
Addex stoppt Leitproduktentwicklung und setzt auf Back-up-Kanditaten (Zus)
Plan-les-Ouates (awp) – Die Addex Pharmaceuticals SA hat mit ihrem Leitprodukt überraschend Schiffbruch erlitten. Nun setzt das Management auf das Back-up-Produkt, die Forschung und Entwicklung weiterer Produktkandidaten, die AM-Plattform und strebt unverändert Entwicklungs- und Marketingkooperationen an. Die liquiden Mittel reichen dazu noch bis Ende 2011.
Das Genfer Unternehmen hat die Entwicklung von ADX10059 für chronische Indikationen eingestellt. Dabei handelt es sich um den am weitesten entwickelten Produktkandidaten in Phase-IIb-Tests für gastroösophagealen Reflux (GERD) als Monotherapie, für GERD als Additivtherapie zu Protonenpumpenhemmern und für die Migräne-Prophylaxe. Gestoppt wurde die Entwicklung, weil sich in einer über einen längeren Zeitraum laufenden Studie Anomalien bei Leberfunktionstests gezeigt haben. Dabei war das Ausmass der Anomalien unerwartet, und sie kamen zudem mit fortschreitender Studiendauer häufiger vor und wurden schwerer.
«Dies ist eine sehr überraschende und unglückliche Entwicklung», kommentierte CEO Vincent Mutel an einer Telefonkonferenz am Dienstag die Ergebnisse. Die Daten der Studien sollen nun zum besseren Verständnis des Scheiterns im Detail analysiert werden. Mutel schloss auf Anfrage von AWP jedoch eine Wiederaufnahme der Entwicklung von ADX10059 für Langzeittherapien weitestgehend aus, auch aus Gründen der Patienten-Sicherheit und Zulassungsbestimmungen.
BACK-UP-PRODUKTKANDIDAT SOLL’S RICHTEN
Die Hoffnung des Managements ruht nun weitgehend auf dem bereits vor dem Schiffbruch als Back-up-Produkt vorgesehenen ADX48621. Es handelt sich dabei zwar ebenfalls um ein mGluR5 NAM, das sich jedoch von ADX10059 grundsätzlich unterscheide, wie Chief Medical Officer Charlotte Keywood sagte. ADX48621 hat die Phase-I-Tests bei Levodopa-induzierter Dyskinesie bei Parkinson-Erkrankung abgeschlossen; die Phase-II-Tests sollen im vierten Quartal 2010 beginnen. Möglicherweise habe das Back-up-Produkt auch Potenzial bei Migräne und GERD, so die CMO weiter.
Für diesen Produktkandidaten werden, wie bereits zuvor auch für ADX10059, unverändert Entwicklungs- und Marketingpartnerschaften angestrebt. Daneben soll die Pipeline weiter entwickelt sowie die «Discovery» verstärkt werden. Weiter verfüge das Unternehmen auch mit der Allosterischen Modulationsplattform über einen «asset».
Zu den weiteren, allerdings präklinischen Produktkandidaten gehören ADX71943 bei GERD, Schmerzen und UI sowie ADX68692 bei Endometriosis und Prostatakrebs. Ersteres soll im zweiten Halbjahr 2010 in Phase-I-Tests gehen. In Partnerschaft mit Ortho-McNeil-Janssen wird ADX71149 bei Angststörungen und Schizophrenie entwickelt, zusammen mit Merck & Co., Inc. ADX63365 bei Schizophrenie und weiteren, nicht bekannt gegebenen Indikationen.
FINANZIERT BIS ENDE 2011
Als Folge des Scheiterns von ADX10059 sieht sich Addex nicht unmittelbar in Finanznöten. «Wir sind bis Ende 2011 finanziert», sagte CEO Mutel. «Dabei sind allfällige Meilensteinzahlungen aus unseren Entwicklungszusammenarbeiten und Mittel aus möglichen Partnerschaften nicht eingeschlossen», führte CFO Tim Dyer aus. Der CFO gibt sich vorderhand Zeit bis Ende 2010. Für danach schloss er an der Telefonkonferenz Kostensenkungsmassnahmen nicht aus, sofern noch keine Partnerschaften abgeschlossen worden seien.
AKTIEN BEI HANDELSWIEDERAUFNAHME DEUTLICH TIEFER ERWARTET
Die Addex-Aktien dürften morgen Mittwoch markant tiefer tendieren, nachdem der Handel in diesen Titeln heute Dienstag auf Antrag des Unternehmens ausgesetzt worden ist. Unter Analysten beziffert Andrew C. Weiss von der Bank Vontobel den DCF je Aktie ohne ADX10059 auf 25 CHF. Für Olav Zilian von Helvea hat das Hauptprodukt 49% zur Bewertung der Addex-Aktie beigetragen.
Am Montag schlossen die Addex-Titel auf 39,75 CHF (-0,13%).
rt/ps