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Die Schweiz, ein Paradies für Superreiche

Der deutsche Rennfahrer Michael Schumacher und die kanadische Country-Königin Shania Twain gehören dazu. Keystone

Die dreihundert Reichsten in der Schweiz sind im letzten Jahr noch reicher geworden. Insgesamt besitzen sie ein Vermögen von 400 Mrd. Franken.

Börsen-Hausse, Immobilien-Boom und ein florierender Markt für Luxusgüter liessen ihr Vermögen um 31 Mrd. Franken anwachsen, wie die jährliche Erhebung des Wirtschafts-Magazins “Bilanz” zeigt.

“Dieses Jahr passte alles zusammen: Die Börse befand sich auf einem Höhenflug und der Immobilienmarkt war stark – letzteres fiel vor allem ins Gewicht, weil viele Vermögende grosse Häuser und Grundstücke besitzen”, sagte der Herausgeber der “Bilanz”-Rangliste, Stefan Lüscher, gegenüber swissinfo.

Ein weiterer Faktor sei das Wachstum auf dem Markt für Luxusgüter. Jeder sechste der dreihundert Schwerreichen arbeite in diesem Sektor, so Lüscher weiter.

Viel für wenige

Im Durchschnitt kommt jeder Superreiche auf ein Vermögen von 1,333 Mrd. Franken, wie die am Dienstag veröffentlichte Studie belegt.

Allerdings ist auch bei den Reichsten das Vermögen ungleich verteilt. Allein die zehn Vermögendsten der Schweiz – fünf Schweizer und fünf Wahlschweizer – nennen 103 Mrd. Franken ihr Eigen.

An Vogelgrippe verdient

An der Spitze der 300 Reichsten steht dieses Jahr wiederum der schwedische Ikea-Möbelmagnat mit einem geschätzten Vermögen von 20 bis 21 Mrd. Franken. “Ingvar Kamprad hat dieses Jahr am meisten Geld gemacht. Er steigerte sein Vermögen um 5 Mrd. Franken”, sagte Lüscher weiter. Kamprads Geschäfte liefen weiterhin gut und die Marke Ikea sei noch stärker geworden.

Neu auf Platz zwei sind die Familien Oeri und Hoffmann. Durch das Grippemedikament Tamiflu und weitere viel versprechende Präparate ist ihr Anteil am Basler Pharmakonzern Roche inzwischen 15 bis 16 Mrd. Franken wert.

Auf dem dritten Platz ist weiterhin die Familie Bertarelli mit ihrer Beteiligung am Genfer Biotech-Unternehmen Serono von 9 bis 10 Mrd. Franken.

22 Neureiche

In die Liste der 300 Reichsten haben es dieses Jahr 22 neue Persönlichkeiten geschafft. Darunter befindet sich die Familie Bata mit einem geschätzten Vermögen von 3 bis 4 Mrd. Franken.

Thomas G. Bata, Enkel des Firmengründers, steuert von der Schweiz aus den Schuhkonzern mit 40’000 Beschäftigten in 4600 Filialen.

Witwen und Erbinnen

Neu auf der Liste ist auch Margherita Agnelli de Pahlen. Seit dem Tod ihres Vaters und Fiat-Gründers Gianni Agnelli hütet sie in der Westschweiz ein Familienvermögen im Umfang von 1 bis 1,5 Mrd. Franken.

Reichste Frau in der Schweiz aber ist die Brauerei-Erbin Charlene L. de Carvalho-Heineken mit einem Vermögen von 5 bis 6 Mrd. Franken.

Rund 2 Mrd. weniger besitzt die im Tessin lebende Heidi Horten, Witwe eines deutschen Kaufhauskönigs.

Absteiger und Auswanderer

Nicht mehr auf der Liste figuriert Harrods-Besitzer Mohammed Al-Fayed: Er ist mit seinen 1 bis 1,5 Mrd. Franken vom Genfersee ins noch steuergünstigere Monaco gezogen.

Grösster Absteiger ist der Wahlschweizer Curt G. Engelhorn. Er besitzt 2 Mrd. Franken weniger als vor Jahresfrist. Verloren hat er das Vermögen jedoch nicht wirklich, sondern an seine fünf Kinder als Vorbezug des Erbes vermacht.

Mehr Manager

Der stärkste Zuwachs auf der Liste ist in der Kategorie der reichsten Manager zu finden. Sie ist auf 12 Namen angewachsen, im letzten Jahr waren es noch deren sieben. Zusammen besitzen die Firmenbosse 2,6 Mrd. Franken.

Reichster Manager mit einem geschätzten Vermögen von 300 bis 400 Mio. Franken ist Fritz Gerber. Er verdankt seinen Besitz der Doppelkarriere bei Roche und der Zurich Financial Services sowie lukrativen Investments.

Neu in der Liste der vermögendsten Manager vertreten sind unter anderem die Chefin des Dentalimplantate-Herstellers Nobel Biocare, Heliane Canepa, sowie Ernst Thomke, Ex-Swatch-Manager und Mehrfach-Sanierer. Beide verfügen über 100 bis 200 Mio. Franken Vermögen.

Orakel in Zürich

Die Erhebung der Superreichen folge zwar nicht exakt-wissenschaftlichen Kriterien, räumte Lüscher ein, aber sie sei so akkurat wie möglich und stütze sich auf eine detaillierte Analyse des publizierten Zahlen- und Fakten-Materials.

“Wir geben besonders Acht darauf, wie wir die einzelnen Vermögen berechnen”, so Lüscher. Je nach dem könnten die ausgewiesenen Zahlen allfällige Deals beeinflussen. “Das wäre ein gefährliches Spiel”, hielt er fest.

swissinfo und Agenturen

Die diesjährige Liste der 300 Reichsten in der Schweiz weist 22 neue Namen auf.

Insgesamt besitzen die Neuaufgenommenen ein Vermögen von 12,1 Mrd. Franken.

Rund die Hälfte der 300 Reichsten in der Schweiz besitzen einen ausländischen Pass.

Spitze der Rangliste 2005:
1. Ingvar Kamprad, 20 bis 21 Mrd. Franken schwer
2. Familien Oeri und Hoffmann, 15-16 Mrd. Franken schwer
3. Die Familien Brenninkmeijer und Latsis sowie Ernesto Bertarelli, je 9,5 Mrd. Franken schwer

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