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Das Ökosystem des Genfersees ist akut bedroht

See
Ein neuer Bericht zeigt die Überhitzung des Genfersees und ihre Folgen. RTS

Zum dreizehnten Mal in Folge hat sich das Wasser des Genfersees im Winter nicht vollständig durchmischt – eine alarmierende Folge des Klimawandels, die den Sauerstoffgehalt in den Tiefen des Sees gefährdet und das gesamte Ökosystem unter Druck setzt.

Laut den am Mittwoch veröffentlichten Daten der Internationalen Kommission zum Schutz des Wassers im Genfersee (Cipel) reichte die Durchmischung in diesem Jahr nur bis in eine Tiefe von 110 Metern – kaum mehr als ein Drittel der maximalen Tiefe von 309 Metern.

«Das ist ein historischer Rekord», sagt Nicole Gallina, Generalsekretärin der Cipel. Seit 2012 gab es keine vollständige Durchmischung mehr.

Die anhaltende Erwärmung des Sees verhindert den Austausch von Wasser und führt zu einem kritischen Sauerstoffmangel in den Tiefenzonen.

«Weniger Sauerstoff bedeutet weniger Lebensraum für Organismen», warnt Viet Tran-Khac, Laborleiter am Nationalen Forschungsinstitut für Landwirtschaft und Umwelt (Inrae) in Thonon-les-Bains, das die Proben der Cipel analysiert.

Mildere Winter als Ursache

Unter normalen Bedingungen kühlt sich das Oberflächenwasser im Winter so weit ab, dass es eine ähnliche Dichte wie die tieferen Schichten erreicht und absinkt.

Doch nur besonders kalte und windige Winter ermöglichen eine grossflächige vertikale Durchmischung des Wassers – eine Voraussetzung für die gleichmässige Verteilung von Nährstoffen, Sauerstoff und Temperatur bis zum Grund des Sees.

Immer mildere Winter behindern diesen Prozess. In diesem Jahr lag die durchschnittliche minimale Oberflächentemperatur (bei 0 bis 10 Metern Tiefe) bei 7,8 Grad Celsius – 1,5 Grad höher als im Durchschnitt der Referenzperiode 1991–2020.

2012 betrug der Sauerstoffgehalt in den Tiefen noch 7 mg/l. Heute ist er auf etwa 2 mg/l gefallen – deutlich unter die kritische Schwelle von 4 mg/l, die für viele Organismen überlebenswichtig ist.

Seitliche Strömungen als Hoffnungsschimmer

Dennoch gibt es einen möglichen Lichtblick: Eine Studie der ETH Lausanne (EPFL) aus dem vergangenen Jahr zeigte, dass die vollständige Durchmischung von 2012 auch durch bislang wenig erforschte seitliche Strömungen unterstützt wurde.

Doch das Ökosystem des Genfersees befindet sich bereits im Wandel. Der Sauerstoffmangel beeinträchtigt das Wachstum des Phytoplanktons – mikroskopisch kleiner Algen, die an der Basis der Nahrungskette stehen.

Weniger Phytoplankton bedeutet weniger Zooplankton – und damit weniger Nahrung für die Fische im See.

Übertragung aus dem Französischen mit Hilfe von Deepl: Camille Kündig

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