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Erfolgswinter dank Abfahrts-König Didier Cuche

Am Ziel: Abfahrtskönig Didier Cuche mit der kleinen Kristallkugel. Keystone

Die Schweizer Skirennfahrer haben die Erfolge aus dem letzten Winter übertroffen. Den Glanzpunkt setzte Didier Cuche, der den Abfahrts-Weltcup verteidigte.

Eher durchzogene Bilanz bei den Frauen: Die Teamleaderinnen Nadia Styger und Martina Schild fuhren zu wenig konstant. Dagegen schlugen Fabienne Suter und Lara Gut richtiggehend ein.

Im Gesamtweltcup belegte er Rang drei. Den Disziplinensieg im Super G verpasste er beim Finale um einen lächerlichen Punkt. Doch dafür hielt er sich mit dem erneuten Sieg des Abfahrts-Weltcups schadlos: Der Neuenburger Didier Cuche.

“Der Gewinn der kleinen Kristallkugel ist schlicht super”, zieht Cheftrainer Martin Rufener vor dem 34-jährigen “Oldie” den Hut. Dass Cuche wie im letzten Jahr Bester in der Königsdisziplin im Skizirkus ist, macht den Erfolg für Rufener noch wertvoller.

Dies umso mehr, als Cuche vor drei Jahren nach einem Kreuzbandriss lange habe pausieren müssen, erinnert Rufener. “Er hat ein absolutes Kämpferherz, und er arbeitet mehr als alle anderen.”

Wieder erstarkt

Cuche ist die Spitze der Schweizer Skierfolge. Das Schweizer Skiteam konnte in der am Wochenende zu Ende gegangenen Saison nicht weniger als zehn Weltcup-Siege verbuchen.

Vor Jahresfrist waren es lediglich deren zwei gewesen. Zur Erinnerung: Im tristen Winter 2004/05, hatten die Fahrer und Fahrerinnen von Swiss Ski am Schluss gar mit leeren Händen dagestanden, was Siege anbelangt.

Die Kluft zu Österreich ist aber immer noch riesig: Der ewige Konkurrent totalisierte in diesem Winter 13’560 Weltcup-Punkte. Die Schweiz kam mit 6458 auf weniger als die Hälfte.

Alles stimmt

Zu den wichtigsten Bausteinen von Cuches Erfolg zählt Rufener das sehr gute Sommertraining, das richtige Material und – entscheidend! – den richtigen Servicemann. Dies habe dem Fahrer gleich von Saisonbeginn an Leistungen auf Topniveau erlaubt.

Mit seiner Dominanz in den beiden Speed-Disziplinen stahl der Teamsenior den “jungen Wilden” im Schweizer Team, Marc Berthod und Daniel Albrecht, (noch einmal) die Schau.

Ins Schaufenster der ganzen Ski-Welt gerast

Die “Ski-Zwillinge” Berthod und Albrecht, sie haben beide Jahrgang 1983, landeten zwar in dieser Reihenfolge beim Riesenslalom von Adelboden einen frenetisch bejubelten Doppelsieg.

Doch Cuche liess sich ob seiner dortigen Patzer nicht aus der Ruhe bringen. In der Lauberhorn-Abfahrt musste er sich nur dem entfesselten Bode Miller geschlagen geben. Beim Abfahrtsklassiker auf der Streif in Kitzbühel dann drehte Cuche den Spiess um: Sieg auf der schwierigsten Strecke der Welt.

Sprichwörtliche Gelassenheit

Der grösste Unterschied zwischen dem Teamsenior und den nachdrängenden Albrecht und Berthod besteht vielleicht in Cuches schon fast genüsslich zur Schau gestellten Gelassenheit.

Der Walliser Albrecht bestätigte zwar mit guten Rennen seinen Medaillensatz an den letztjährigen Weltmeisterschaften in Schweden. Berthod liess neben seinem Coup in Adelboden weitere Heldentaten vermissen. Dies allerdings auch, weil er lange von einer hartnäckigen Fussgelenk-Verletzung geplagt wurde.

Ganz zufrieden kann Rufener deshalb mit seinen beiden Alleskönnern nicht sein. “Sie vermochten ihre Möglichkeiten nicht ganz auszuschöpfen”, sagt er. Doch ist er sich sicher, dass ihre ganz grosse Zeit noch kommen wird.

Nur Zwischenstation

Die Erfolge der abgelaufenen Saison freuen Rufener. Die Enttäuschungen – dazu zählt er die beiden Speedspezialisten Ambrosi Hoffmann und Tobias Grünenfelder – wurmen ihn. Doch beides sind für den Cheftrainer nur Zwischenstationen auf dem Weg in eine verheissungsvolle Schweizer Ski-Zukunft. Die Hoffnungen ruhen dabei auf den Schultern von Albrecht und Berthod.

Die Ski-Zwillinge sollen in zwei oder drei Jahren nicht nur die Weltcup-Gesamtwertung anvisieren. Sie sollen an der WM im nächsten Winter sowie bei Olympia 2010 in Kanada auch Medaillen gewinnen – wie 2007 in Are.

Die neuen Sterne: Fabienne Suter…

Bei den Frauen fällt das Weltcup-Jahr 2007/08 etwas zwiespältig aus. Die Teamleaderinnen Nadia Styger und Martina Schild gewannen zwar je ein Rennen. An der Konstanz haperte es aber gewaltig. Mehr als die Ränge 17 und 23 im Gesamtweltcup schaute nicht heraus.

Für die grosse Überraschung war die 23-jährige Fabienne Suter besorgt, welche die letzten beiden Super G für sich entschied. Mit ihrem “Doppel-Schlag” schaffte die Schwyzerin, die wegen Verletzungen zwischen 2003 und 2006 keine Rennen hatte bestreiten können, endgültig den Sprung an die Weltspitze.

… und Lara Gut

Neben Suter gibt es noch eine weitere gute Nachricht aus dem Team von Cheftrainer Hugues Ansermoz: Lara Gut. Das 16-jährige Riesentalent aus dem Tessin fuhr Anfang Februar in der Abfahrt von St. Moritz sensationell aufs Podium.

Als Dritte verpasste sie den Sieg nur hauchdünn, weil sie vor dem Ziel gestürzt und die letzten 20 Meter ins Ziel geschlittert war. Ihre Saison toppte Gut schliesslich mit dem Gesamtsieg im Europacup.

swissinfo, Renat Künzi

Das Schweizer Skiteam war in diesem Winter so erfolgreich wie seit zwölf Jahren nicht mehr.
Es resultierten zehn Weltcup-Siege; sechs der Herren, vier bei den Frauen.
Im letzten Winter waren Schweizer Fahrer nur zweimal ganz zuoberst aufs Podest gefahren.
Zuvor war das Schweizer Team in einer tiefen Krise. An der WM 2005 in Bormio gab es keine einzige Medaille.

1. Bode Miller (USA) 1409 Punkte. 2. Benjamin Raich (Ö) 1298. 3. Didier Cuche (Sz) 1263. Ferner: 7. Daniel Albrecht (Sz) 795. 9. Didier Défago (Sz) 645. 21. Marc Berthod (Sz) 411.

1. Lindsey Vonn (USA) 1403. 2. Nicole Hosp (Ö) 1183. 3. Maria Riesch (De) 1146.
Die besten Schweizerinnen: 17. Nadia Styger (Sz) 474. 21. Fabienne Suter (Sz) 357. 23. Martina Schild (Sz) 354.

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