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Mexikos Präsident erhofft sich mehr Handel

Mexikos Präsident Vicente Fox schätzt die guten Beziehungen zur Schweiz. Keystone

Vicente Fox, seit vier Jahren Staatspräsident von Mexiko, empfängt am Donnerstag den Schweizer Bundespräsidenten Joseph Deiss zum Staatsbesuch.

Im Interview mit swissinfo äussert sich Fox über seine Erwartungen und Hoffnungen an die Schweiz.

swissinfo: Welche drei Stichworte fallen Ihnen spontan zur Schweiz ein?

Vicente Fox: Ein Land mit hoher Lebensqualität, mit einer starken Demokratie und einem grossartigen Humankapital.

swissinfo: Ich dachte, Sie erwähnten auch das viele Geld und die Banken.

V.F.: Das verbinde ich nicht als Merkmal mit der Schweiz. Für mich ist die Schweiz vielmehr ein wunderschönes Land mit netten Leuten und einer mächtigen Wirtschaft.

swissinfo: Immerhin sind auf Schweizer Bankkonten 105 Mio. US-Dollar blockiert, die aus Mexiko stammen: Raul Salinas, der Bruder des ehemaligen mexikanischen Präsidenten Carlos Salinas de Gortari, wird verdächtigt, das mutmasslich aus dem Drogenhandel stammende Geld in der Schweiz gewaschen zu haben. Wie ist der aktuelle Stand im Fall Salinas?

V.F.: Der Fall wird auf juristischer Ebene bearbeitet. Ich kenne die Details nicht, weil ich mich nicht in die Arbeit der Justiz einmische.

Die Schritte, die Mexiko unternimmt, um das Geld zurückzuholen, basieren auf der Gesetz-Mässigkeit, und diesen Weg beschreiten wir weiter.

swissinfo: Könnte es zu politischen Spannungen kommen, wenn sich die Schweiz weigern sollte, das Geld herauszugeben?

V.F.: Wie auch immer das Urteil ausfallen wird: Das Verhältnis zur Schweiz wird dadurch in keiner Weise beeinträchtigt. Unsere Beziehung ist viel umfassender und konstruktiver, als dass sie von juristischen Belangen getrübt werden könnte.

Wir werden die Entscheidung der Richter akzeptieren. Sollten wir aber bei einem negativen Entscheid die Möglichkeit haben, eine höhere Instanz anzurufen, werden wir das tun.

swissinfo: Was erwarteten Sie vom Besuch des Schweizer Bundespräsidenten Joseph Deiss?

V.F.: Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Mexiko sind ausgezeichnet. Sie gehen weit über das rein Wirtschaftliche hinaus. Uns verbinden die selben Werte in den Bereichen Demokratie, Kultur, Bildung und Menschenrechte.

Unabhängig davon streben wir eine bessere wirtschaftliche Entwicklung an. Wir wollen unseren Handel mit der Schweiz und Europa intensivieren und die gegenseitigen Investitionen ausbauen.

swissinfo: Als Efta-Mitglied profitiert die Schweiz seit dem 1. Juli 2001 von einem Freihandelsabkommen mit Mexiko. Sind Sie mit dem bisher Erreichten zufrieden?

V.F.: Angesichts des bescheidenen Wirtschaftswachstums in diesen drei Jahren in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent bin ich vom Resultat befriedigt – sowohl was den Handel wie auch die Investitionen betrifft.

Aber ich erwarte mir noch viel mehr: Mexiko hat 42 Freihandelsabkommen abgeschlossen, so viele wie kein anderes Land weltweit. Wer in Mexiko investiert, hat einen grossen Wettbewerbsvorteil, weil er freien Zugang zu den Märkten in den USA, Kanada und Lateinamerika erhält.

Es fallen nicht nur Ein- und Ausfuhrzölle weg, auch die Produktionskosten können massiv reduziert werden.

swissinfo: Welche Möglichkeiten eröffnen sich Schweizer Firmen, namentlich aus der Chemie- und Pharmaindustrie, wenn sie in Mexiko investieren?

V.F.: Gerade diese Branche zeichnet sich in Mexiko durch eine intensive Investitionstätigkeit aus. Sie ist sehr willkommen, weil damit nicht nur Arbeitsplätze geschaffen werden, sondern auch neue Technologien nach Mexiko kommen.

Wir haben vor kurzem angekündigt, die mexikanische Petrochemiebranche für ausländische Investitionen zu öffnen. Das ist ein sehr attraktiver und produktiver Sektor unserer Wirtschaft, dem es bisher an Investitionen mangelte.

In diesem Zusammenhang schauen wir sicher auch in die Schweiz, wo qualitativ hoch stehende Chemie- und Pharmaunternehmen beheimatet sind.

swissinfo: Im Unterschied zum Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union fehlt im Abkommen mit der Schweiz, bzw. der Efta, eine Klausel über Entwicklungs-Zusammenarbeit. Warum?

V.F.: Es stimmt, dass keine solche Klausel existiert, aber das hindert uns nicht daran, enge Beziehungen zu zivilen Organisationen in der Schweiz zu haben.

Eine derartige Klausel ist nicht unbedingt nötig, denn wir können auf Themen der Entwicklungs-Zusammenarbeit auch in anderer Form eingehen.

swissinfo-Interview: Martin Jordan, Mexiko-Stadt

Schweizer Exporte nach Mexiko 2001: 1,1 Mrd. Fr.
2003: 913 Mio. Fr.
2004: erneute Steigerung in Sicht
Importe mexikanischer Güter in die Schweiz 2001: 169 Mio. Fr.
2003: 219 Mio. Fr.
2004: Rückgang erwartet

Die Schweiz spielt bei den ausländischen Direkt-Investitionen in Mexiko eine wichtige Rolle. Mit 317 Mio. US-Dollar war sie 2003 der fünftgrösste Investor in Mexiko.

Im laufenden Jahr zeichnet sich gar ein Quantensprung ab: Allein im ersten Semester erreichten die Schweizer Direkt-Investitionen in Mexiko einen Wert von 1,1 Mia. US-Dollar.

In Mexiko sind derzeit rund 370 Schweizer Unternehmen ansässig.

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