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«Uriella» muss zahlen

Uriella ist bereit zu zahlen - allerdings erst in einigen Jahren. Keystone Archive

"Fiat-Lux"-Chefin Erika Bertschinger alias Uriella (72) muss einem ehemaligen Sektenmitglied ein Darlehen von 625'000 Franken plus Zinsen zurückzahlen. Das Appenzell Ausserrhoder Obergericht bestätigte mit seinem Urteil einen früheren Gerichtsentscheid.

Das Obergericht wies Uriellas Beschwerde ab und bestätigte damit das Urteil des Ausserrhoder Kantonsgerichts vom April 2000. Eine Begründung des Urteils liegt noch nicht vor, wie die Anwältin der Klägerin am Samstag zu entsprechenden Medienberichten sagte.

Die 60-jährige Klägerin aus dem Kanton Zürich hatte dem Orden «Fiat Lux» 16 Jahre lang angehört. Zwischen 1994 und 1996 gewährte sie Uriella sieben Darlehen von insgesamt 625’000 Franken. Nach ihrem Austritt aus der Sekte im Jahr 1997 forderte sie das Geld zurück. Uriella weigerte sich aber zu zahlen.

Sofortige Rückzahlung

Die Ausserrhoder Justiz gab der Klägerin Recht: Sie könne aus «wichtigem Grund» eine sofortige Rückzahlung der Darlehen verlangen, stellte das Kantonsgericht fest. Nach dem Austritt der Klägerin aus Uriellas Sekte habe nämlich die gegenseitige Vertrauensbasis gefehlt.

Uriella, das selbsternannte «Sprachrohr Gottes», erschien nicht persönlich zur Verhandlung vor dem Obergericht in Trogen. Sie liess sich durch ihren Gatten Eberhard Eike alias Icordo mit einem knapp 200-seitigen Plädoyer vertreten. Icordo strapazierte mit seinen schier endlosen Ausführungen die Geduld des Gerichts.

«Sekten-Psychoterror»

Die Anwältin der Klägerin argumentierte, die Frau habe unter dem ausgeklügelten Psychoterror der Sekte schwer gelitten. Sie sei wegen Indoktrination, psychischem Druck und Krankheit nicht mehr urteilsfähig gewesen, als sie Uriella die Darlehen gewährte. Im Fall von «Fiat Lux» bestehe staatlicher Handlungsbedarf. Uriella hatte bei der Klägerin und deren Kindern Krebs und Leukämie festgestellt – «Diagnosen», die medizinisch nicht bestätigt wurden. Uriella soll die Klägerin in Angst und Schrecken versetzt und ihr suggeriert haben, wenn sie Gott gefällig lebe, würden sie und ihre Kinder gesund.

Bis vor Bundesgericht

Uriella erklärte sich zwar bereit, der Klägerin die 625’000 Franken zurückzubezahlen – allerdings erst nach einer Frist von 15 Jahren. Ihr Gatte Icordo kündigte bereits vor dem Kantonsgericht an, Uriella ziehe den Fall wenn nötig bis ans Bundesgericht weiter.

Stets wies Icordo die Vorwürfe gegen Uriella und die Sekte vehement zurück. Dem Orden «Fiat Lux» gehören rund 700 Personen in der Schweiz, Deutschland und Österreich an.

swissinfo und Agenturen

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