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Menschen auf einem Festival

Die Woche in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Eine Frau mit Kopftuch betritt eine Schweizer Bar ... und wird abgewiesen. Diese Woche sagte eine muslimische Frau, eine Bar in Genf habe ihr den Zutritt verweigert, weil sie ein Kopftuch trug. Was sagt das Schweizer Recht dazu? Sie werden vielleicht überrascht sein.

Ausserdem in diesem Briefing: Warum fast ein Drittel der Schweizer Bevölkerung in finanziellen Schwierigkeiten steckt und warum in der Romandie immer mehr Olivenbäume wachsen.

Und schliesslich könnten die Schweiz und Schweden bald durch einen Nachtzug verbunden werden, mit einer Verbindung dreimal pro Woche zwischen Basel und Malmö über Kopenhagen. Köttbullar und Surströmming gefällig?

Zwei sitzende Frauen vor einer Bühne
Besucherinnen während der Fêtes de Genève 2017. Keystone / Salvatore Di Nolfi

Wann darf eine Bar oder ein Restaurant einem Gast den Zutritt verweigern? Am Montag schrieb eine muslimische Frau in den sozialen Medien, ihr sei der Zutritt zu einer Bar in Genf verweigert worden, weil sie ein Kopftuch trug.

Im Prinzip können Wirte ihre Gäste auswählen – aber es gibt Grenzen. Eine Bar dürfe eine Kleiderordnung erlassen, sagte Rechtsanwalt Marc Weber am Donnerstag gegenüber SRF. «Private Wirte können grundsätzlich frei entscheiden, wen sie bewirten wollen.» Sie könnten zum Beispiel sagen, dass Flip-Flops oder zerrissene Hosen verboten sind. Auch bei der Kopfbedeckung seien solche Einschränkungen denkbar – «solange sie nicht diskriminierend sind», so Weber.

Das wirft die Frage auf: Wann wird eine Vorschrift diskriminierend? Das ist knifflig, räumt Urs Saxer, Professor für Verfassungsrecht an der Universität Zürich, ein. Eine Diskriminierung kann aber angenommen werden, wenn eine Vorschrift gegen das Antirassismusgesetz verstösst, zum Beispiel wenn ein Betrieb Gäste wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion ausdrücklich ausschliesst. Ein generelles Verbot von Kopfbedeckungen sei aber nicht per se diskriminierend.

Es gibt also keine Verpflichtung, Gäste zu bedienen? Nein. Niemand hat ein automatisches Recht, ein Restaurant zu betreten. «Theoretisch kann man Gäste auch völlig willkürlich abweisen», so Weber. «Solange man nicht diskriminiert.» Er verweist auf Nachtclubs, in denen Türsteher je nach Aussehen und Verhalten entscheiden können, ob sie jemanden einlassen oder nicht.

Die Frau sagte, sie werde klagen. Die Bar erklärte gegenüber RTS, dass sie nie die Absicht gehabt habe, jemanden zu diskriminieren, und erklärte, die Massnahme sei auf Wunsch einiger Kunden eingeführt worden, die «einen neutralen Raum ohne sichtbare religiöse Zeichen» wünschten. Diese Regelung sei inzwischen geändert worden. Der Restaurantbesitzer habe sich bei der Frau entschuldigt.

Vier Schaufensterpuppen
Bei der Kleidung schnallen viele Menschen den Gürtel enger. Keystone / Salvatore Di Nolfi

Fast ein Drittel der Schweizer Bevölkerung hat laut einer Umfrage finanzielle Probleme. Gespart wird vor allem bei der Kleidung, der Elektronik und beim Ausgehen.

Auch in der vermeintlich wohlhabenden Schweiz machen sich viele Menschen Sorgen um ihre Finanzen. In einer Umfrage des Vergleichsdienstes Comparis bei über 1’000 Personen gaben 27% an, dass sie in diesem Jahr eine Verschlechterung ihrer finanziellen Situation im Vergleich zu 2024 erwarten. Rund 6% glauben sogar, dass sich ihre Situation im Vergleich zum Vorjahr deutlich verschlechtern wird. Knapp 24% erwarten eine Verbesserung ihrer Situation, wie 20Minuten am Donnerstag berichtete.

Die Krankenkassenprämien sind die grösste finanzielle Belastung. Fast jede:r sechste Befragte hat regelmässig Schwierigkeiten, die Prämien zu bezahlen.

Dennoch sind viele zuversichtlich, wenn sie fünf Jahre in die Zukunft blicken: 44% glauben, dass ihre finanzielle Situation im Jahr 2030 besser oder sogar sehr viel besser sein wird als im Jahr 2025, 31% gehen davon aus, dass ihre Situation gleich bleiben wird, und nur 25% befürchten, dass ihre finanzielle Situation eher oder sogar sehr viel schlechter sein wird.

Aussicht über ein Tal
Oliven ernten im Kanton Tessin – das vielleicht bald von der Westschweiz überholt wird. Keystone / Ti-Press / Pablo Gianinazzi

Die Schweiz: ein Land, in dem Milch und Honig fliessen – und bald auch Olivenöl. In den kommenden Monaten könnten in der Westschweiz mehr als 10’000 neue Bäume gepflanzt werden.

Aufgrund der steigenden Temperaturen wachsen Olivenbäume nun in Regionen, in denen dies bisher undenkbar war. Bis Ende des Sommers soll eine Vereinigung von rund 30 Erzeugern in der Westschweiz gegründet werden, sagte Frank Siffert, einer der Pioniere der Branche, gegenüber RTS. Ziel ist es, den gesamten Sektor zu entwickeln, von der Produktion bis zum Vertrieb.

Bis Ende 2026 könnte es in der Region bis zu 20’000 neue Olivenbäume geben, doppelt so viele wie heute, sagte Siffert. «Wir werden das Tessin, wo der Olivenanbau bereits seit einigen Jahren etabliert ist, bei weitem übertreffen», erklärte er.

Siffert fügte hinzu, dass sich die Produktion in der Schweiz von derjenigen der grossen Mittelmeerproduzenten unterscheide, deren Qualität er manchmal als fragwürdig empfinde. «Wir haben es in der Hand, das ‚Swiss made`‘, die Qualität und die Attraktivität der lokalen Produkte hervorzuheben», sagte er.

Ein Hochhaus
Das Turning Torso Gebäude in Malmö. EPA/PATRICK PERSSON

Der Gedanke, ab nächstem Jahr in der Schweiz einschlafen und in Schweden aufwachen zu können, sorgte diese Woche für einige Aufregung.

Das Bundesamt für Verkehr plant, ab April 2026 einen Nachtzug zwischen Basel, Kopenhagen und Malmö einzuführen, wie RTS am Dienstag berichtete. Die dreimal wöchentlich verkehrende Strecke würde von staatlichen Budgetkürzungen verschont bleiben.

Das Amt erklärte, dass diese Strecke Priorität haben werde und dass 2025 1,2 Millionen Franken für Vorbereitungsarbeiten ausgegeben würden. Bis 2030 will der Bund die Linie mit 47 Millionen Franken subventionieren, um Verkehrsmittel zu fördern, die weniger Treibhausgase ausstossen.

Der endgültige Beschluss wird vom Parlament im Rahmen der Budgetdebatte 2026 gefasst.

Ein Stadion voller Leute und Maskottchen
Französische Fans. Keystone / Georgios Kefalas

Die kommende Woche

Das Fussbal-Europameisterschaft der Frauen 2025 (Bild) neigt sich dem Ende zu. Am Dienstag und Mittwoch werden die beiden Halbfinalspiele (in Genf bzw. Zürich) und am Sonntag das Finale (in Basel) ausgetragen.

Zahlreiche Schweizer Unternehmen werden ihre Halbjahreszahlen bekannt geben, darunter Lindt & Sprüngli und Givaudan am Dienstag und Nestlé und Roche am Mittwoch.

Am Dienstag beginnt das sechstägige Open-Air-Musikfestival Paléo, das grösste der Schweiz, mit Künstlern wie David Guetta, Macklemore, Simple Minds und den Sex Pistols (ohne Johnny Rotten).

Editiert von Balz Rigendinger/ac

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