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Verfahren gegen «Carlos»- Komplizen eingestellt

Die Bundesanwaltschaft (BA) hat die Ermittlungen gegen sieben angebliche Komplizen des Top-Terroristen "Carlos" eingestellt. Es bestünden zwar Hinweise auf Beihilfeschaft, der Tatverdacht habe sich aber nicht hinreichend erhärten lassen.

Die BA hatte gegen die sechs Schweizer und einen in der Schweiz wohnhaften Ausländer zwischen 1993 und 1995 umfangreiche Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Gehilfenschaft zu Mord und Mordversuch im Zusammenhang mit Sprengstoffanschlägen aufgenommen.

Sie sollen den jahrelang als weltweit am meisten gesucht geltenden Terroristen «Carlos» logistisch – etwa mit gefälschten Pässen sowie Informationen und Kontakten – unterstützt haben. Im Herbst 1994 kam es unter der damaligen Bundesanwältin Carla del Ponte zu vier Verhaftungen.

Kontakte zugegeben

Wie die BA nun am Mittwoch (21.06.) mitteilte, ergaben die gerichtspolizeilichen Ermittlungen zwar Hinweise, die für die Einbindung der Beschuldigten in die «Carlos»-Gruppe sprachen. Die meisten der Beschuldigten hätten Kontakte zu «Carlos» oder zu Mitgliedern seiner Organisation zugegeben. Teilweise seien auch technische oder andere Beiträge eingeräumt worden.

Insgesamt liegen laut BA aber keine genügenden Beweise für eine wissentliche und willentliche Beteiligung der Beschuldigten an konkreten Verbrechen vor. Das Verfahren gegen sie sei deshalb eingestellt worden.

Der Terrorist «Carlos» ist mutmasslich für zahlreiche Anschläge der 70-er und 80-er Jahre in Westeuropa verantwortlich, bei denen eine grosse Anzahl von Personen getötet wurde. Betroffen waren etwa der Sender «Radio Free Europe» in München, die französische Botschaft in Beirut oder der saudiarabische Botschafter in Griechenland.

1994 konnte «Carlos» (eigentlich Illich Ramirez Sanchez) im Sudan verhaftet werden. Im Dezember 1997 wurde er in Paris wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Umstrittene Del Ponte-Verhaftungen

Durch die wochenlange Inhaftierung von zwei Männern und zwei Frauen – darunter der Tessiner Giorgio Bellini – geriet Carla del Ponte im November 1994 ins Kreuzfeld der Kritik linker Kreise. Bellini stand unter dem Verdacht, am Attentat gegen den Sender «Radio Free Europe» im Jahr 1981 teilgenommen zu haben.

Del Ponte liess im Zusammenhang mit den Verhafteten insgesamt sieben Staaten Rechtshilfegesuche zukommen: Rumänien, Ungarn, Tschechien, Griechenland, Frankreich, Deutschland sowie dem Libanon. Mehrmals besuchten ausländische Staatsanwälte in Sachen «Carlos» die Schweiz.

swissinfo und Agenturen

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