Albert Hofmann:»LSD sollte legalisiert werden.»

LSD ist noch immer eine der umstrittensten Drogen: Von den einen wird LSD als Wundermittel verehrt, von den anderen als Teufelswerk verboten. Der Entdecker von LSD, der Schweizer Alfred Hofmann, wurde am Donnerstag (11.01) 95 Jahre alt.
Im Jahre 1943 entdeckte Albert Hofmann, damals Chemiker beim Basler Pharmakonzern Sandoz, die Wirkung von Lysergsäurediäthylamid, kurz LSD. Seit Jahren hatte Hofmann mit dem Mutterkornpilz experimentiert, einem Getreideparasiten, auf dessen chemischer Zusammensetzung LSD basiert.
Der erste Selbstversuch entwickelte sich zum Horrortrip. «Ein Dämon war in mich gedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und von meiner Seele Besitz ergriffen», beschreibt Hofmann in seinem autobiographischen Werk «LSD – Mein Sorgenkind» diesen ersten Versuch.
Hofmann experimentierte trotzdem weiter, überzeugt davon, dass LSD – korrekt, unter medizinischer Aufsicht angewendet – als Psychopharmakon erfolgreich sein könnte. Mittels LSD könne das Unbewusste ins Bewusstsein hervorgeholt werden. «Die Wirkung des LSD», erklärt Hofmann, «besteht darin, dass das emotionale Erleben der Wirklichkeit, der Aussenwelt enorm gesteigert wird, und das rationale Denken zurückgedrängt wird.»
In den 60er Jahren entwickelte sich LSD zur Kultdroge. Doch der Massenkonsum schadete dem Halluzinogen. Es wurde missbräuchlich verwendet, geriet durch seine Beliebtheit in der Drogenszene in schlechten Ruf. Der Konsum wie auch die Verwendung von LSD in der Forschung wurden daraufhin verboten.
Noch heute ist die Bedeutung von LSD als Medikament umstritten. 1993 sprachen sich führende Wissenschaftler aus Europa und den USA dafür aus, dass das weltweite Verbot im Interesse der Forschung und Therapie gelockert werden sollte. Auch Hofmann setzt sich dafür ein: «Ich möchte, dass die Forschung weitergehen kann, dass LSD den Ärzten so zugänglich ist wie Morphin oder Heroin. Es soll nicht auf dem freien Markt angeboten werden, aber es müsste legalisiert werden und unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden können. Das wäre meine Vorstellung.»
Bis anhin waren jedoch alle Versuche, das LSD-Verbot aufzuheben, erfolglos. Hofmann sieht im Verbot eine allgemeine Furcht vor der Unkontrollierbarkeit des mystischen Weltbildes. «Was wir nötig hätten, wäre eine andere Einstellung zur Wirklichkeit, dass man wegkommt von der rein rationalen und zu einer religiösen, ganzheitlichen Auffassung der Welt käme.»
Carole Gürtler

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