Swatch: Nayla Hayek wird neue VR-Präsidentin (2. Zus)
(mit Aussagen von Nick Hayek)
Biel (awp/sda) – Nach dem Tod des Uhrenindustriellen Nicolas Hayek wird seine Tochter Nayla die Nachfolgerin: Das Aufsichtsgremium hat sie am Mittwoch einstimmig – und für einige überraschend – zur Verwaltungsratspräsidentin der Swatch Group gewählt. Diese Wahl bezeichneten Analysten als gute Lösung.
Nayla Hayek sei in den letzten Jahren auf diese Funktion vorbereitet worden, teilte der Uhrenkonzern am Mittwoch mit. Sie verfüge über eine langjährige Erfahrung im Swatch-Verwaltungsrat, zu dessen Vizepräsidentin sie im vergangenen Monat gewählt worden sei. Überdies sei sie über Jahre erfolgreich operativ tätig gewesen.
Die Tochter von Firmenpatriarch Nicolas Hayek sitzt seit 1995 im Aufsichtsgremium. Dort ist sie verantwortlich für die Hayek Immobilien AG und ist VR-Mitglied der Luxusgüterläden Rivoli in Dubai, an der Swatch eine Beteiligung hält.
Zudem ist die 59-Jährige verantwortlich für die Swatch Group im Mittleren Osten und Indien sowie der Uhrenmarke Balmain. Ausserdem übernahm Nayla Hayek die Geschäftsführung der neuen Sparte Tiffany Uhren, die im Januar 2008 gegründet wurde.
ÜBERRASCHUNG FÜR EINIGE
Die Ernennung von Nayla Hayek ins Präsidium kommt für einige überraschend. Zahlreiche Medien und Analysten hatten spekuliert, dass Naylas Bruder Nick zum Präsidenten ernannt werden würde. Nick ist CEO des Unternehmens. In der Sendung «Forum» des Westschweizer Radios RSR hat er die Wahl seiner Schwester verteidigt: Sie sei die Bestqualifizierte und die am besten auf das Amt vorbereitete Anwärterin gewesen. «Es war so geplant», sagt er. Die Dinge von langer Hand zu planen – das sei auch eine Vision gewesen seines Vaters.
Nicolas Hayek starb am Montag während der Arbeit an Herzversagen. Der frühere Chef des weltgrössten Uhrenherstellers Swatch führte 1985 die kränkelnden Unternehmen Asuag und SSIH zur Swatch Group zusammen und galt seither als Retter der Schweizer Uhrenindustrie. Im Communiqué, das den Tod des Firmenpatriarchen bekannt gab, betonte Swatch, dass Nicolas Hayek die Kontinuität im Aktionariat, Verwaltungsrat und Geschäftsleitung sichergestellt habe. Der Hayek-Pool kontrolliert 41% der Aktienstimmrechte und 24% des Kapitals der Gruppe.
«GUTE LÖSUNG»
Der Verwaltungsrat habe mit der Berufung von Nayla Hayek eine gute Lösung gefällt, meint René Weber von der Bank Vontobel. Hätte Nick Hayek nebst der CEO-Tätigkeit auch das Präsidium übernommen, wäre früher oder später die Diskussion um das Doppelmandat losgegangen. Dieses Problem habe man mit Nayla Hayek als Verwaltungsratspräsidentin nun umgangen.
Eine andere mögliche Lösung wäre gewesen, Nick Hayek als Präsidenten zu wählen und den 39jährigen Marc Hayek, Sohn von Nayla Hayek und CEO von Swatch-Luxusmarken wie Blancpain oder Frédéric Piguet, zum CEO der Swatch Gruppe zu berufen, so Weber weiter. Die Ernennung von Marc Hayek zum Gruppen-CEO wäre allerdings noch zu früh gekommen.
GERINGE BEKANNTHEIT
Als Manko von Nayla Hayek bezeichneten Analysten ihre geringe Bekanntheit in der Öffentlichkeit und der Finanzwelt. Der unternehmerische Leistungsausweis der passionierten Pferdezüchterin sei zu wenig bekannt. Aber diese Skepsis sei auch Nick Hayek entgegengeschlagen, als er 2003 zum Konzernchef ernannt worden sei, hiess es.
Angesprochen auf die Zweifler, antwortete Nick Hayek im Westschweizer Radio RSR ähnlich: Auch er sei anfänglich teilweise mit ungerechtfertigtem Misstrauen empfangen worden. Doch beweise ein Unternehmen, das so schnell auf Veränderungen reagiere und weiter arbeite, doch Kontinuität und Stabilität.
An der Strategie des Uhrenkonzerns ändere sich nichts, sagte Weber. Mit der Wahl von Nayla Hayek werde nochmals betont, dass es genauso weitergehen solle wie bisher. Die operativ entscheidende Kraft werde weiterhin Nick Hayek sein.
An der Börse warf der Personalentscheid auch keine Wellen. Nach dem Einbruch am Vortag um knapp 6% wegen Ängsten um die Konjunktur, gab die Inhaberaktie in einem schwächeren Gesamtmarkt nur leicht um 0,2% auf 306,50 CHF nach.
GEDENKFEIER IN BERN
Nicolas Hayek, der im Februar 82 Jahre alt geworden war, wird im engsten Familienkreis beigesetzt. Zeit und Ort gaben die Trauerfamilie nicht bekannt.
Für die Öffentlichkeit findet am Samstagnachmittag eine Gedenkfeier im Berner Kursaal statt. Dabei wird sich Bundespräsidentin Doris Leuthard als Vertreterin der Landesregierung an die Trauergemeinde wenden. Als Vertreter des Kantons Bern nimmt Regierungspräsident Philippe Perrenoud teil.
cc