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Wie die Schweiz die Art des Kaffeetrinkens verändert hat

Kaffee aus einer Kolbenmaschine
Es ist nicht das erste Lebensmittel, das einem in den Sinn kommt, wenn man an die Schweiz denkt. Doch die Schweiz hat eine enge Verbindung zum Kaffee. Keystone / Christian Beutler

Vom löslichen Kaffee zum Kapselkaffee: Schweizer Erfindungsreichtum hat die Zubereitung und den Konsum eines der beliebtesten Getränke der Welt neu definiert.

Die Schweiz ist auf der ganzen Welt für Köstlichkeiten wie Schokolade und Käse bekannt, aber nicht alle wissen, dass sich Schweizer Erfinder:innen auch auf einem anderen Gebiet einen Namen gemacht haben: Kaffee.

Obwohl die Schweiz kein Kaffeeproduzent ist, haben Erfindungen aus unserem Land die Art und Weise, wie Millionen von Menschen dieses Getränk täglich geniessen, revolutioniert.

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Espresso auch zu Hause

Dass wir uns heute gleich nach dem Aufwachen per Knopfdruck Kaffee zubereiten können, verdanken wir dem Schweizer Ingenieur Arthur Schmed. Die allererste Espressomaschine stammt aus dem Jahr 1884, als der Turiner Unternehmer Angelo Moriondo sie für Hotels und Restaurants entwarf. Sein Ziel war es, der Kundschaft schnellen Instantkaffee anzubieten.

Bis in die 1970er-Jahre blieben diese Maschinen Bars, Restaurants und Hotels vorbehalten, doch Arthur Schmed hatte eine andere Vision: Er wollte diese Technologie in die Haushalte bringen.

In einer Garage in Zürich entwickelte er mit Hilfe von Sergio Zappella den ersten Prototyp einer automatischen Kaffeemaschine für den Hausgebrauch. Die beiden Ingenieure suchten jahrelang nach einer Finanzierung, bis sie die Unterstützung des traditionsreichen Schweizer Haushaltsgeräteherstellers Solis erhielten.

1981 gründeten Schmed und Zappella die Firma Saeco (ein Akronym für Sergio, Arthur und Company) und konnten ihre Erfindung schliesslich umsetzen: Im Jahr 1985 brachten Saeco und Solis die weltweit erste automatische Espressomaschine für den Hausgebrauch auf den Markt.

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Löslicher Kaffee

1929, nach dem Börsenkrach an der Wall Street, hatte Brasilien mit einem Überschuss an Kaffeebohnen zu kämpfen. Um die Branche wieder anzukurbeln, bat das brasilianische Kaffeeinstitut das Schweizer Unternehmen Nestlé, diesen Überschuss zur Herstellung von löslichem Kaffee zu verwenden. Zu dieser Zeit waren bereits koffeinhaltige Instantgetränke auf dem Markt, aber keines konnte den authentischen Geschmack und das Aroma von Kaffee wiedergeben.

Jahrelang arbeitete Nestlé daran, aber die Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend und das Projekt wurde aufgegeben. Ein Chemiker des Unternehmens, Max Morgenthaler, gab jedoch nicht auf und setzte die Experimente in seiner Küche zu Hause fort.

Dort entdeckte er die Erfolgsformel: Durch eine kalibrierte Verwendung von Kohlenhydraten gelang es ihm, das Aroma des Kaffees während der sogenannten Solubilisierung zu erhalten. Morgenthaler stellte seine Entdeckung Nestlé vor und einige Jahre später brachte das Unternehmen Nescafé auf den Markt. In nur zwei Jahren eroberte der neue lösliche Kaffee die Welt und kam in dreissig Ländern an.

Der Aufstieg der Kaffeekapseln

Alles begann 1975, als Éric Favre, ein junger Aerodynamik-Ingenieur, der gerade bei Nestlé angefangen hatte, eine Herausforderung annahm, die ihm seine italienische Frau gestellt hatte: Er sollte beweisen, dass auch ein Schweizer einen guten Espresso zubereiten konnte.

Während einer Reise nach Italien machte das Paar Halt im berühmten Café Sant’Eustachio in Rom. Hier beobachtete Favre den Barista bei der Anwendung einer speziellen «ruckartigen» Wasserextraktionsmethode, die durch die Sauerstoffanreicherung des Kaffees dessen Aroma und Crema verbesserte.

Zurück in der Schweiz entwickelte Favre den Prototyp einer versiegelten Kapsel, die Luft enthält und in der Lage ist, den in der Bar beobachteten Effekt zu reproduzieren und eine dicke, anhaltende Crema zu erzeugen. Nestlé war zunächst jedoch nicht an der Entwicklung dieser Idee interessiert und konzentrierte sich auf löslichen Kaffee.

Der Nespresso-Kapselkaffee wurde erst 1986 auf den Markt gebracht und der Erfolg stellte sich erst einige Jahre später ein.

Diese Schweizer Erfindungen veränderten die Art und Weise, wie Kaffee auf der ganzen Welt zubereitet und konsumiert wird, radikal, machten hochwertigen Espresso für alle zugänglich und revolutionierten den globalen Kaffeemarkt.

Aus dem RSI-Archiv – Schweizer Erfindungen (auf Italienisch):

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