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Deutscher Botschafter in Bern abgesetzt

Frank Elbe (rechts) bei der Übergabe des Verdientskreuzes an Johannes Mario Simmel am 18. März 2005 in Bern. Keystone

Der deutsche Aussenminister Joschka Fischer hat den deutschen Botschafter in der Schweiz, Frank Elbe, mit sofortiger Wirkung von seinem Amt abberufen.

Als Grund gilt die Kritik Elbes an der Gedenkpraxis des deutschen Aussenministers für verstorbene Diplomaten.

Der deutsche Aussenminister Joschka Fischer hat den Botschafter Berlins in der Schweiz, Frank Elbe, nach dessen Kritik an Fischers Gedenkpraxis für verstorbene Diplomaten in den vorzeitigen Ruhestand versetzen lassen.

Eine Sprecherin des Aussenministeriums in Berlin bestätigte am Donnerstag einen Vorausbericht des deutschen «Handelsblatts». Elbe sei auf Ersuchen Fischers von Bundespräsident Horst Köhler in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden, liess das Aussenministerium weiter verlauten. Zum Hintergrund wollte sich ein Sprecher nicht äussern.

Öffentliche Kritik

Als Grund für die Abberufung aus Bern gilt die öffentlich gewordene Kritik Elbes an der von Aussenminister Joschka Fischer angeordneten hausinternen Gedenkpraxis für verstorbene Ex-Diplomaten.

Danach werden ehemalige NSDAP-Mitglieder nicht mehr mit einem ehrenden Nachruf gedacht.

Fischer hatte diese Nachrufe in einer Hauszeitschrift gestoppt, nachdem ein wegen Kriegsverbrechen in der NS-Zeit verurteilter Ex-Konsul geehrt wurde. Später entschied Fischer, künftig ganz auf Nachrufe zu verzichten.

Brief in der «Bild-Zeitung»

Elbe hatte Fischer in einem Brief unter anderem ein «miserables Krisenmanagement» und eine «Spaltung» des Aussenministeriums vorgeworfen. Das Schreiben war zeitgleich in der deutschen «Bild-Zeitung» erschienen.

Fischer hatte in einer Reaktion darauf angedeutet, er sehe hinter der Kritik Elbes auch parteipolitische Motive. Elbe war früher Büroleiter und Vertrauter von Aussenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP).

Der 63-jährige Elbe war seit Anfang der 70-er Jahre für das deutsche Aussenministerium tätig, darunter als Botschafter in Indien, Japan und Polen.

Die Schweiz äussert sich nicht

Seit dem 1. Juli 2003 amtete er in Bern als Botschafter. Schon von 1983 bis 1986 weilte Elbe in der Schweiz, damals als Vertreter des Leiters der deutschen Delegation an der Abrüstungskonferenz in Genf.

Ivo Sieber, Sprecher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), bezeichnete die Abberufung Elbes aus Bern als eine «interne Angelegenheit des deutschen Aussenministeriums».

swissinfo und Agenturen

Frank Elbe war seit Juli 2003 deutscher Botschafter in der Schweiz.

Er ist nach dem ehemaligen Botschafter in Madrid, Joachim Bitterlich, der zweite hochrangige Diplomat, der von Fischer in den einstweiligen Ruhestand versetzt wird.

Bitterlich war aussenpolitischer Berater des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl.

Die Gründe für seine Ablösung wurden nie öffentlich bekannt gemacht.

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