansteckungen zu verhindern, berichtete Teamarzt Dr. Beat Villiger: “Es war für die Betroffenen nicht angenehm, isoliert zu werden. Aber wir mussten das aus Sicherheitsgründen tun.” Es ging vor allem um Infektionen der Atemwege. Villiger selber war auch betroffen, hatte zeitweise 39 Grad Fieber.

Die ursprünglichen Befürchtungen betreffend Smog und Hitze seien glücklicherweise nicht eingetroffen. Bei der bis 5 reichenden Alarmskala für schlechte Luft sei 2,5 nie überschritten worden.

“Die Petition”, so Villiger, “die 30 Nationen dem Pekinger Organisationskomitee für die Olympischen Spiele (BOCOG) wegen der problematischen Verhältnisse eingereicht hatten, hatte Erfolg: Die Reduktion des Verkehrs um 50 % und die Schliessung von 90 % der Fabriken mit enormen Schadstoff-Ausstössen wirkte sich sehr positiv aus.”

Leider sehe es in Peking wohl in drei Wochen wieder so aus wie vorher.

swissinfo, Richard Hegglin (Si), Peking

Die 29. Ausgabe der modernen Olympischen Spiele fand statt vom 8. bis 24. August 2008 statt.

Damit haben Olympischen Sommerspiele zum 3. Mal in Asien stattgefunden, 44 Jahre nach Tokyo und 20 Jahre nach Seoul.

Die 30. Olympischen Sommerspiele werden 2012 in London ausgetragen.

(in Klammern die Zahl der Gold-, Silber- und Bronzemedaillen)

1. China (51, 21, 28)

2. USA (36, 38,36)

3. Russland (23, 21, 28)

4. Grossbritannien (19, 13, 15)

5. Deutschland (16, 10,15)

6. Australien (14, 15,17)

7. Südkorea (13, 10, 8)

8. Japan (9, 6, 10)

9. Italien (8, 10, 10)


10. Frankreich (7, 16, 17)

….

34. Schweiz (2, 0, 4)

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