
Hans Stürm ist tot

Der Dokumentarfilmer Hans Stürm ist in der Nacht auf Sonntag 60-jährig verstorben. Die Schweizer Filmszene trauert.
Der in einem Zürcher Spital verstorbene Hans Stürm war Gründungsmitglied des Filmkollektivs Zürich und wurde mit engagierten Filmen wie «Es ist kalt in Brandenburg» und «Kaddisch» bekannt.
Urs Graf vom Filmkollektiv sagte, vergangenen Mittwoch sei Stürm noch am Arbeitsplatz gewesen, habe aber über unerklärliche Fieberschübe geklagt. Am Donnerstag habe er sich zum Arzt und anschliessend zur Abklärung ins Spital begeben. Am kommenden Samstag um 16.00 Uhr findet in der Zürcher Predigerkirche ein Trauergottesdienst statt.
Soziales Engagement
Nach einem Philosophie-Studium in Freiburg und dem Diplomabschluss an der Filmhochschule IDHEC in Paris hatte Stürm zunächst als Kameramann gearbeitet, so für Graf und Alexander J. Seiler. 1968 drehte Stürm mit Nina Stürm seinen ersten Film «Metro». 1972 entstand «Zur Wohnungsfrage», wie einer von Graf zusammengestellten Filmographie zu entnehmen ist.
Einer der bekanntesten frühen Filme Stürms war «Ein Streik ist keine Sonntagsschule» von 1975. Im gleichen Jahr war Stürm auch an «Kaiseraugst» beteiligt. 1977 entstand «Lieber Herr Doktor» (zum Problem des Schwangerschafts-Abbruchs), 1978 «Cinema mort ou vif?»; ausserdem führte Stürm 1978 die Kamera in «Aufpassen macht Schule».1979 war Stürm als Kameramann an Grafs «Kollegen» beteiligt.
Erfolgreicher Film über Hitler Attentäter
Bekannt wurde «Es ist kalt in Brandenburg» über den Schweizer Hitler-Attentäter Maurice Bavaud, den Stürm 1980 zusammen mit Niklaus Meienberg und Villi Hermann drehte. Später folgten «Gossliwil» (1985, mit Beatrice Michel), «Asyl – die Schweiz als Nadelöhr». 1991 war Stürm Kameramann in «Seriat» von Graf und Marlies Graf Dätwyler, ebenso 1993 in «Die Farbe des Klangs des Bildes der Stadt» von Graf, Elisabeth Wandeler-Deck und Alfred Zimmerlin.
1992 drehten Stürm und Michel «Sertschawan»; dabei ging es um die Geschichte des kurdischen Volkes. 1997 drehten die beiden «Kaddisch», einen Film um die Tochter eines Auschwitz-Überlebenden. Letztes Jahr war Stürm als Kameramann an drei Kurzfilmen zum Thema «Islamischer Alltag in Zürich» beteiligt.
Auch für die Expo tätig
Zusammen mit Graf und Graf Dätwyler drehte Stürm für die «expoagricole» an der derzeit laufenden Landesausstellung acht Kurzfilme über landwirtschaftliche Betriebe in der Schweiz. Vor seinem Tod hatte Stürm zusammen mit Michel noch «Konradhof» in Arbeit.
swissinfo und Agenturen

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