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Vogelgrippe: Impfung der Zoovögel erfolgreich

Impfung eines Tieres im Zürcher Zoo. Keystone

Die Behörden ziehen eine positive Bilanz zur Impfung von 365 Vögeln gegen die Vogelgrippe in vier Zoos. Die Tiere waren im Dezember 2005 geimpft worden.

Die Zoos von Basel, Bern, Goldau und Zürich haben die Versuche durchgeführt, nachdem auch in der Schweiz Vogelgrippe-Fälle zu verzeichnen waren.

Nach der Bewilligung des Projekts durch das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) wurden Ende vergangenen Jahres 365 Zoovögel in den wissenschaftlich geführten Zoos von Basel, Bern, Goldau und Zürich im Abstand von fünf Wochen zweimal geimpft, wie der Projektleiter der Studie am Donnerstag in Zürich bekannt gab.

Die Schutzwirkung wurde anhand von Blutproben nach zehn und nach 26 Wochen geprüft. Bei über 80% der Vögel wurden Antikörper in Mengen gemessen, die beim Haushuhn als schützend gelten.

Ob die geimpften Zoovögel bei einem Ausbruch der Vogelgrippe tatsächlich geschützt wären, könne jedoch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, heisst es weiter.

Die Resultate seien von den Geflügelimpfungen her schon bekannt: Impfung schützt gegen die Krankheit, aber nicht gegen die Infektion.

Zwei Vögel tot, einer entflogen

Die Menge der Abwehrstoffe nach der Impfung nahm bei den Zoovögeln rasch ab und sank etwa bei den Humboltpinguinen und beim Europäischen Uhu nach 26 Wochen auf null. Dies bedeutet, dass die Impfung auf jeden Fall jährlich wiederholt werden muss. Die Verträglichkeit der Impfung wurde als gut bezeichnet.

Bei den über 1000 Impfungen und Blutentnahmen kam es nur zu drei Zwischenfällen: zwei Vögel starben, einer entflog. Die Studie soll in diesem Winter weitergeführt werden.

Von besonderem Interesse ist die weitergehende Messung der Antikörperwerte nach zwölf Monaten sowie die eine Datenerhebung bei zusätzlichen Vogelarten.

Impfung grundsätzlich verboten

Die vier zoologischen Gärten von Basel, Bern, Goldau und Zürich hatten vom BVET für das Forschungsprojekt eine Ausnahmebewilligung erhalten, weil die erhältlichen Impfstoffe bei exotischen Vogelarten nicht geprüft sind und viele ihrer Vögel äusserst wertvoll sind und zum Teil zu den bedrohten Arten gehören. Zudem kommen Zoovögel üblicherweise nicht mit Hausgeflügel in Kontakt.

Die Impfung gegen Vogelgrippe ist in der Schweiz grundsätzlich verboten. Denn geimpfte Hühner werden bei einer Ansteckung zwar nicht krank, könnten den Erreger aber unter Umständen dennoch weitergeben.

Studie wird weitergeführt

Die Studie wurde neben den Zoos und einer Firma auch von der Universität Zürich und dem BVET finanziert. Dieses bewilligte inzwischen für diesen Winter eine Nachfolgestudie, wie BVET-Sprecherin Cathy Maret auf Anfrage in Bern sagte.

Das BVET beteiligt sich finanziell aber nicht mehr daran. Bei der Nachstudie sind gemäss den Angaben weitergehende Messungen der Antikörperwerte nach zwölf Monaten sowie eine Datenerhebung bei weiteren Vogelarten von Interesse.

Die Schweiz steht mit der Impfung von Zoovögeln nicht alleine da: Mehrere hundert Zoos in Europa haben ihre Tiere ebenfalls geimpft.

swissinfo und Agenturen

2003-2004: Das Virus H5N1 bricht in einigen Ländern Asiens aus und verbreitet sich schnell über Wildvögel und Geflügel. In Südostasien kommt es zu den ersten Übertragungen von Geflügelpest vom Tier auf den Menschen.

2005: Nachdem das Virus Sibirien und Zentralasien erreicht hat, bricht die Epidemie auch an gewissen Orten in Osteuropa und der Türkei aus.

Februar 2006: Die Vogelgrippe erreicht zu Jahresbeginn auch Afrika und Westeuropa.

März 2006: Zwischen dem 23. Februar und dem 31. März wird das Virus bei rund 30 wild lebenden Wasservögeln in der Schweiz festgestellt.

Dezember 2006: Bisher hat diese neue Vogelgrippe in den letzten 3 Jahren 150 Personen in Asien und Äypten getötet. In Europa kam es noch zu keiner Tier-zu-Mensch-Übertragung.

Zur Grippe-Erkrankung kommt es, wenn der (menschliche) Körper von Viren überfallen wird, die sich in seinem Gewebe und seinen Organen rasch vermehren.

Saisonale Grippe-Epidemien schlagen jedes Jahr bei Hunderten von Millionen Menschen in der ganzen Welt zu. Es sterben jeweils mehrere Zehntausend.

Eine Pandemie mit sehr gefährlichen Viren, wie dem H5N1, ereignet sich 3 bis 4 Mal pro Jahrhundert.

1918 fielen der “Spanischen Grippe” 30 bis 40 Mio. Menschen zum Opfer. 1957 gab es 1 bis 2 Mio. Tote, 1968 zwischen 800’000 und 1 Million.

Bisher galt das Vogelgrippe-Virus H5N1 fast ausschliesslich als Virus, das von Tier zu Tier springt. Übertragungen auf den Menschen (vor allem Kinder) sind vorgekommen, bei direktem Kontakt mit infiziertem Geflügel.

Im Fall einer Mutation des Virus kann es zu einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung kommen. Das dürfte dann eine Pandemie auslösen.

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