
Columbia-Absturz – Warnung vor Trümmern

Kurz vor der geplanten Landung ist die US-Raumfähre Columbia in rund 60'000 Metern Höhe in mehrere Teile zerbrochen.
Über die genauen Umstände wurde vorerst nichts bekannt. Die NASA warnte die Bevölkerung davor, sich Trümmern zu nähern, diese könnten hochgiftig sein.
Der Absturz löste weltweit Entsetzen und Trauer aus. Patrick Piffaretti, Direktor des Schweizer Büros für Weltraumangelegenheiten (SSO) sprach gegenüber swissinfo von einer Katastrophe für die weltweite Raumfahrt-Gemeinde. Den Angehörigen der ums Leben gekommenen Astronauten drückte er sein Mitgefühl aus.
Auch Daniel Neuenschwander, bei der SSO zuständig für die internationalen Beziehungen, sprach von einem schweren Rückschlag insbesondere für die bemannten Raumfahrt-Projekte der USA. Aber auch für die Europäische Raumfahrt-Agenture ESA und die daran beteiligte Schweiz sei der Absturz ein Verlust. Vor allem bei der Weiterentwicklung der Internationalen Raumfahrt-Station ISS werde es zu Verzögerungen kommen.
Trümmerteile weit versprengt
In Dallas und Umgebung wurden Rettungs- und Bergungsmannschaften alarmiert. Wenige Stunden nach der Explosion wurden über ein grosses Gebiet in Ost-Texas verstreut Trümmerteile gefunden.
US-Präsident George W. Bush rief seine Berater in Washington zu einer dringlichen Sitzung zusammen. Ein Regierungsbeamter sagte, es sei «höchst unwahrscheinlich», dass es einen Zusammenhang mit Terrorismus gebe.
Keine Chance
Der Nachrichtensender CNN zeigte am Samstag ein Video, das den Raumtransporter über der texanischen Stadt Dallas zeigte und mehrere Kondensstreifen aufwies. Zeugen berichteten, sie hätten einen lauten Knall gehört. Ein Mann sagte, sein ganzes Haus habe gezittert.
Ein Beamter der NASA im Bodenkontrollzentrum von Houston erklärte einem Bericht des Nachrichtensenders CNN zufolge, dass die Columbia verloren ist. «Die Raumfähre ist verloren», zitierte CNN den Beamten.
Die NASA erklärte, es habe keine Chance für eine Notlandung gegeben. Die erste Raumfähren-Katastrophe der USA war die Explosion des Shuttle Challenger im Januar 1986 gewesen. Die Fähre war damals beim Start explodiert.
Israeli an Bord
Columbia hatte sieben Besatzungsmitglieder an Bord, darunter den ersten israelischen Astronauten Ilan Ramon und zwei Frauen.
Israel reagierte mit Erschütterung auf den Absturz der Cloumbia. «Der Staat Israel und seine Bürger stehen in dieser schweren Stunde den Familien der
Raumfahrer, der Familie von Ilan Ramon und dem amerikanischen Volk sowie seiner Regierung zur Seite», teilte das Büro des Ministerpräsidenten Ariel Scharon mit.
Letzter Kontakt um 15.00 MEZ
Zuletzt hatte sich die Besatzung gegen 15.00 Uhr MEZ gemeldet, sagte ein NASA-Sprecher. Bis dahin habe es keine Hinweise auf Probleme gegeben.
Zu diesem Zeitpunkt begand sich die Columbia in 61’173 Metern Höhe und raste mit 20’116 Kilometer pro Stunde auf die Erde zu. Das entspricht in etwa der sechsfachsen Schallgeschwindigkeit.
Im NASA-Kontrollzentrum starrten die Ingenieure entsetzt auf ihre Computer-Bildschirme. Die in Cape Canaveral bereits auf die Landung wartenden Angehörigen der Astronauten wurden von NASA-Mitarbeitern an einen anderen Ort gebracht und betreut.
Die Raumfähre hätte nach 16 Tagen im All um 15.16 MEZ auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral landen sollen. Die sieben Astronauten und Astronautinnen – nebst Ramon sechs Amerikaner – führten während ihres Aufenthalts im Weltraum fast 80 Experimente durch. Mit an Bord waren auch zwei bio-medizinische Experiment der ETH Zürich gewesen.
Wegen des israelischen Astronauten hatte die NASA die seit der Anschläge vom 11. September 2001 ohnehin strikten Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft. Kampfflugzeuge hatten beim Start den Luftraum gesichert. Auch auf dem Boden waren die Kontrollen verstärkt worden.
Seit 1981 im Dienst
Die Raumfähre Columbia war das erste Space Shuttle, das je ins All flog. Am 12. April 1981 hob der Raumpendler von Cap Canaveral in Florida ab und eröffnete eine neue Stufe der weltweiten Raumfahrt.
Erstmals flogen Menschen mit einer Technik ins All, die wiederverwendet werden konnte. Im Gegensatz zu Trägerraketen, deren Stufen im All verglühen und von denen nur eine kleine Landekapsel zur Erde zurückkehrt, landen die Space Shuttles wie Flugzeuge auf einer Piste.
Das gut 37 Meter lange Space Shuttle bildet mit den Raumfähren Atlantis, Discovery und Endeavour das Rückgrat der bemannten US-Raumfahrt. Der Orbiter mit der offiziellen Bezeichnung OV-102 trägt den Namen des amerikanischen Segelschiffs Columbia, das 1792 von Boston ausgelaufen war.
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swissinfo und Agenturen
Die Crew:
Rick Douglas Husband
William McCool
Kalpana C. Chawla
David M. Brown
Michael P. Anderson
Laurel Blair Salton Clark
Ilan Ramon (erster israelischer Astronaut)

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