Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Akademikerquote steigend, aber noch zu tief

Keystone

Die Zahl der Hoch- und Fachhochschul-Absolventen hat sich mehr als verdoppelt. Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz aber noch unter dem Durchschnitt.

Unterdurchschnittlich ist gemäss einer OECD-Studie auch der Frauenanteil in den Bereichen Mathematik, Technik und Naturwissenschaft.

Die Schweiz holt bei der Zahl von Hochschulabsolventinnen und -absolventen im internationalen Vergleich auf.

Dies steht in der jährlich erscheinenden Studie “Bildung auf einen Blick” der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Gemäss der Studie ist die Bildungsbeteiligung in den meisten OECD-Ländern gestiegen, auch in der Schweiz.

Hatte ein fünfjähriges Kind 1980 in der Schweiz eine Ausbildungsdauer von 14,5 Jahren zu erwarten, so waren es 2005 bereits 16,9 Jahre.

Untervertretene Frauen

In den letzten 25 Jahren verringerten sich gleichzeitig mit diesem Anstieg die Geschlechterunterschiede bezüglich Eintritte und Abschlüsse postobligatorischer Ausbildungen.

Frauen sind in der Schweiz in den mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen Fächern noch immer stark untervertreten. In anderen Ausbildungen haben sich die Geschlechterunterschiede verringert.

Mit einem Frauenanteil von nur gerade 15% in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern bildet die Schweiz mit Japan das Schlusslicht im internationalen Vergleich der OECD-Bildungsindikatoren 2007.

Bereits im Alter von 15 Jahren machen sich die Unterschiede bei den Geschlechtern in der Mathematikkompetenz bemerkbar. Abschlüsse in diesen Fachrichtungen sind laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) volkswirtschaftlich sehr bedeutsam.

Unterdurchschnittliche Hochschulquote

Die Schweiz gehört laut der OECD-Studie zur Gruppe der Länder, deren Quote sich auf der Hochschulstufe in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat. Trotzdem liegt die Quote auf dieser Stufe mit 27% immer noch klar unter dem OECD-Mittel von 36%.

Die Schweiz würde aber von einer höheren Akademikerquote profitieren, heisst es in der Studie. Wenn die Wirtschaft auf eine ausreichende Zahl Hochqualifizierter zurückgreifen könne, würde sie schneller wachsen und auch Geringqualifizierte fänden dann leichter einen Job, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria.

Arbeitsplatzsicherheit und höheres Einkommen

Die Studie zeigt weiter, dass das Einkommen der Hochschulabsolventen deutlich höher liegt als jenes der Nichthochschulabsolventen. Anders als beispielsweise in Deutschland haben diese Einkommensvorteile in den vergangenen Jahren aber nicht zugenommen.

Einen deutlichen und wachsenden Vorteil haben Hochqualifizierte laut der Studie bei der Arbeitsplatzsicherheit.

Mehr Bildung dank höheren Investitionen

Gestiegen ist die Bildungsbeteiligung auch im nachobligatorischen Bereich. Rund 89% der Jugendlichen erwerben laut BFS in der Schweiz einen Abschluss auf der Sekundarstufe II. Sie absolvieren eine Berufsausbildung, machen die Matur oder eine andere Mittelschule. Damit liegt diese Quote deutlich über dem OECD-Schnitt von 82%.

Laut BFS wird die zunehmende Bildungsbeteiligung von entsprechenden finanziellen Investitionen begleitet. In der Schweiz stiegen die öffentlichen Bildungsausgaben des Bruttoinlandprodukts seit 1990 um rund 20%.

swissinfo und Agenturen

Das Schweizer Bildungssystem besteht aus drei Stufen: Primär-, Sekundär- und Tertiärstufe.

Die Primar- und erste Sekundarstufe bilden die obligatorische Schulzeit. Sie dauert 9 Jahre. Die zweite Sekundarstufe und die Tertiärstufe, die Hochschulen und höhere Berufsbildung umfasst, bezeichnet man als nachobligatorische Ausbildung.

Das Hochschulsystem der Schweiz umfasst derzeit die zwei Eidgenössischen Technischen Hochschulen (Lausanne und Zürich), die dem Bund unterstehen und zehn kantonale Universitäten, die von den Kantonen kontrolliert und finanziert werden.
Ausserdem gibt es 8 Fachhochschulen, 15 Pädagogische Hochschulen, sowie universitäre Institutionen, die vom Bund unterstützt werden.

Die höhere Berufsbildung umfasst die Höheren Fachschulen einschliesslich Technikerschulen, Berufsprüfungen und Höheren Fachprüfungen.

Zu Beginn des Studienjahres 2006/07 haben sich rund 114’000 Studierende an Schweizer Hochschulen eingeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 1,3% mehr. Die Fachhochschulen zählen über 55’000 Studierende, 4% mehr als im Vorjahr.

Die Höheren Fachschulen (HF) der Schweiz haben am Dienstag einen nationalen Dachverband gegründet.

Sie wollen damit ihre politische Kraft stärken und sich gemeinsam einen angemessenen Teil der öffentlichen Bildungsmittel sichern.

Im Kampf um die Bildungsmilliarden wollen die HF gegenüber Universitäten und Fachhochschulen besser bestehen können.

Die neue Konferenz HF umfasst über 100 Fachschulen mit insgesamt rund 8000 Diplomanden.

Fernziel ist die Schaffung eines eigenen Bundesgesetzes für die Höheren Fachschulen.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft