
Der Muni geht ins Toggenburg

Bei strahlendem Wetter hat das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest am Wochenende in Nyon VD 110'000 Menschen angezogen. Neuer Schwingerkönig wurde der 23-jährige Arnold "Nöldi" Forrer aus dem Kanton St. Gallen. Er errang den Sieg nach Punkten.
Obwohl der Schlussgang am «Eidgenössischen» in Nyon nach 20 mehrheitlich ereignislosen Minuten keinen Sieger brachte, heisst der neue Schwingerkönig Arnold Forrer. Der Toggenburger stellte in der Endausmarchung mit seinem Klubkollegen und Freund Jörg Abderhalden, dem Schwingerkönig von 1998. Forrer profitierte davon, dass er mit einem halben Punkt Vorsprung auf
Abderhalden in den Schlussgang steigen konnte.
Von Gräben und Respekt
Am Festakt am Sonntag rief Bundespräsident Moritz Leuenberger zu gegenseitigem Respekt von Stadt und Land auf. Nur wer sich der Wurzeln bewusst sei, könne die Schweiz auch verändern.
Von den Gräben im Land beschäftige ihn am meisten derjenige zwischen Stadt und Land, sagte Leuenberger. Die Gegensätze zwischen der «Schweiz, die sich verändert, und der Schweiz, die so bleiben will, wie sie war», seien aber überwindbar.
Dass sich die Schwinger nach dem Kampf das Sägemehl vom Rücken klopfen, sei ein urschweizerisches Symbol dafür, wie in diesem Land Gegner miteinander umgingen. Diese Tradition müsse man jedoch «einigen Politikern, Werbebüros und Unternehmen» wieder in Erinnerung rufen.
Zur Lektüre empfahl Leuenberger in diesem Zusammenhang das technische Regulativ des Schwingens «mit seinen Vorschriften zur gegenseitigen Achtung, dem Verbot roher und gefährlicher Griffe. Hätte ich es früher gekannt, hätte ich es als Präambel für die neue Bundesverfassung vorgeschlagen», sagte er.
Annäherung zustande gekommen
Die erste Bilanz ist laut Organisations-Komitee positiv: 52’000 verkaufte Billette – wenn auch etwas weniger als die erwarteten 60’000. Die Mehrheit der zahlenden Gäste kam aus der Deutschschweiz.
Das Ziel sei aber erreicht, umso mehr als 50’000 Schaulustige die Rahmenanlässe säumten oder die Wettkämpfe im Schwingen, Steinstossen und Hornussen auf Grossleinwand mitverfolgten. Der Schwingsport sei den Romands näher gebracht worden, meint Pressesprecherin Françoise Crausaz.
Stein als Star
Der am 11. August am Pferdemarkt von Saignelégier wieder aufgetauchte Unspunnenstein erwies sich nach den Worten Crausaz‘ als Publikumsmagnet. Der vor 17 Jahren von der jurassischen Separatisten-Organisation Béliers entführte Symbolstein war während der drei Tagen des «Eidgenössischen» in der Nähe des Steinstoss-Geländes ausgestellt.
Er wurde zusammen mit dem Ersatzstein elektronisch bewacht und über Nacht im Polizeiposten von Nyon verwahrt. Das ursprüngliche Mineral taugt nicht mehr zum Stossen. Die Béliers meisselten ihr Motiv und Europasterne ein. So kommt der Stein nicht mehr auf sein Wettkampfgewicht von 83,5 Kilo. Nach Abschluss des «Eidgenössischen» nahm der Turnverein Interlaken als Besitzer die Steine wieder in seine Obhut.
swissinfo und Agenturen

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