
Bastl trifft auf Sampras

Der Schweizer George Bastl ist ein glücklicher Verlierer. Obschon er in der Wimbledon-Qualifikation ursprünglich gescheitert war, tritt er nun doch gegen Pete Sampras an.
Letzten Mittwoch war George Bastl in der Wimbledon- Qualifikation mit 0:3 Sätzen an Alex Waske gescheitert. Nun hat er aber in der 2. Runde nach einem 6:4, 6:2, 7:6 (7:5) über den Russen Denis Golowanow doch ein Rendez-vous mit Pete Sampras.
Komische Sachen passieren mit George Bastl dieser Tage in Wimbledon: Erst verlor in der Qualifikation und durfte dank der Absage von Felix Mantilla dann doch im Hauptfeld spielen. Danach bereitete sich Bastl auf eine Partie gegen den Engländer James Auckland vor, spielte aber schliesslich gegen den Russen Denis Golowanow.
Solide Leistung
Und das Unüblichste folgte noch: George Bastl gewann! Für den 27-jährigen Waadtländer war es der erste Sieg im Grand-Prix seit Oktober 2001 und der überraschenden Viertelfinalqualifikation an den Davidoff Swiss Indoors Basel.
Bastl zeigte bei seinem ersten GP-Sieg auf Rasen eine solide Leistung. Er dominierte die Partie von Anfang an und wurde auch nicht nervös, als Denis Golowanow, gegen den er vor einem Jahr in der Wimbledon-Qualifikation verloren hatte, im dritten Set zu zwei Satzbällen kam. Bastl: «Ich bin zufrieden, dass mir eine solide Leistung gelang und ich das ganze Spiel über stabil blieb.»
Karriere-Höhepunkt
Der Sieg ermöglicht Bastl ein Karriere-Highlight — er darf in Wimbledon und womöglich auf dem Center Court gegen Pete Sampras antreten, den siebenmaligen Turniersieger. Bastl kriegt im besten Alter (27) und nach einem Alleingang mit einem neuen Coach (Craig Tiley/SA) die Chance, sein Verlierer-Image loszuwerden.
Bisher hatte Bastl die grössten Spiele seiner Laufbahn alle verloren: Gegen Philippoussis und Escudé (nach Matchball) beim Stand von 2:2 im Daviscup, gegen Safin nach Satzvorsprung in Roland-Garros und gegen Boutter (nach Matchball) letzten Herbst im Viertelfinal von Basel.
Normalerweise kann Bastl in Wimbledon gegen Sampras eigentlich gar nicht gewinnen. Aber normal lief für den Romand diese Woche ohnehin nichts. Zudem klagte Sampras vor seinem Startspiel gegen den Engländer Martin Lee (6:3, 7:6, 6:3) über Rückenprobleme.
Turnier der Absagen und Krisen
Dass sich bei Bastl gegen Golowanow «Lucky losers» (glückliche Verlierer) gegenüber standen, war ein bisschen bezeichnend für den Wimbledon-Auftakt 2002. Im Vorfeld des Turniers hatte es Absagen gehagelt.
Nicht alle waren so nachvollziehbar wie jene der dauerverletzten Martina Hingis und Lindsay Davenport. Bei den Männern fehlen aus verschiedensten Gründen Paris-Champion Albert Costa, Tommy Haas, Goran Ivanisevic, Gustavo Kuerten, Alex Corretja, Carlos Moya, Sébastien Grosjean und Marcelo Rios.
Überraschungen blieben am Starttag weitgehend aus. Selbst die von schweren Verletzungen zurückkehrenden Richard Krajicek und Mark Philippoussis setzten sich ohne viel Mühe durch.
Weiter in der Krise befindet sich seit ihrer letztjährigen Fussoperation Anna Kurnikowa. Die Russin unterlag ihrer Landsfrau Tatjana Panowa (Russ) 1:6, 6:4, 4:6.
Die als Nummer 21 gesetzte Tatjana Panowa hatte letzte Woche in Eastbourne sensationell gegen die 47-jährige Martina Navratilova verloren.
swissinfo und Rolf Bichsel (Si), Wimbledon

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