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Durchbruch bei Atraxis

Keystone

Aufatmen bei der Swissair-Tochter Atraxis: Sie wird vom texanischen Informatikunternehmen EDS gekauft. EDS führt das operative Geschäft von Atraxis weiter.

Am Montag sei ein Abkommen mit EDS unterzeichnet worden, heisst es in einer Medienmitteilung. Der Abschluss der Transaktion unterliege einer raschen, intensiven Due Diligence und der notwendigen Genehmigungen von kartellrechtlicher Seite.

Über Einzelheiten des Vertrages sei bis auf weiteres Stillschweigen vereinbart worden. Zum Übernahmepreis werden keine Angaben gemacht. Für die 2’100 Beschäftigten der Atraxis zeichnet sich mit der Übernahme ein Ende der langen Zeit der Ungewissheit ab.

Wie viele der Angestellten von Atraxis unter dem EDS-Dach weiterbeschäftigt würden, ist allerdings noch offen. Gemäss Medienmitteilung soll so schnell wie möglich, spätestens jedoch bis Ende Jahr, Klarheit herrschen.

Fortführung des Geschäfts

Sobald der Vertrag realisiert worden sei, werde EDS die von Atraxis betriebenen Reservations-, Airport-Management- und Luftfahrts-Informationssysteme fortführen, heisst es in der Mitteilung weiter.

Das Abkommen werde die Erbringung zukünftiger Dienstleistungen für die Kunden von Atraxis gewährleisten und für EDS eine “starke europäische Basis” schaffen. Weitere Informationen waren am Montagabend seitens Atraxis nicht erhältlich.

Verkauf mit Signalwirkung?

Die Gewerkschaft VPOD Luftfahrt begrüsste die Übernahme von Atraxis durch EDS. Laut Daniel Vischer, Präsident des VPOD Luftverkehr, dürfte laut seinen Informationen EDS die bestehenden Verträge gemäss Obligationenrecht (OR333) übernehmen.

Der Verkauf von Atraxis zeige, dass Investoren zu finden seien, die Swissair-Töchter als Ganzes zu übernehmen bereit seien. Das sei ein wichtiges Signal für den Fortbestand anderer Swissair-Firmen wie Swissport, SR Technics oder Gate Gourmet, sagte Vischer.

Task-Force-Leiter zufrieden

Georg Elser, Leiter der für die flugverwandten Betriebe zuständigen Task Force, hat die Übernahme der Atraxis-Dienstleistungen durch die EDS als positiven Schritt begrüsst. Laut Elser handelt es sich bei der Abmachung um einen Vorvertrag, welcher der EDS vor einem definitiven Vertragsabschluss noch einen Monat Zeit gibt, um notwendige Abklärungen zu treffen. Obwohl also noch einige Unsicherheiten bestehen, sei er zuversichtlich.

Die finanziellen Bedürfnisse der Atraxis für den Monat November seien in der Abmachung nicht eingeschlossen, sagte Elser weiter. Es sei also nicht auszuschliessen, dass aus den am vergangenen Freitag beschlossenen Liquiditäts-Spritzen für die flugnahen Betriebe noch Geld an die Atraxis fliessen wird.

Die Nähe des Kleinen zum Grossen

Atraxis ist ein Anbieter von Informatik-Lösungen für die Flugindustrie. Das Unternehmen erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 639 Mio. Franken.

Der Käufer EDS war 1962 in Dallas (US-Bundesstaat Texas) vom späteren mehrfachen US-Präsidentschafts-Kandidaten Ross Perot gegründet worden. Der Konzern bezeichnet sich heute als einen der weltweit führenden Dienstleister für Informations-Technologie und E-Business.

Im Jahr 2000 erreichte EDS bei einem Umsatz von 19,2 Mrd. Dollar einen Gewinn von 1,14 Mrd. Dollar. Der Konzern beschäftigt weltweit 115’000 Mitarbeiter, davon rund 600 in der Schweiz.

Folge des Swissair-Debakels

Atraxis war im Zusammenhang mit dem Swissair-Debakel in Liquiditäts-Engpässe geraten. Dank einer Finanzspritze von 35 Mio. Franken von den Kantonen Zürich und Basel sowie von den Flughäfen Zürich, Basel und Genf sollte die Liquidität bis zum Verkauf gesichert werden.

Als weitere Lösungen für Atraxis standen eine Zusammenarbeit mit Lufthansa und IBM zur Diskussion. In den vergangenen Tagen verdichteten sich die Zeichen, dass EDS der Käufer sein wird.

swissinfo und Agenturen

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