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Vorsichtige Zustimmung zum G8-Hilfspaket

Tony Blair vor den Teilnehmern am G8-Gipfel in Schottland. Keystone

Schweizer Hilfswerke begrüssen die Hilfe für Afrika, wie sie am G8-Gipfel in Schottland beschlossen wurde. Skepsis bleibt aber.

Der britische Premier Tony Blair sprach am Freitag von einer «50 Mrd. Dollar Starthilfe». Ein Zeitplan für die Vergabe der Gelder fehlt.

Die reichen Industriestaaten und Russland (G8) wollen nach den schweren Anschlägen in London dem internationalen Terrorismus mit einer Verdopplung der Entwicklungshilfe den Nährboden entziehen.

Die G8-Staaten werden ihre Hilfe für Afrika bis 2010 auf jährlich 50 Mrd. Dollar (gut 65 Mrd. Franken) verdoppeln. Insgesamt sollen bis 2010 jährlich 50 Mrd. Dollar zusätzlich in die armen Länder der Erde fliessen. Zudem sollen die ärmsten Länder der Welt von 40 Mrd. Dollar (52 Mrd. Franken) Schulden entlastet werden.

Beim Problem der Klimaveränderung schienen sich die Staatschefs dem Druck aus den USA zu beugen. Lediglich eine verwässerte Absichtserklärung wurde verabschiedet. Konkrete Schritte zur Eindämmung der Erwärmung der Erde oder zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen wurden nicht beschlossen.

«Ich bin sehr glücklich damit, dass Afrika auf der Agenda der G8 weit oben stand», sagte Serge Chapatte, Vizedirektor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), gegenüber swissinfo. Mehr als 40% des Budgets der DEZA fliessen nach Afrika.

Die künftigen Generationen zahlen

Blair hatte ursprünglich vorgehabt, die Staaten am G8-Gipfel zu verpflichten, 0,7% des Bruttoinlandproduktes (BIP) für die Auslandhilfe einzusetzen..

Christine Eberlein, Geschäftsführerin der Nichtregierungs-Organisation (NGO) «Erklärung von Bern» ist keine Befürworterin dieses britischen Vorschlages.

«Das würde ja bedeuten, dass Entwicklungsländer jetzt Schulden anhäufen würden, welche künftige Generationen zurückzahlen müssten. Das lehnen wir ab», sagt Eberlein gegenüber swissinfo.

Chapatte sagt weiter, dass die Schweiz kein Problem habe mit der Absicht der G8, die Agrarsubventionen zu verringern – eine Hauptforderung der afrikanischen Nationen. Allerdings gebe es diverse Ansätze, Entwicklungsländer darin zu unterstützen, einen grösseren Anteil am Welthandel zu erreichen.

Klima bleibt Sorgenkind

Weniger Erfolg war dem G8-Gipfel in der Klimafrage beschieden. Die USA, die als einzige Nation das Kyoto-Protokoll zur Verringerung der schädlichen Treibhausgase nicht ratifiziert haben, sperren sich weiter gegen konkrete Ziele.

Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte, dass der Kyoto-Prozess zur Reduzierung der schädlichen Treibhausgase im gemeinsamen Gipfeldokument immerhin erwähnt werde: «Das war ja bislang fast unmöglich.»

Einen nächsten Anlauf wollen die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten am 1. November in Grossbritannien nehmen. Eingeladen dazu sind auch Brasilien, Mexiko, China, Südafrika und Indien.

Richtige Richtung

«Ich bin realistisch und nehme, was der G8-Gipfel beschlossen hat», sagt Serge Chapatte. Schon im Vorfeld des Gipfels hatte er sich mit bescheidenen Fortschritten zufrieden gegeben. Nun sagt er: «Immerhin, die Richtung stimmt.»

Abschliessend meint Chapatte, er hoffe, dass dieser Gipfel Anstoss für einen echten und neuen Versuch gewesen sei, die Dinge in Afrika zum Besseren zu wenden.

Christine Eberlein ist skeptisch. Sie denkt, dass sich auch in Zukunft nicht viel verändern wird. «Mussten doch die Staatschefs in Schottland zugeben, dass ihre früher abgegebenen Versprechen mehr oder weniger leere Versprechungen waren.»

swissinfo und Agenturen

Am Gipfel wurde beschlossen, die Finanzhilfe für den afrikanischen Kontinent zu erhöhen und die Handelshemmnisse für afrikanische Staaten abzubauen.

Die ärmsten Länder der Erde sollen einen Schuldenerlass und erleichterten Zugang zu Medikamenten zur Behandlung von Aids erhalten.

Die G8-Staaten verpflichteten sich ferner, den Frieden in Afrika zu fördern und den Weg hin zu «guter Staatesführung» zu unterstützen.

Daneben kündigte der britische Premier Blair im Namen der G8 an, die palästinensische Autonomie-Behörde in den kommenden Jahren mit Finanzhilfe in der Höhe von 3 Mrd. Dollar (3,9 Mrd. Franken) zu unterstützen.

Der 31. G8-Gipfel fand im Gleneagles Hotel, Pertshire, Schottland statt.

G8 steht für die acht mächtigsten Industriestaaten: Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Grossbritannien, USA, Kanada und Russland.

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