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Baisse am Flughafen Zürich

Trotz Baisse eröffnet Unique kommenden September ein neues Terminal. Unique/Ralph Bensberg

Der Flughafen "Unique" zählte im Jahr 2002 deutlich weniger Passagiere sowie leicht weniger Starts und Landungen.

Die provisorischen Zahlen des vergangenen Jahres liegen unter den Erwartungen. Am Sonntag machten zudem Gerüchte über Abbaupläne der Fluggesellschaft Swiss die Runde.

Knapp 18 Millionen Passagiere benutzten 2002 den Flughafen Zürich als Ausgangs- und Zielpunkt ihrer Flugreise. Dies entspricht einem Rückgang von 14,6% gegenüber 2001.

Die Flugbewegungen gingen um 8,8% auf 282’154 Starts und Landungen zurück. Die definitiven Zahlen folgen gemäss Flughafenbetreiberin “Unique” im Februar.

Rückgang erwartet

Nach dem Zusammenbruch der Swissair und dem Start der um 30% kleineren Swiss-Flotte hatte Unique zwar mit einem Rückgang gerechnet. Die Zahlen lagen aber leicht unter den Erwartungen.

Nachdem die Verkehrs-Ergebnisse bis Ende Oktober “voll auf Kurs” lagen, waren der November und der Dezember “eher enttäuschend”, heisst es in der Mitteilung vom Montag.

Swiss hatte mit 60% den grössten Anteil an den Flugbewegungen, gefolgt von der stark zulegenden deutschen Lufthansa (8%). Zuwachs erzielten auch British Airways (2%) und mit je 1,5% Iberia, Austrian Airlines und EasyJet.

Kommt es noch schlimmer?

Sollten sich gar die Abbau-Pläne der Swiss konkretisieren, könnte es für den Flughafen noch schlimmer kommen. Am Sonntag hatten entsprechende Gerüchte für Schlagzeilen gesorgt.

Die Rede war von einer “massiven Reduktion der Flugzeugflotte” und einem Abbau von bis zu 2000 Stellen.

Ein Abbau aber bedeutet für den Flughafen weniger Passagiere, weniger Einnahmen, weniger Arbeitsplätze. 1 Mio. Passagiere pro Jahr tragen derzeit rund 2500 Arbeitsplätze am Flughafen und in der Region.

Swiss-Chef André Dosé bezeichnete am Montag am WEF in Davos die Gerüchte um Abbaupläne als “wilde Spekulation”. Die Fluggesellschaft Swiss überprüfe ihre Flottengrösse und das Streckennetz.

Die Marktentwicklung werde zurzeit analysiert, und bei Bedarf würden Massnahmen getroffen, sagte Swiss-Sprecherin Christine Bühler zu dem Bericht der “SonntagsZeitung”. Angaben zu betroffenen Flugstrecken, einem allfälligen Stellenabbau und dem Zeitpunkt der Entscheidung machte sie nicht.

“Schwieriges” 2003

Doch auch Dosé erwartet für die Swiss “ein schwieriges 2003”. Der drohende Irakkrieg erschwere die Lage. Swiss verfüge über Szenarien, um kurzfristig reagieren zu können.

Dosé nahm in Davos an einer Diskussion über die Zukunft der Luftfahrtindustrie teil. Die ganze Industrie stehe vor einer unsicheren Zukunft und grossen Herausforderungen, sagte er. Davon sei auch Swiss betroffen.

Doch er sei zuversichtlich, “denn wir liegen über dem Business-Plan”. 2002 schliesse das Unternehmen besser als budgetiert ab, und 2003 werde eine ausgeglichene Rechnung erwartet.

“Wir haben eine gute Kostenstruktur”, sagte der Swiss-Chef. Die Gesellschaft versuche aber stets, die Einnahmenseite zu verbessern. Dies ohne die Swiss zu einer Billig-Airline zu machen.

Trotzdem will Swiss auch am Verkauf von Restplätzen zu Billigpreisen festhalten. Die Tickets würden über alternative Kanäle vertrieben, um Kommissionen von Reisebüros zu vermeiden. “Da handelt Swiss wie alle Fluggesellschaften der Welt.”

EasyJet-Chef wenig zuversichtlich

EasyJet-Chef Stelios Haji-Ionannou sieht die Zukunft von Swiss weniger positiv. Die Gesellschaft sei für die Schweiz zu gross. Um Swiss rentabel betreiben zu können, müsste die Flotte halbiert werden, ist er überzeugt.

Zudem müsse die Swiss ihre Kostenstruktur in den Griff bekommen. Darin liege das Problem, nicht in der Preisstruktur. Und Swiss müsse sich die Frage stellen, ob sie wirklich Lang- und Kurzstreckenflüge anbieten wolle.

Im vergangenen November hatte die Swiss den Abbau von 300 Stellen im Flugbetrieb und die Verkleinerung der Flotte um acht Maschinen angekündigt.

swissinfo und Agenturen

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