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COP28 – der Anfang vom Ende der fossilen Brennstoffe?

Ölpumpe vor dem Hintergrund eines Sonnenuntergangshimmels
Auf der COP28 in Dubai einigten sich die Länder auf eine "Abkehr" von den fossilen Brennstoffen. Hasan Jamali

In den Vereinigten Arabischen Emiraten, einem der wichtigsten Erdölländer der Welt, wurde der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen beschlossen. Kann man die Einigung am Ende der Klimakonferenz in Dubai (COP28) als historisch bezeichnen? Wir fragten Sonia Seneviratne, Schweizer Klimaforscherin an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

Verdreifachung der weltweiten Kapazität an erneuerbaren Energien bis 2030, Beschleunigung der Bemühungen um Netto-Null-Emissionssysteme deutlich vor oder um die Jahrhundertmitte und “Abkehr” von fossilen Brennstoffen (von “transition away”, einem Begriff, der auf Kosten des prägnanteren “phase-out” gewählt wurde).

Das sind die wichtigsten Beschlüsse der Klimakonferenz der Vereinten Nationen, die am Mittwoch in Dubai zu Ende gegangen ist.

“Dies ist eine historische Errungenschaft”, kommentierte Sultan Ahmed Al Jaber, Präsident der COP28. Es ist das erste Mal in 30 Jahren UNO-Klimaverhandlungen, dass die Hauptursache der globalen Erwärmung – fossile Brennstoffe – in einem endgültigen Konferenzbeschluss erwähnt wird.

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Sonia Seneviratne, Forscherin und Klimaexpertin an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) Zürich und Mitglied des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), spricht lieber von einem Teilerfolg.

“Wir haben das Schlimmste verhindert, weil der Entwurf des Abkommens, der zwei Tage vor Ende der Konferenz in Umlauf gebracht wurde [und in dem kein Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen erwähnt wurde, A.d.R.], extrem schwach war”, sagt sie.

SWI swissinfo.ch: Die COP28 endete mit einem Abkommen, das zum ersten Mal klar den Willen formuliert, den weltweiten Erdöl- und Kohleverbrauch zu reduzieren. Sind Sie zufrieden?

Sonia Seneviratne: Nur teilweise. Positiv ist, dass in der Abschlusserklärung eine Abkehr von fossilen Brennstoffen erwähnt wird.

Allerdings fehlt es dem Text an quantitativen Zielen. Und es gibt noch offene Fragen, zum Beispiel zur genauen Bedeutung des Begriffs “Übergang”.

Ausserdem wurde der Vorschlag eines expliziten Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen (Engl. “phase-out”) fallen gelassen, was eine klarere Formulierung gewesen wäre.

Mir gefällt das Bild des Vertreters der Marshallinseln: Wir haben ein Kanu mit einem schwachen Rumpf gebaut, das Wasser aufsaugt, aber das ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, um die notwendige Reise zu machen.

Den erdölproduzierenden Ländern ist es gelungen, den Einsatz von CO2-Abscheidung und -Speicherung in den Abschlusstext der Konferenz aufzunehmen. Welche Rolle können diese Technologien im Kampf gegen die Klimakrise spielen?

Wir brauchen diese Technologien auch, weil wir zur Stabilisierung der Erderwärmung eine Netto-Null-Emissionsbilanz erreichen müssen. Und wir wissen, dass dies in einigen Bereichen nicht einfach sein wird. Aber ihr Potenzial ist begrenzt.

Die Menge an CO2, die der Atmosphäre entzogen oder gebunden wird, entspricht derzeit weniger als einem Prozent der derzeitigen Emissionen. Bis zum Erreichen der Klimaneutralität wird dieser Anteil nach den Szenarien des jüngsten IPCC-Berichts auf 10% steigen.

Das bedeutet, dass die verbleibenden 90% der Emissionen auf Null reduziert werden müssen. Es gibt keine Möglichkeit, den Grossteil der heutigen Emissionen zu kompensieren.

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Wird es mit dem Abkommen von Dubai gelingen, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen – eines der Hauptziele des Pariser Klimaabkommens?

Das ist schwer zu sagen, auch weil wir nicht auf dem richtigen Weg sind. Das Abkommen von Dubai bekräftigt den Willen der Länder, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.

Wir sollten aber jetzt damit beginnen, die Treibhausgasemissionen so schnell wie möglich zu reduzieren, besonders die CO2-Emissionen. In den letzten Jahren haben wir allerdings einen Anstieg erlebt.

Ich schliesse nicht aus, dass das Ziel erreicht werden kann, aber es sind unbedingt grössere Anstrengungen erforderlich.

COP28: Schweiz zufrieden

Die Schweiz begrüsst den an der Klimakonferenz erzielten Konsens über den schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energien bis 2050, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) in einer Mitteilung schreibtExterner Link.

Bern begrüsst zudem die Verabschiedung einer Zwischenbilanz der Staaten mit Empfehlungen zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens.

Die an der COP28 gewählte Formulierung lasse auch den Einsatz von CO2-Abscheidungs- und Speichertechnologien zu, hält das Bafu fest. Die Schweiz werde darauf achten, dass diese Technologien nur für schwer vermeidbare Emissionen eingesetzt würden.

Der Bund begrüsst zudem, dass die Konferenz in Dubai Regeln für die Verwaltung des “Loss and Damage Fund” festgelegt hat, mit dem die ärmsten und von der Klimaerwärmung besonders betroffenen Länder unterstützt werden sollen.

(Quelle: SDA)

Editiert von Virginie Mangin, Übertragung aus dem Italienischen: Christian Raaflaub

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