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Nef rettet Ehre der Ski-Alpinen

Sonja Nef (r) feiert zusammen mit der Silbermedaillen-Gewinnerin Anja Pärson ihren Erfolg. Keystone

Sonja Nef bewahrt mit der Bronzemedaille im Riesenslalom die Schweizer Skination vor dem totalen Debakel. Kostelic feiert ihre 3. Goldmedaille.

Das nationale Ski-Elend schien auch im 9. alpinen Wettbewerb seine Fortsetzung zu nehmen. Sonja Nef beging mit der Nummer 1 nach dem Start einen groben Fehler, erreichte während des ganzen Kurses nie den vollen Speed und schlug sich am Ziel die Fäuste an den Helm.

Nur Rang 6: Fast eine Sekunde hinter der Janica Kostelic, vier Zehntel hinter Alexandra Meissnitzer, doch weniger als zwei Zehntel Abstand auf Michaela Dorfmeister, Anja Pärson und die verblüffende Spanierin Maria Jose Rienda-Contreras. Der Traum von Gold war bereits geplatzt, dagegen lagen Silber und Bronze noch in Reichweite – und das ist für das gebeutelte Skiteam mittlerweile so viel wert wie Gold.

Nef: «Auch mit Bronze glücklich»

Nochmals griff Sonja Nef voll an und ging auch an die Spitze. Dennoch geriet sie ins Zittern, als Anja Pärsen, Vierte nach dem ersten Lauf, sie um über drei Zehntel übertraf. Und noch standen die uneinholbar scheinenden Meissnitzer und Kostelic am Start. Die Österreicherin, zweifache Medaillengewinnerin von 1998 in Nagano, hielt diesmal der Nervenbelastung nicht stand und fiel um 0,28 Sekunden hinter die Schweizerin zurück – damit stand der Medaillengewinn schon vor der letzten Fahrt von Kostelic fest.

«Ich wünschte mir zwar Gold», sagte Nef, «aber ich bin auch mit dieser Bronzemedaille sehr glücklich. Ich muss froh sein, dass ich nach dem Fehler im ersten Lauf nicht ausgeschieden bin.»

Damit hat eine Odysee von Sonja Nef durch die Grossanlässe ein Ende gefunden. Im letzten Jahr errang sie in St. Anton nach mehreren Pleiten an Weltmeisterschaften ihren ersten Titel, jetzt in Park City nach den verpatzten Spielen von 1988 (zwei Ausfälle) verdientermassen auch eine Olympiamedaille. «Die Enttäuschungen haben mich stark gemacht. Durch sie bin ich gereift», meinte die Appenzellerin, die im April 30 wird.

Die übrigen Schweizerinnen fuhren – wie ihre Vorgänger und Vorgängerinnen – «schweizerisch». Zwar griffen sowohl Lilian Kummer als auch Fränzi Aufdenblatten beherzt an, aber beide kamen nicht weit und schieden aus. Corinne Rey-Bellet beendete das Rennen als 13.

«Die Medaille von Sonja ist gut für den alpinen Skisport», bemerkte Swiss-Olympic-Chefcoach Hansjörg Wirz, «es ändert aber nichts daran, dass gewisse Dinge überdacht werden müssen. Die Ausbeute entspricht nicht den Podestplätzen im Weltcup.»

Kostelic wie Killy und Sailer

Janica Kostelic feierte nach Gold im Slalom und der Kombination sowie Silber im Super-G im Riesemslalom nun den dritten Sieg. Sie egalisierte damit nicht nur die bisherigen Triple-Sieger Toni Sailer (1956) und Jean-Claude Killy (1968), sondern übertraf diese dank dem 2. Platz im Super-G sogar noch um eine Auszeichnung. Damit gelang der 20-jährigen Kroatin ein Exploit, der im heutigen Leistungssport undenkbar schien. Hätte sie auch noch an der Abfahrt teilgenommen, in dieser Verfassung wäre ihr auch in dieser Disziplin eine Medaille zuzutrauen gewesen.

«Ich war schon vor dem Riesenslalom völlig ausgepowert», meinte Kostelic, «und ich glaubte, mein Glück schon vorher aufgebraucht zu haben. Ich habe in dieser Disziplin in den letzten drei Wochen höchstens zwei, dreimal trainiert». Und im Weltcup war sie nie besser als 10. und 12. gewesen. Dennoch nahm auch eine ausgelaugte Kostelic der gesamten Konkurrenz eine Sekunde und mehr ab. Da fragt man sich: Wie gross wäre wohl der Vorsprung gewesen, wenn sie nicht ausgepowert gewesen wäre? Und man stellt sich auch noch andere Fragen.

swissinfo und Richard Hegglin (Si)

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