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Neue fossile Fischarten entdeckt

Die Fossilien stammen aus Zeiten, als die Schweiz unter einem tropischen Meer lag. Universität Zürich

Forscher haben am Davoser Ducan-Gletscher Tausende von versteinerten Fischen aus der Zeit vor 230 Mio Jahren entdeckt.

Dieser Inhalt wurde am 28. August 2002 publiziert Minuten

Darunter befinden sich bisher unbekannte Arten, welche neue Einsichten in die Entwicklungs-Geschichte der heutigen Fische bringen.

Dank den Entdeckungen konnten Forscherinnen und Forscher der Universität Zürich eine neue Fischart beschreiben, den "Peltoperleidus Obristi". Benannt wurde er nach dem Schweizer Paläontologen Christian Obrist.

Annette Herzog, Paläontologin an der Universität Zürich, betonte, der Fisch sei etwas absolut anderes als heute lebende Fische. Besonders die Struktur des Kiefers und des Schädels sei beinahe einzigartig.

"Ich nehme an, es war ein Raubtier", so Herzog. Das rund 15 Zentimeter lange Fossil verfügt über recht grosse Zähne.

Knochenarbeit

Die Forschenden entdeckten den "Peltoperleidus Obristi" unter Tausenden weiterer Fossilien. Seit 1989 wurde in Davos daran gearbeitet.

Das Herausschälen war keine leichte Arbeit: Die Fachleute verbrachten Wochen mit jedem einzelnen Fossil. In mühseliger Kleinarbeit mussten jeweils die Gesteinsschichten abgetragen werden, um zum Tierabdruck zu gelangen. Zudem wurde jedes Detail dokumentiert und aufgezeichnet.

Präzise Aussagen über das ursprüngliche drei-dimensionale Aussehen der Tiere könne man nicht machen, sagte Herzog. "Das wäre pure Spekulation."

Belege für Meeresklima

Dennoch helfen die Fossilien - Mosaiksteinchen gleich - den Wissenschaftern die Entwicklungsreihen der Evolution immer genauer zu beschreiben. Die grosse Anzahl der Funde ist dabei sehr zentral.

Zudem geben die Fische Aufschluss darüber, dass vor 230 Mio. Jahren in der Gegend um Davos eine fischreiche Lagune gewesen sein muss. "Denn damals - zur Zeit vor den Dinosauriern also - lebten nur wenige Reptilien im Meer."

Bei den Grabungen wurden nicht nur Fischfossilien gefunden, sondern auch Krebse, Muscheln, Schnecken, Kalkalgen, Landpflanzen und sogar ein kleiner (früher) Saurier.

Vergleich mit Tessin

Die Funde stammen aus den dunkelgrauen Kalken, Mergeln und Dolomiten der Prosanto-Schichten, die nach dem alten Namen des heutigen Piz Prosonch bei Bergün im Albulatal benannt wurden. Von besonderem Interesse für die Wissenschaft ist der direkte Vergleich mit den gleichaltrigen Schichten des Monte San Giorgio im Tessin.

Dieses Gebiet ist für seine Fischsaurier bekannt und von der Schweiz als Weltnaturerbe vorgeschlagen worden. Zusammen mit den Funden oberhalb Davos lässt sich nach Angaben der Forscher die frühere Meereslandschaft rekonstruieren. Sie soll so ausgesehen haben: Sonne, blaues Meer, flache Inseln mit feinem Kalksand, Lagunen und in der Ferne die Aschenwolke eines aktiven Vulkans.

Vincent Landon und Agenturen

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