
BMW setzt auf Wachstumsmarkt China
MÜNCHEN/PEKING (awp international) – Der Münchener Autobauer BMW rechnet weiter mit hohen Wachstumsraten in China und will seine Kapazitäten dort deutlich ausbauen. Auch der sportliche Geländewagen X1 könnte künftig in China vom Band laufen. Für das laufende Jahr strebt der Hersteller einen Absatz von deutlich mehr als 100.000 Fahrzeugen an.
«Die Marke von 100.000 Autos werden wir mit Leichtigkeit übertreffen», sagte Vertriebsvorstand Ian Robertson am Donnerstag in Peking. Er deutete an, das bisherige Verkaufsziel der Münchener könnte bald erhöht werden. Im vergangenen Jahr hatten die Münchener über 90.000 Fahrzeuge in China abgesetzt. Im ersten Quartal 2010 verdoppelten sich die Auslieferungen im Vergleich zur Vorjahresperiode auf mehr als 36.500 Fahrzeuge. «Eine solche Wachstumsrate werden wir nicht halten können», sagte Robertson. Er verwies auf das vergleichsweise schwache Auftaktquartal 2009, im weiteren Jahresverlauf hätten dann die Verkäufe deutlich zugelegt. Damit sei es schwieriger, die Vorjahreswerte in dem Masse zu toppen.
Schon jetzt ist China der grösste Markt für das BMW-Topmodell 7er. Von der neuen Generation wurden im vergangenen Jahr in den acht Monaten seit der Markteinführung rund 17.000 Stück verkauft. In Deutschland waren es den Unternehmensangaben zufolge nur knapp 6.000 Wagen im ganzen Jahr ? dabei muss für einen 7er in China wegen hoher Importzölle rund doppelt so viel wie in Deutschland gezahlt werden. Im ersten Quartal 2010 ist China für BMW zum weltweit drittgrössten Absatzmarkt hinter Deutschland und den USA aufgestiegen. «Ich bin überzeugt, dass es auch bis zum Jahresende so bleibt», sagte der Vertriebsvorstand. Bislang hat BMW in China 150 Händler, 20 weitere Stützpunkte sollen in diesem Jahr hinzukommen.
Künftig setzt der Vertriebsvorstand auch stärker auf kleinere Wagen. «Kleine Premiumwagen haben ein grosses Potenzial in China», sagte Robertson. In dem Fahrzeugsegment hat BMW den 1er sowie Wagen der britischen Tochter Mini im Programm. Ergänzend kam im vergangenen Herbst der kleine Geländewagen X1 hinzu. «Der X1 ist in China hervorragend angekommen», sagte Robertson. Eine Produktion des X1 in China, der bislang ausschliesslich in Leipzig gefertigt wird, könnte frühestens 2012 beginnen. «Eines der ersten Produkte für unser neues Werk in Tiexi in der Region Shenyang könnte der BMW X1 sein», sagte Vorstandschef Norbert Reithofer am Donnerstag in Peking. Der Spatenstich für das zweite Werk in der Region soll im Juni erfolgen. Die chinesischen Produktionskapazitäten von BMW sollen mit dem neuen Werk auf insgesamt 100.000 Einheiten jährlich steigen. Die beiden Werke seien aber auf 300.000 Stück im Jahr ausbaufähig, sagte Reithofer. «Aus unserer Sicht ist es realistisch, dass wir diese Kapazität langfristig benötigen.»
BMW baut derzeit die Baureihen 3er und 5er in China. Für die neue Generation des 5er ist auch wieder eine Langversion geplant, die exklusiv in China für den chinesischen Markt hergestellt wird. In das neue Werk investieren die Münchener rund 280 Millionen Euro. Ebensoviel schiesst der chinesische Produktionspartner Brilliance hinzu. BMW und Brilliance arbeiten seit 2002 an ihrer Kooperation und bauen seit sechs Jahren zusammen Autos. «Wir sind sehr zufrieden mit der Kooperation», sagte Vertriebsvorstand Robertson. BMW sei nicht auf der Suche nach einem anderen Partner neben Brilliance. Noch in diesem Jahr hofft Robertson, dass eine Banklizenz für das Gemeinschaftsunternehmen bewilligt wird. «Dann könnten wir auch Finanzdienstleistungen anbieten.» Bislang gibt es in China kein Leasinggeschäft./dct/tw