Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Wahlbarometer 2007: CVP überholt FDP

swissinfo.ch

Falls die Nationalratswahlen Anfang September stattgefunden hätten, dann hätte die Christlichdemokratische Partei (CVP) die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) stimmenmässig überholt.

Laut dem 7. Wahlbarometer des Instituts gfs.bern im Auftrag der SRG SSR idée suisse legen auch die Grünen zu.

Nun geht der Wahlkampf in die Schlussphase: Die derzeitige Personifizierung und die starke Emotionalisierung wirkten sich positiv auf die Mobilisierung der Wählerinnen und Wähler aus, sagt Claude Longchamp, Leiter von gfs.bern.

Gemäss der Umfrage liegt die voraussichtliche Wahlbeteiligung bei 55%, das sind 10% mehr als bei den letzten Nationalratswahlen. Das wäre die höchste Wahlbeteiligung seit 1971.

“Mit der emotionalen Kampagne werden Leute erreicht, die sonst nicht wählen gehen”, sagt Longchampf. Es sei allerdings schwierig zu sagen, ob die starke Wählermobilisierung bis am 21. Oktober anhält.

Auf regionaler Ebene sind deutliche Unterschiede auszumachen: Während in der französischen Schweiz 68% der befragten Schweizerinnen und Schweizer angaben, wählen gehen zu wollen, liegt dieser Anteil in der Deutschschweiz (52%) und in der italienischen Schweiz (48%) unter dem Durchschnitt.

Historischer Moment

Im Zentrum findet ein harter Kampf statt: Laut Umfrage überrundet die CVP mit 15% der Stimmen erstmals die FDP (14,7%) in der Wählergunst.

Im polarisierenden Wahlkampf haben die Freisinnigen nicht nur mehr Schwierigkeiten, neue Wähler zu gewinnen, sondern sie verlieren auch zu Gunsten der Christdemokraten und der Schweizerischen Volkspartei (SVP) an Terrain.

Während die FDP Mühe bekundet, ihre Themenagenda durchzusetzen, festigt die CVP ihre Position dank einer geschickten Themenauswahl – namentlich die Familienpolitik – und ihrer Partei-Vertreter.

Mehr

Mehr

Nationalratswahl

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Wahl der 200 Mitglieder der grossen Kammer der Bundesversammlung. Sie wird alle vier Jahre unter der Leitung der Bundeskanzlei von den Kantonen durchgeführt. Wahlberechtigt ist, wer das Stimmrecht hat; wahlfähig sind die auf den Listen aufgeführten Kandidatinnen und Kandidaten. In den Wahlkreisen, wo nur ein Sitz zu vergeben ist und deshalb eine Majorzwahl abgehalten wird,…

Mehr Nationalratswahl

Grüne legen zu

Die Grüne Partei legt weiter zu: Gemäss Umfrage erreichen die Grünen bei den Wahlen einen Stimmenanteil von 10,7% (+3,3% im Vergleich zu 2003). Die Grünliberalen erhalten 2,2% mehr Stimmen.

Die Grünen gewinnen neue Wähler, und zwar auf Kosten der Sozialdemokratischen Partei (SP), der Partei der Arbeit der Schweiz (PdA) und der bürgerlichen Parteien. Ihre Umweltpolitik, ihre klare Positionierung und ihre erfolgreiche Wahlkampagne zahlen sich aus.

Die Polarisierung zwischen rechten und linken Parteien, welche die Parteienlandschaft in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre prägte, scheint sich erschöpft zu haben.

Sowohl die SVP als auch die SP verlieren laut Umfrage gegenüber den letzten Wahlen an Stimmen: Während der Stimmenanteil bei der SVP von 26,7% auf 25,6% sinkt, geht er bei der SP von 23,3% auf 22,6% zurück.

“Die Kampagne der SVP ist am präsentesten. Doch das muss nicht heissen, das die Partei deshalb Stimmen gewinnt”, sagt Longchamp. “Die SVP kann neue Wähler mobilisieren, doch die Blocher-Roschacher-Kampagne hat die Schweizer Bevölkerung stark polarisiert, was sich negativ auf die SVP auswirkt.”

Bundesrat: bleibt Status quo?

Die Zusammensetzung des neuen Bundesrats ist noch ungewiss. 35% der Befragten befürworten die aktuelle Zauberformel (2 SVP, 2 FDP, 2 SP und 1 CVP). 31% sind dafür, dass die Freisinnigen einen Bundesratsitz an die Grünen abgeben.

Der Stimmengewinn der CVP auf Kosten der FDP könnte auch der Debatte um einen zweiten CVP-Bundesratsitz wieder Auftrieb verleihen.

Da die Ergebnisse des Wahlbarometers stark von den aktuellen Geschehnissen abhängen, sei es noch zu früh, sich zur zukünftigen Zusammensetzung des Bundesrats zu äussern, sagt Longchamp.

Die Bundesratswahlen finden am 12. Dezember 2007 statt. Wahlbehörde ist das Parlament.

swissinfo, Andrea Arcidiacono
(Übertragung aus dem Italienischen: Corinne Buchser)

Mehr

Mehr

Bundesrat

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Der Bundesrat ist die Schweizer Regierung (Exekutive). Sie besteht aus sieben Mitgliedern, die alle vier Jahre vom Parlament (Vereinigte Bundesversammlung) gewählt oder bestätigt werden. Ein Mitglied der Landesregierung wird “Bundesrat” oder “Bundesrätin” genannt. Jeder Bundesrat, jede Bundesrätin, steht einem Departement als Minister oder Ministerin vor. Aus ihrer Mitte wird jährlich abwechselnd nach Amtsdauer der Bundespräsident…

Mehr Bundesrat

Schweizerische Volkspartei (SVP): 25,6% (26,7% im Jahr 2003)

Sozialdemokratische Partei (SP): 22,6% (23,3%)

Christlichdemokratische Volkspartei (CVP): 15% (14,4)

Freisinnig-Demokratische Partei (FDP): 14,7% (17,3%)

Grüne Partei: 10,7% (7,4%)

Voraussichtliche Wahlbeteiligung: 55% (45,4%)

Das 7. Wahlbarometer wurde zwischen dem 27. August und dem 8. September 2007 durchgeführt.

2032 repräsentativ ausgewählte Personen wurden in allen Sprachregionen des Landes telefonisch befragt.

Die Fehlerquote beträgt +/- 2,2%.

Die 7. Umfrage gehört zu einer Serie von 9 Umfragen vor den eidgenössischen Wahlen vom 21. Oktober 2007.

Die Umfrage betrifft nur die Wahlen in den Nationalrat, die grosse Kammer (200 Sitze).

Die Ständeratswahl (kleine Kammer der Bundesversammlung, 46 Sitze) wird nach kantonalem Recht durchgeführt. Mit Ausnahme der Kantone Appenzell Innerrhoden und Zug, in denen bereits gewählt wurde, finden die Ständeratswahlen am 21. Oktober 2007 statt.

In den Wahlregistern sind über 110’000 Auslandschweizerinnen und -schweizer eingeschrieben. Dieses gehören 44 der 3089 Nationalratskandidaten zur Fünften Schweiz.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft