Forscher wecken Hoffnung auf BSE-Impfung

Schweizer und italienische Forscher haben einen Ansatz für Impfstoffe gegen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD), den Rinderwahnsinn (BSE) und andere Prionen-Erkrankungen gefunden. Sie züchteten genetisch veränderte Mäuse, deren Immunsystem krankmachende Prion-Proteine erkennt und abwehrt.
Seit 200 Jahren ist klar: Impfungen sind die beste Möglichkeit, um die Weiterverbreitung von ansteckenden Krankheiten zu stoppen. Allerdings gab es in der bisher erst 20-jährigen Forschung wenig Hinweise darauf, dass Impfstoffe Schutz bieten könnten vor Krankheiten, die durch verdrehte Prionen verursacht werden.
«Es war nie möglich, eine wirkliche Immunantwort gegen Prionen zu erreichen», sagt Prionen-Experte Adriano Aguzzi, Leiter der Neuropathologie am Zürcher Unispital, gegenüber swissinfo. «Deshalb war es nie möglich herauszufinden, ob Impfstoffe überhaupt gegen Prionen wirken könnten.»
Das Hauptproblem war, dass die krankmachenden Prionen eben wirklich etwas Besonderes sind: Die Erreger sind normale Körpereiweisse – einzig ihre dreidimensionale Struktur ist verdreht. Sie sind sozusagen einfach falsch gefaltet.
Impfstoffsuche sinnvoll
Es geht also darum, eine Immun-Antwort explizit gegen die krankmachenden Prionen zu provozieren. Um dies zu erreichen, haben die Forscher Mäuse gezüchtet, denen das normale Prion-Protein im Körper fehlt. Zudem wurden die Tiere gentechnisch so verändert, dass sie Antikörper gegen die krankmachenden Prionen produzieren.
Dann wurden die Tiere mit Scrapie infiziert, einer Schafs-Krankheit, die eng mit Rinderwahnsinn und Creutzfeldt-Jakob beim Menschen verwandt ist. «Wir stellten fest, dass die Tiere gegen die Krankheit geschützt waren», fasst Aguzzi den zentralen Befund der Untersuchung zusammen. «Die Studie zeigt, dass es Sinn macht, einen Impfstoff zu suchen und zu entwickeln.»
Die Wissenschafter haben ihre Ergebnisse in der neusten Ausgabe des Fachmagazins «Science» publiziert. Sie betonen dort, dass das neue Verfahren noch zu kompliziert für den medizinischen Alltag sei. Allerdings zeige es doch einen Weg zur Bekämpfung von Prionen-Krankheiten auf.
Adriano Aguzzi: «Der nächste Schritt wird sein, ein System auszudenken, in welchem man die Toleranz der normalen Prion-Proteine umgehen kann, und so Wege finden, um eine geschützte Immun-Antwort hervorzurufen.»
Vincent Landon

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