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Swissmetal verlangt Schadenersatz für den Streik

In Reconvillier streikten die Arbeiter während mehreren Wochen. Keystone

Der Buntmetall-Hersteller Swissmetal strengt gegen die Gewerkschaft Unia wegen des mehrwöchigen Streiks im Werk in Reconvilier eine Schadenersatzklage an.

Das Unternehmen beziffert den Schaden in einer Grössenordnung von 5 bis 10 Mio. Franken.

Swissmetal wolle gerichtlich Schadenersatz für den wirtschaftlichen Schaden, der dem Unternehmen durch den illegalen Streik in Reconvilier im Februar 2006 entstanden sei, heisst es in einer Medienmitteilung von Swissmetal vom Mittwoch.

Zum Streik im Werk in Renconvilier kam es, nachdem die Unternehmensleitung der Swissmetal-Gruppe im Dezember 2005 beschlossen hatte, die Giesserei von Reconvilier mit jener im Schwesterwerk in Dornach zusammenzulegen. Im Werk im Berner Jura fielen dadurch 80 der 320 Arbeitsplätze weg.

Trotz geltendem Gesamtarbeitsvertrag und darin verankerter Friedenspflicht rief die Belegschaft den Arbeitskampf aus und besetzte das Werksgelände. Die Gewerkschaft Unia solidarisierte sich mit der streikenden Belegschaft.

Swissmetal will die strittige Frage, ob der Streik in Reconvilier illegal war, nun vor Gericht klären lassen. Über den Fall Swissmetal hinaus geht es dabei auch um die Klärung einer öffentlichen Debatte über die Legalität von Streiks und über die Verantwortung der Gewerkschaften bei einem Arbeitskonflikt

Die Klage wird wohl erst in einigen Wochen vor Gericht zugelassen werden, da im Kanton Bern zuerst ein sogenanntes Aussöhnungsverfahren durchgeführt werden muss.

Verzicht auf Buchprojekt

Swissmetal will laut eigener Mitteilung auf ein Buchprojekt über den Streik verzichten. “Die Aufarbeitung des Themas lässt sich über die Schadenersatzklage sachlicher und effektiver realisieren”, schreibt das Unternehmen.

Auf dem eingeschlagenen Weg mache Swissmetal weiterhin gute Fortschritte. Im Allgemeinen sei dies bei der Umsetzung der klar definierten strategischen Ziele der Gruppe und im Speziellen bei der Normalisierung der operativen Produktion und der Arbeitsatmosphäre im Werk Reconvilier der Fall, heisst es in der Medienmitteilung weiter.

Gewerkschaft: Vorwürfe sind nicht begründet

“Für uns ist klar, dass die Vorwürfe unbegründet sind. Wir sehen der Klage gelassen entgegen”, sagte Nico Lutz, der Kommunikationsverantwortliche der Gewerkschaft Unia, gegenüber swissinfo.

“Dieser Streik war die Konsequenz der Vertragsauflösung durch die Direktion im Jahr 2004. Das Personal hat den Streik beschlossen und wir haben die Streikenden unterstützt.” Danach habe die Gewerkschaft eine Mediation vorgeschlagen.

“Die Direktion ist für die Verlängerung des Streiks verantwortlich, denn sie hat Entscheide gefällt, wie etwa die Entlassung der Kader.”

swissinfo und Agenturen

16. 11. 04: Angestellte der Swissmetal Reconvilier streiken und demonstrieren gegen die Entlassung des Direktors in Recovillier.
25.01.06: Erneuter Streik gegen die von der Direktion angekündigten Restrukturierungs-Massnahmen.
09.02.: Der Industrielle Rolf Bloch wird Mediator im Konflikt.
23.02.: Das Personal beschliesst, den Streik auszusetzen.
24.03.: Swissmetal entlässt 111 Angestellte.
04.04.: Rolf Bloch zieht einen unabhängigen Experten bei, der Vorschläge für die Zukunft erarbeiten soll.
15.06.: Der Expertenbericht wird von der Gewerkschaft Unia und der Direktion von Swissmetal begrüsst. Das Personal distanziert sich.
15.07.: Der Sprecher der Angestellten-Vertretung im Swissmetal-Werk von Reconvilier scheidet aus der Betriebskommission aus.

Swissmetal ist weltweiter Technologieführer für hochwertige Spezialprodukte aus Kupfer und Kupferlegierungen.

In den ersten 9 Monaten 2006 erreichte das Unternehmen einen Umsatz von 240,5 Mio. Fr., was einer Zunahme von 63% entspricht.

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