
Fritz Weyermann nicht mehr Trainer seiner Tochter

Anita Weyermann will - zumindest vorläufig - nicht mehr von ihrem Vater trainiert werden. Bis zu den Olympischen Spielen wird die Bernerin nun von Christoph Schmid, dem Mittel- und Langstrecken- Nationaltrainer betreut.
Diesen für Aussenstehende überraschenden Entscheid gab die 22- Jährige am Dienstag (18.07.) im Höhentrainingslager in St. Moritz bekannt.
Anita Weyermann gab ein eindrückliches und reifes Statement über den Bruch mit ihrem Vater ab. Sie habe sich lange überlegt, wie sie es ihrem Vater sagen sollte. Sie werde nun bald 23 Jahre alt und habe, wie jedes «Mädchen» den Wunsch, selbständig zu werden und ihr Leben selber zu bestimmen.
Sie sei eng mit der Familie verbunden gewesen, was zu Abnützungserscheinungen geführt habe.
Dazu beigetragen, dass das Verhältnis zu ihrem Vater unerwartet und wohl rascher, als viele gedacht haben, Risse erhielt, hat sicher auch der für sie nicht zufriedenstellende Saisonverlauf.
Nach einer Knieverletzung im Winter kam der Ellbogenbruch im April bei einem Sturz mit dem Mountainbike. Als sie sich einigermassen in Form fühlte, folgten die enttäuschenden Rennen in Basel und vor allem Ende Juni der 1500-Lauf in Luzern, als sie dem Feld hinterher lief.
Nach Sydney eigene Wohnung
Anita Weyermann verlor bei ihrem Statement kein schlechtes Wort über ihre Eltern. «Ich hatte es gut zuhause. Meine Eltern haben mich unterstützt. Nur dank ihnen bin ich eine so gute Läuferin geworden. Aber jetzt bin ich nicht mehr 16-jährig.»
Die Wirtschafts- Studentin, die Anfang Juli erste Prüfungen abgelegt hat, will nach den Olympischen Spielen eine eigene Wohnung beziehen. Bis zur Abreise nach Sydney weilt sie in Trainingslagern oder ist für Wettkämpfe unterwegs. Sie liess auch offen, wer nach Sydney ihr Trainer sein wird.
«Ob es Fritz ist, kann ich nicht sagen», so Weyermann, die damit andeutete, dass sie nicht alle Türen zuschlagen will.
swissinfo und Agenturen

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