SIG stösst Waffenbereich ab

Zwei deutsche Unternehmer haben den Bereich Handfeuer-Waffen der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft (SIG) gekauft. Statt auf Waffen will sich die SIG auf Verpackungen konzentrieren. Die Neuausrichtung kostete 350 Stellen, weitere 100 sind bedroht.
Mit dem Verkauf des Waffen-Bereichs setzt die SIG einen Trend in der Schweizer Industrie fort: Was nicht rentiert, wird abgestossen, wenn nötig auf Kosten von Arbeitsplätzen. Vorgemacht haben dies u.a. schon Sulzer, Adtranz, von Roll und Bally.
Im letzten Dezember hoffte die SIG-Führung, den Waffenbereich noch zu retten: Mit einer neuen «intelligenten» Pistole sollte der amerikanische Markt erobert werden. Die Smart Gun kam aber nicht sehr gut an und die Umsätze sanken weiter. Im Januar war klar, dass die Waffenschmiede weg soll.
Auf die Schnelle fand sich aber kein Käufer. Zu kompliziert war die Führung, zu überladen die Strukturen. Flugs wurden drei Geschäftsbereiche gegründet, 55 Leute entlassen und Lager für 30 Mio. Franken abgeschrieben.
Als Käuferin im Gespräch war die Rüstungs-Holding (RUAG) des Bundes. Die RUAG geriet aber selber in Finanznöte und musste durch eine Finanzspritze des Bundes gerettet werden (swissinfo 03.10.).
Für einen Teilbereich wurde jetzt ein Käufer gefunden: Die beiden deutschen Textilindustriellen Michael Lüke und Thomas Ortmeier aus Emsbetten übernehmen die Bereiche Pistolen, Jagdgewehre und Lauffertigung. Wieviel sie bezahlen bleibt geheim, die Transaktion muss ausserdem noch von den Kartellbehörden abgesegnet werden.
Die Sturmgewehrfertigung in Neuhausen am Rheinfall wird eingestellt. 65 Personen verlieren dort ihre Arbeit. Ebenfalls eingestellt wird die Produktion von Jagdwaffen bei der SIG Arms Hämmerli mit 35 Arbeitsplätzen in Lenzburg.
Das Management versicherte, dass die Serviceleistungen für das Sturmgewehr der Schweizer Armee sichergestellt seien.
vsam will Sofortmassnahmen
Der Verband Schweizerischer Angestelltenvereine der Maschinen- und Elektroindustrie (vsam) forderte sofortige Massnahmen für die 100 vom Stellenabbau betroffenen SIG-Angestellten.
Für die Angestellten in der Sturmgewehrfabrikation in Neuhausen und bei Hämmerli müsse der Sozialplan grosszügig angewendet werden. Die SIG müsse die Betroffenen in anderen Konzernbereichen beschäftigen und sie bei Umschulung und Stellensuche unterstützen.
swissinfo und Agenturen

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