
Afrika-Investitionen via Lugano

Afrikanische Staatsmänner haben am Samstag im Tessin um Goodwill und Geld geworben. An einer privaten Konferenz versuchten sie, europäische Unternehmer für Investitionen zu gewinnen.
Die offizielle Schweiz wurde durch das EDA und einen CVP-Parlamentarier vertreten.
Afrikas Weg in die Zukunft soll über Lugano führen. Das hoffen die Organisatoren der zum ersten Mal durchgeführten «Lugano Africa Conference».
Nach Angaben der Organisatoren haben sich am Samstag Vertreter von 16 afrikanischen Ländern in Lugano eingefunden. Sambia, Niger, Nigeria, Senegal, Moçambique, Tunesien, Kenya, Mali und Südafrika schickten entweder Minister oder Botschafter ins Tessin. Nigers Staatschef Hama Amadou vertrat sein Land persönlich.
Auch er versuchte den rund 400 anwesenden potentiellen Investoren Vertrauen einzuflössen. Amadou bezeichnete Afrika in seiner Rede als den Kontinent mit dem grössten wirtschaftlichen Potenzial. Er sei sich bewusst, dass private Investoren grossen Wert auf politische Stabilität legen würden und gewisse Garantien verlangten. Deshalb würden sich die Nepad-Staaten zu freien Wahlen, zum Respekt der Menschenrechte und zum Kampf gegen die Korruption verpflichten.
Nepad steht für die «New Partnership for Africas Development», die von der G8 ins Leben gerufen wurde.
Wenig europäische Staatsmänner
Italien war in Lugano mit zwei Ministern vertreten. Die Tessiner Regierung und Aussenminister Joseph Deiss glänzten hingegen durch Abwesenheit. Die offiziellen Begrüssungs-Ansprachen hielten deshalb CVP-Nationalrat Filippo Lombardi respektive Giancarlo Fenini von der politischen Abteilung II im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA).
Zwei Berlusconi-Berater
Konferenzpräsident der Luganeser Afrika-Konferenz ist Alessandro Leto, Afrika-Experte der italienischen Regierung und Geschäftsführer einer Tessiner Consultingfirma. Das Europa-Sekretaritat der Nepad soll in Lugano untergebracht werden.
Ein weiterer Afrika-Experte und der persönliche Berater von Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi war in Lugano: Alberto Michelini verwies in seiner Ansprache auf die unzähligen Fehler, die in der Entwicklungshilfe bisher geschehen seien. Der Westen habe Milliarden von Dollar nach Afrika geschickt mit dem Resultat, dass das aktuelle Bruttosozialprodukt von einigen Staaten unter dem von 1980 liege.
Michelini forderte die Industrienationen auf, Afrika nicht ihre Visionen aufzudrängen, sondern die Probleme partnerschaftlich zu lösen. Afrika müsse selber Verantwortung übernehmen können.
Proteste gegen G8-Initiative
Während Nepad-Generalsekretär Wiseman Nkuhlu den 12. Oktober als Beginn einer neuen Ära in der afrikanisch-europäischen Partnerschaft bezeichnete, protestierten vor dem Kongresszentrum rund 20 Personen friedlich gegen die Wirtschaftspolitik der G-8- Staaten. Sie verurteilten den Neoliberalismus, der zur Verarmung Afrikas führe und nur den Reichtum internationaler Konzerne mehre.
Entstanden ist die Lugano-Intiative am letzten G8-Gipfel in Kanada: Dort liessen sich die die Staatschefs der acht mächtigsten Industrieländer von der Nepad überzeugen. Eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt war Italien. Die Initiative dient vor allem der Verbesserung des Investitionsklimas auf dem schwarzen Kontinent. Zu diesem Zweck wurde ein Aktionsplan zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung geschaffen.
swissinfo und Agenturen
Das Sekretariat der G8-Initiative «New Partnership for Africas Development» (NEPAD) soll nach Lugano kommen. An einer Konferenz versprachen afrikanische Staatschefs, Stabilität für Investoren durch Demokratisierung zu schaffen.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch