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Wie wichtig sind Hochschul-Rankings?

Rolex Learning Center,
Top Universität: Studenten im Rolex Learning Center der École Polytechnique Fédérale de Lausanne EPFL in Lausanne. © Keystone / Gaetan Bally

Schweizer Schulen schneiden in internationalen Hochschulrankings oft gut ab. Aber wie werden diese Ergebnisse von den Institutionen selbst interpretiert und warum unterscheiden sie sich so stark?  

Während die einen argumentieren, dass Hochschulrankings dazu beitragen, die Qualität in einem zunehmend globalen, wettbewerbsorientierten und vielfältigen Umfeld zu bewerten. Sagen andere, dass solche Ranglisten Universitäten dazu bringen, sich nur auf das Abschneiden im Ranking zu konzentrieren: Ranking-freundliche Forschung anstatt Lehr- und Sozialverantwortung. Kritiker haben auch auf Rankings verwiesen, die die 200 besten Unis bevorzugen, von denen viele in Europa und Nordamerika liegen. 

Die Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich schneidet von den Schweizer Universitäten immer wieder am besten ab. An zweiter Stelle folgt ihr Pendant in der Westschweiz, die EPFL in Lausanne. Die beiden könnten an der Spitze bald Gesellschaft erhalten: Zwei Forscher der Universität Genf haben im Oktober den Nobelpreis für Physik erhalten, was die Universität Genf in den internationalen Rankings nach vorne katapultieren könnte.

In den Rankings der “Times Higher Education (THE) World University 2020” stellte die Schweiz in den Top-200 mehr Universitäten pro Kopf als jedes andere Land.

Welche sind die wichtigsten Rankings für die Schweiz?  

QSExterner LinkShanghaiExterner LinkTHEExterner Link and LeidenExterner Link sind die vier Rankings, die auf der Webseite des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) universityrankings.ch Externer Linkhervorgehoben werden. Diese Webseite wurde 2006 als Reaktion auf das grosse Interesse am ersten Hochschulranking überhaupt – “Shanghai” im Jahr 2003 – eingerichtet.

Hochschulrankings sind also ein relativ neues Phänomen. Die Plattform ordnet die Rankings nicht ein, sondern fasst zusammen, wie Schweizer Institutionen in den verschiedenen Rankings stehen, sagt das SBFI gegenüber swissinfo.ch. Die Webseite dient auch dazu, “die Methodik zu erklären und die Leser vor einer falschen Interpretation zu warnen”, so ein Vertreter des Staatssekretariats.

Das SBFI fügt an, dass die Rankings nicht zur Ausarbeitung der Hochschul- und Forschungspolitik dienen würden, sie aber gut platzierten Institutionen in der Öffentlichkeitsarbeit mit politischen Entscheidungsträgern und künftigen Studenten helfen. 

Was sagen die Schweizer Universitäten?  

Die Schweizer Universitäten sind sich beider Seiten der Medaille bewusst. So auch die ETH ZürichExterner Link, die mit dem 13 Platz im “THE 2020”-Ranking, die höchste Position einer Universität ausserhalb von Großbritannien und der USA innehält. 

“Akademische Rankings sind für Universitäten ein wertvolles Vergleichsinstrument. Sie geben aber nur eine partielle Sicht auf eine Universität”, sagt ETH-Präsident Joël Mesot in einem schriftlichen Kommentar.

“Die Strategie der ETH Zürich leitet sich aus dem Bundesauftrag ab, Grundlagenforschung zu betreiben, Spezialisten auszubilden und neues Wissen in Wirtschaft und Gesellschaft zu transferieren. Unter diesen Umständen ist es eine grosse Leistung, dass die ETH weiterhin zu den besten Universitäten der Welt gehört.”

Die Universität GenfExterner Link, die seit neustem zwei Nobelpreisträger beschäftigt, steht auf Platz 144 in der Liste “THE 2020″. Sie schreibt, dass sie nicht das Ziel verfolgt, sich in diesen Rankings zu verbessern, sondern sich”auf die Verbesserung der Lehre und Forschung” zu konzentrieren. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich der doppelte Nobelpreis “positiv auf das Ranking auswirken wird, auch wenn man nicht sagen kann, um wie stark”, sagt Sprecher Marco Gérard Cattaneo.

Da die Spitzenuniversitäten des”THE 200″-Rankings als die besten der Welt gelten, könne man den Einfluss auf Wissenschaftler und Studenten nicht ignorieren, sagt die Universität Genf. Jedoch würden Rankings nicht das Gesamtbild einer Uni wiedergeben und sollten deshalb mit Vorsicht interpretiert werden. Schwankungen nach oben oder unten sollten zudem nicht überinterpretiert werden, diese enstünden oft aufgrund von methodischen Veränderungen.

Was bewerten die Rankings? 

Die Liste von “THE” basiert auf 13 LeistungskennzahlenExterner Link (Link auf Englisch), die in fünf Bereiche unterteilt sind (Lehre/Reputation, Forschung, Zitierung, Internationalität und Industrieeinkommen/Innovation). “QS” basiert auf fünf Indikatoren, wobei der wichtigste der akademische Peer-Review (40%) ist.

Das “Shanghai”-Ranking konzentriert sich mehr auf die Forschung, einschließlich Auszeichnungen und häufig zitierte Publikationen, während “Leiden” die wissenschaftliche Leistung untersucht, die auf der Messung von wissenschaftlichen Publikationen basiert.

Dies erklärt, warum die ETH Zürich in der “QS 2020” auf Platz sechs und in der “THE 2020”-Liste auf Platz dreizehn liegt.

Welche Universität ist die Beste? 

Das ist schwer zu sagen. Sogar Phil BatyExterner Link, der Wissensmanager schlechthin, schreibt auf Twitter, dass es “kein korrektes oder genaues Hochschulranking” gibt.

Wie er swissinfo.ch an einem THE-Gipfel in Zürich sagte, können die Rankings “je nach den gewählten Massnahmen, Kennzahlen, oder Gewichtung stark variieren.”

“Es ist nicht in Stein gemeisselt, dass die ETH Zürich die dreizehntbeste Universität der Welt und Oxford die beste ist”, sagt er. Das Ergebnis basiere auf bestimmten Parametern, die “in Absprache mit der Branche festgelegt wurden”, erklärt er.

Aus diesem Grund ermutigt Baty, die Daten nach Bedürfnissen zu interpretieren – Studenten sind etwa an verfügbaren Lehrressourcen interessiert, Doktoranden am Ruf und Zitierungen.

Die EPFL (38. im “THE 2020”-Ranking) fasst das Dilemma auf ihrer Website wie folgt zusammen: “Keine dieser Ranglisten ist perfekt, aber sie alle bringen ein wenig Licht ins Dunkel. Alle Rankings zusammen geben eine ziemlich zuverlässige Vorstellung der Bedeutung, Wahrnehmung und Leistung der akademischen Einrichtungen.”

(Übertragung aus dem Englischen: Melanie Eichenberger)

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