The Swiss voice in the world since 1935
Top Stories
Schweizer Demokratie
Newsletter
Top Stories
Debatten
Newsletter

Raoul nach zweieinhalb Monaten wieder bei seiner Familie

73 Tage nach seiner Verhaftung im US-Bundestaat Colorado ist der elfjährige Amerikaschweizer Raoul Wüthrich (Bild) am Freitag (12.11.) erstmals wieder von seiner Familie umarmt worden. Der Knabe traf in Begleitung seiner Grossmutter in Zürich ein.

Über 70 Tage nach seiner Verhaftung im US-Bundestaat Colorado ist der elfjährige Amerikaschweizer Raoul Wüthrich (Bild) am Freitag (12.11.) erstmals wieder von seiner Familie umarmt worden. Der Knabe traf nach der Einstellung des Inzestverfahrens in den USA am Mittag in Begleitung seiner Grossmutter in Zürich ein.

Mehr als 100 Medienschaffende und Kamerateams aus dem In- und Ausland hatten sich am Mittag auf dem Flughafen Zürich-Kloten versammelt, um den seit dem 30. August von der Familie Wüthrich ersehnten Moment mitzuverfolgen. Auf dem Flugfeld wurde Raoul von Mutter Beverly, Stiefvater Andreas und seinen drei Schwestern stürmisch umarmt.

Raoul war zwar bleich, wirkte aber ausgelassen und winkte auch der Medienschar, die auf der Zuschauertribüne auf Distanz gehalten wurde, vergnügt zu. Der Junge war auf dem Flug aus Chicago von seiner Grossmutter sowie vom Schweizer Konsul Walter Wyss und dessen Frau begleitet worden. Ein mitreisender Journalist berichtete, Raoul sei während des Flugs fröhlich und ausgelassen gewesen und habe mit anderen Fluggästen gescherzt.

An einer Medienkonferenz im Flughafen überreichte Konsul Wyss dem Vater den Schweizer Pass des Knaben. “Wir sind überglücklich, dass Raoul wieder zurück bei uns ist”, sagte Andreas Wüthrich und bedankte sich bei Wyss und dessen Frau. “Er war wie ein Grossvater für Raoul”, sagte er. Der Stiefvater bedankte sich daben auch bei den Medien. “Ohne den Medienaufwand wäre er vielleicht noch nicht in der Schweiz”, sagte er und fügte hinzu: “Aber jetzt ist es fertig”. Raoul müsse jetzt wieder in den Schoss der Familie zurückfinden. Interviews mit dem Knaben werde es nicht geben. “Jetzt geht es um Raoul, um unseren Buben. Das ist das Allerwichtigste”. Die Medien – so Wüthrich weiter – hätten sich dafür eingesetzt, dass Raoul wie ein Kind zu behandeln sei. “Es wäre ein Widerspruch, wenn die Medien das jetzt nicht akzeptierten.”

Über die weiteren Pläne der Familie äusserte sich der Vater nicht. Einzig das Menu des Nachtessens vom Freitag verriet er: Raclette!

Die Justizbehörden im US-Gliedstaat Colorado kündigten unterdessen an, dass sie nach dem Fall Raouls über die Bücher gehen wollen. Man werde sich nun zusammensetzen und neue Vorschläge an den Gesetzgeber diskutieren müssen, sagte der stellvertretende Bezirksanwalt von Jefferson, Sergei Thomas, in Golden. Er nahm damit zum Entscheid von Richter James Zimmerman Stellung, der am vergangenen Mittwoch den Antrag der Verteidigung gutgeheissen hatte, dass im Fall Raoul die gesetzliche Frist von 60 Tagen für die Durchführung eines speditiven Prozesses nicht eingehalten worden ist. Die Anklage war davon ausgegangen, dass sich die Frist auf jene Zeit bezieht, während der ein Jugendlicher in einer Strafanstalt einsitzt. Der Richter interpretierte das Gesetz aber dahingehend, dass auch jene Zeit mitgerechnet wird, in der ein Kind auf Anweisung der Behörden von seiner Familie getrennt und bei einer Pflegefamilie oder anderswo untergebracht ist.

Die Nachbarin, die Raoul in den USA angezeigt hatte, ist nach wie vor überzeugt, richtig gehandelt zu haben. “Ich bin tief besorgt, dass er nie die Hilfe erhält, die er braucht”, erklärte die Frau, die Raoul bei einem sexuellen Übergriff auf dessen fünfjährige Halbschwester beobachtet haben will.

SRI und Agenturen

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft