«Das Volk kann nicht lügen»
Die letzten Stunden vor der Wahl waren selbst für Joseph Blatter von Ungewissheit geprägt. Er glaubte zwar an seine Wiederwahl zum FIFA-Präsidenten, doch an ein solches Glanzresultat hatte auch er nicht gedacht.
René Baumann von der Sportinformation fragte Joseph Blatter, ob er erwartet habe, dass er 139 Stimmen erhalten würde.
«Ja und nein, ich hoffte natürlich auf viele Stimmen, damit kein zweiter Wahlgang nötig würde. Ich dachte aber niemals daran, mehr als 130 Stimmen zu erhalten. Mein Ziel war es, einen gleich grossen Vorsprung herauszuholen wie im ersten Wahlgang 1998.»
Was, denken Sie, hat den Ausschlag für Ihren Sieg gegeben?
«Ich konnte diesmal durch den Kongress führen und dadurch einige Sachen vor der Basis klarstellen. Das war im Exekutivkomitee nie möglich. Zudem sprach meine Arbeit der letzten 27 Jahre für mich. Das Volk, sprich die Kongress-Delegierten, hat das nicht ve
Ihre Gegner behaupten, die kleinen Verbände hätten Sie nur gewählt, weil sie sonst kein Geld mehr von der FIFA erhalten hätten.
«Ich habe keine solche Reaktionen vernommen. Das klare Resultat spricht ja für sich. Es können nicht nur die kleinen Verbände gewesen sein, die für mich gestimmt haben, sondern alle, die an die Wahrheit im Fussball glauben und die wissen, dass ich den Fus
Wie viele Stimmen haben Sie aus Europa erhalten?
«Helfen Sie mir rechnen, ich weiss es selber nicht. Ich weiss auch nicht, ob es eine Berechnungs-Möglichkeit gibt, um das herauszufinden.»
Wird Michel Zen-Ruffinen diese WM als Generalsekretär «überleben»?
«Ich habe ihn noch nicht gesehen nach der Wahl. Er soll jedoch einem Ihrer Kollegen gesagt haben, dass er in Schwierigkeiten stecke. Ich denke, das trifft auch zu. Geben Sie mir aber Zeit, um die Strukturen in Ordnung zu bringen. Erst soll nun der Ball ro
Was würden Sie im Nachhinein in den letzten vier Jahren anders machen?
«Ich war vielleicht zu selbstbewusst und habe den Leuten um mich herum zu sehr vertraut. In Zukunft muss ich wohl etwas klüger umgehen mit Personen, die mit mir zusammenarbeiten. Das FIFA-Haus kann ich gegen aussen mit Sicherheitsleuten schützen. Innerhal
Wie fühlen Sie sich nach dem grossen Triumph?
«Ich bin von tiefer Zufriedenheit erfüllt und auch ein bisschen stolz. Doch ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Die letzten Wochen und Monate haben mich sehr berührt und geprägt. Mein Herz hat darunter gelitten. Das meine ich aber nicht körperlich, ich bin
Dann könnten Sie ja wie Ihr Vorgänger Joao Havelange noch für zwei weitere Amtsperioden kandidieren?
«Nein, nein, nein. Auf keinen Fall. Ich habe immer gesagt, dass ich höchstens zwei Perioden im Amt bleibe. Das wären dann 31 Jahre bei der FIFA und wohl auch genug.»
Hat der Fussball durch diesen Wahlkampf Schaden erlitten?
«Ich glaube nicht, dass diese Vorfälle bis auf das Spielfeld gereicht haben. Jetzt beginnt die WM, und die 64 Spiele können der Welt beweisen, dass der Fussball immer noch derselbe ist. Bis in zwei bis drei Monaten hoffe ich, auch das Vertrauen in die FIF
swissinfo und René Baumann (Si)

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