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Computermaus-Hersteller Logitech machts vor

Stillstand ist Rückschritt: Logitech-Gründer Daniel Borel. Keystone

Zum achten Mal in Folge hat der Schweizer Maushersteller Logitech ein Rekordergebnis erzielt. Gründer Daniel Borel sprach mit swissinfo über das Erfolgsrezept.

Die erste Logitech-Maus hatte 1984 die Bedienung des Computers revolutioniert.

Im vergangenen Jahr brachte das Waadtländer Unternehmen mit Hauptsitz in Kalifornien nicht weniger als 130 neue Produkte auf den Markt. Borel ist Chef einer äusserst erfolgreichen Firma, die er 1981 auf dem Bauernhof seines Schwiegervaters gegründet hatte, zusammen mit Pierluigi Zappacosta und Giacomo Marini.

Der Erfolgsmanager ist auch Gründer der Stiftung Defitech. Deren Ziel ist es, Menschen mit einer Behinderung die Bedienung von Computern zu erleichtern. Der vielseitige Borel ist aber auch Gründer der SwissUp, einer Internet-Plattform im Bereich Ausbildung.

swissinfo: Haben Sie 1981 geglaubt, dass Logitech je so erfolgreich werden würde?

Daniel Borel: Ich hoffte in erster Linie zu überleben. Vergessen wir nicht, dass sogar Riesen aus jener Zeit verschwunden sind, wie die Digital Equipment Corporation, damals die Nummer 2 hinter IBM.

Die Kunst bestand darin, einerseits deine Träume zu verwirklichen und andererseits mit den Einkünften bis Ende Monat über die Runden zu kommen.

swissinfo: Was bedeutete es, in jener Zeit ein Unternehmen aufzubauen?

D.B.: Ich realisierte, dass in der Zeit der Computer eine besondere Ära angebrochen war. Ich hatte ähnliche Gefühle wie der Erfinder des Fernseh-Apparats, oder die Gebrüder Wright (Pioniere der Luftfahrt, die Red.). Sie begriffen, dass sie an etwas Grossem arbeiteten, das die Welt verändern würde.

Logitech wurde auf dem Bauernhof meines Schwiegervaters im Waadtländer Dorf Apples gegründet. Meine Mutter war sehr lange der Meinung, dass ich der Gründer von Apple Computer sei.

swissinfo: Wie konnte ein Schweizer Start-up-Unternehmen in einem Markt überleben, der von grossen US-Firmen dominiert wird?

D.B.: Wir stellen ein Nischenprodukt her. Mit einem solchen kann man entweder die Welt umarmen, oder man geht unter. Der Grund, weshalb wir nicht von einem grösseren Fisch geschluckt wurden, hiess Software. Davon hatte unsere Konkurrenz kaum eine Ahnung.

Ein Zwerg kann sich, wenn er schlau ist und sich schnell bewegt, gegenüber Grossen in eine so gute Position bringen, dass selbst Riesen nicht mit dem Kleinen mithalten können.

swissinfo: Hatten Sie je Angst vor einem Scheitern?

D.B.: Ich wusste, dass ich im Falle eines Schiffbruchs die Schweiz hätte verlassen müssen, weil ich ewig als Verlierer abgestempelt gewesen wäre. Darüber hatte ich mir aber nie viele Gedanken gemacht.

swissinfo: Weshalb engagieren Sie sich für SwissUp?

D.B.: Ich wollte der Schweiz etwas zurückgeben. Ursprünglich wollte ich ein virtuelles Silicon Valley für die Schweiz schaffen.

Während im Jahr 2000 die Medien in der Schweiz ein dunkles Bild von jungen Menschen zeichneten, die auf die Strasse gestellt worden waren, eroberten im Silicon Valley dieselben jungen Leute die Welt.

Ich glaubte, dass es in der Schweiz genügend grosse Unternehmen gibt, die eben diesen Geist entstehen lassen könnten, aber es hat nicht funktioniert.

Nun versuche ich, eine solche Aufbruch-Stimmung zu ermöglichen. Die Regierung steckt nicht genügend Geld in die Ausbildung. Die Schweiz kann in der Welt vorwärts kommen, denn sie hat das Personal dazu. Aber wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen eine bessere Ausbildung erhalten.

swissinfo: Was ist mit Defitech?

D.B.: Ich erhalte seit Jahren Anfragen von behinderten Menschen, spezielle Bedienungselemente für sie herzustellen. Aber wir hatten nie die Zeit und das Geld dazu. Meine Frau und ich haben nun eine Stiftung gegründet, um Computer-Technologie für Menschen mit einer Behinderung zu entwickeln. Die Stiftung kann auf das Wissen von Logitech zurückgreifen, ohne deren Budget zu belasten.

swissinfo Interview, Matthew Allen in Zürich
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)

Logitech ist ein Schweizer Unternehmen. Die Aktien werden seit 1988 an der Schweizer Börse gehandelt, seit 1997 ebenfalls an der Nasdaq in New York.

Der Hauptsitz ist in Kalifornien. Vom Sitz in der Schweiz aus werden die Aktivitäten in Europa, im Mittleren Osten und Afrika koordiniert.

Logitech stellte 1982 seine erste Maus her, die P-4. Zwei Jahre später zog die kleine Firma den ersten grossen Vertrag an Land, mit Hewlett-Packard (HP).

Logitech-Zahlen 2005:
Reingewinn: 181 Mio. Dollar.
Umsatz: 1,8 Mrd. Dollar.
Bruttomarge: 32%.

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