Start zur letzten Rekrutenschule der Armee 95

Die Rekrutenschule dauert ab 2004 länger: Je nach Truppengattung 18 oder 21 Wochen statt wie bisher 15.
Dies ist eine der Neuerungen der Armee XXI, dem sicherheitspolitischen Instrument des Bundes ab 2004.
19’233 junge Männer und 87 Frauen wurden am Montagmorgen zum Start der Sommer-Rekrutenschulen erwartet. Sie sind die letzten, die ihre militärische Grundausbildung im Rahmen der Armee 95 in 15 Wochen absolvieren.
Bis einen Drittel längere RS
Ab 2004 finden in der neuen Armee XXI pro Jahr dann drei Rekrutenschulen statt zwei wie bisher. Diese werden 18 und 21 Wochen dauern. Je nach Waffengattung muss ein Drittel der Rekruten 3 Wochen mehr Grundausbildung absolvieren, für zwei Drittel wird die RS damit 6 Wochen länger bisher.
Begründet wird die längere RS-Dauer in der Armee XXI in erster Linie mit den komplexer gewordenen Waffensystemen und einer professionelleren Ausbildung.
VBS sorgte vor
Für den Fall, dass von der letzten RS-«Kurzversion» mehr junge Schweizer profitieren wollten als üblich, hatte das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) vorgesorgt und rund 40 zusätzliche Unterkünfte vorbereitet.
Dabei handelt es sich vor allem Zivilschutzanlagen. Für Offiziere hielt das VBS auch vermehrt nach Privatunterkünften Ausschau.
Offenbar kein grösserer Andrang
Jean-Luc Piller, Sprecher des Chefs Heer der Schweizer Armee, bebachtete bis am Montagmittag aber keinen eigentlichen Run auf die Sommer-Rekrutenschulen.
«Bei der Planung haben wir punkto Rekrutenzahlen einen Spielraum von 15 bis 20 Prozent mehr einberechnet. Dies für den Fall, dass eine Mehrheit der Rekruten ihre RS noch in 15 Wochen absolvieren wollte.»
Die vergangene Woche aus den Kantonen eingetroffenen Zahlen hätten aber nicht auf eine Rekordzunahme schliessen lassen, so Piller weiter. Die Zahl der Verschiebungsgesuche habe sich im üblichen Rahmen bewegt.
Mehr Rekruten in Thun
Auf einzelnen Ausbildungsplätzen rückten allerdings deutlich mehr Wehrmänner ein als in den letzten Jahren. In Thun beispielsweise, dem grössten Schweizer Waffenplatz, waren es laut Oberst Urs Trachsel 2341 junge Schweizer. Dies sind etwa «400 bis 500 mehr als sonst», erklärte der Kommandant des Waffenplatzes Thun gegenüber swissinfo.
Insgesamt muss Trachesel inklusive Ausbildner 3000 Personen unterbringen, hat aber nur 2700 Betten zur Verfügung.
Schulkommandant als «Hotelier»
«Ich muss rechnen wie ein Hotelier», so Trachsel, der rund 300 Personen in drei zusätzlichen Zivilschutzanlagen in Wimmis, Uetendorf und Linden unterbringt.
Obwohl die Truppenräume teilweise unterirdisch lägen, gebe es deswegen keine Probleme, so Trachsel.
Freiräume statt Tageslicht
«Wir gestehen den Rekruten dort ein gewisses Eigenleben zu, was sie sehr schätzen.» Bedenken äussern würden lediglich Familienangehörige oder Freundinnen der jungen Wehrmänner.
Trachsel rechnet zwar mit einer «gewissen» Ausfallquote während der Sommer-RS. Er verneinte aber, dass sich das Unterkunftsproblem auf diese Weise «von selbst lösen» werde.
swissinfo
19’233 junge Schweizer Staatsangehörige wurden für die Sommer-RS 2003 erwartet, darunter 87 Frauen.
Die letzte RS der Armee 95 dauert 15 Wochen.
Die RS unter der neuen Armee XXI wird ab nächstem Jahr je nach Truppengattung entweder 18 oder 21 Wochen dauern.
Die Stimmbevölkerung stimmte der Armee-Reform, die eine Verkleinerung der Truppe mit sich bringt, am 18. Mai 2003 zu.
Die Reform war damit begründet worden, dass sich die sicherheitspolitische Lage, die Bedrohungen und Gefahren für die Schweiz seit dem Ende des Kalten Krieges grundlegend verändert hätten. Die Grösse einer Armee sei heute weniger wichtig, vielmehr müsse auf bessere Ausbildung und Ausrüstung gesetzt werden.
Das VBS erwartet trotz der letzten «Kurz»-RS in diesem Jahr keinen bedeutend grösseren Rekruten-Andrang.
Zur letztjährigen Sommer-RS hatten die Kantone ebenfalls rund 20’000 Rekruten angemeldet.
In Thun beginnen dieses Jahr aber 400 bis 500 Rekruten mehr als sonst im Durchschnitt ihre Rekrutenschule.

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